Lindt verlagert Goldhasen-Produktion in die USA: Strafzölle treiben Konzern zum Strategiewechsel

Lindt & Sprüngli passt seine Strategie an. Der traditionsreiche Schokoladenhersteller reagiert auf die US-Strafzölle mit einer geplanten Verlagerung der berühmten goldverpackten Osterhasen in die Vereinigten Staaten. Nach Informationen von Bloomberg stehen Investitionen von bis zu zehn Millionen Dollar für den Standort Stratham in New Hampshire zur Diskussion. Dort könnte künftig ein Teil der beliebten Hohlfiguren entstehen. Hintergrund sind die Importabgaben der Trump-Administration, die für Schokolade aus der Europäischen Union bei 15 Prozent liegen. Bislang entstehen die Hasen ausschließlich in Deutschland und müssten den Strafzoll abführen (merkur: 19.08.25).


Erweiterte Produktion bei Lindt in Nordamerika

Nach Insiderangaben umfasst der Plan nicht nur die Osterhasen. Auch Weihnachtsmänner und andere saisonale Figuren sollen direkt in den USA gefertigt werden. „Wir arbeiten kontinuierlich daran, unsere Produktion und internen Lieferketten effizienter zu gestalten und berücksichtigen dabei die aktuelle Situation rund um Zölle“, erklärte ein Konzernsprecher. Zudem bestätigte Lindt: „Seit mehreren Jahren evaluieren wir zusätzliche Investitionen in US-Kapazitäten.“ Damit rückt der amerikanische Markt noch stärker in den Fokus des Unternehmens.

Lindt plant die Goldhasen-Produktion in die USA zu verlagern. Zölle und teure Rohstoffe führen zu Investitionen und Preiserhöhungen
Lindt plant die Goldhasen-Produktion in die USA zu verlagern. Zölle und teure Rohstoffe führen zu Investitionen und Preiserhöhungen

Die Vereinigten Staaten gelten als wichtigster Absatzmarkt für Schokolade weltweit. Lindt setzte dort im vergangenen Jahr 843 Millionen Dollar um. Das Wachstum lag laut Geschäftsbericht bei 4,9 Prozent. Angesichts dieser Zahlen erscheint der Ausbau der Produktionskapazitäten als logischer Schritt. Doch die Strafmaßnahmen sorgen nicht nur bei Lindt für Nervosität. Auch andere europäische Unternehmen suchen nach Lösungen, um die Belastungen durch Zölle abzufedern.

Strategische Reaktionen auf Zölle

Die Schweiz steht besonders unter Druck. Mit 39 Prozent Zoll auf Schweizer Importe trifft sie eine der härtesten Regelungen im internationalen Vergleich. In der Folge überlegen zahlreiche Firmen, Teile der Fertigung aus Europa zu verlagern oder ihre Produktion zu drosseln. Lindt reiht sich in diese Entwicklung ein. Parallel zur möglichen Verlagerung in die USA prüfen Insider zufolge auch Verantwortliche, die Fertigung für den kanadischen Markt nach Europa zurückzuholen. Grund sind die Vergeltungsmaßnahmen Kanadas gegenüber den Vereinigten Staaten.

Eine offizielle Bestätigung blieb bislang aus. Schon im August erklärte Lindt gegenüber der Agentur AWP: „Wir evaluieren derzeit verschiedene Optionen, wie wir mit den Zöllen künftig umgehen.“ Diese Formulierung zeigt, dass die Konzernführung mehrere Szenarien vorbereitet. Klar ist: Die Zölle verschärfen eine ohnehin angespannte Lage, denn auch Rohstoffpreise treiben die Kosten.


Steigende Preise und Produktionsnetzwerk

Besonders die Entwicklung am Kakaomarkt belastet den Konzern. Der Preis für Kakao stieg im ersten Halbjahr spürbar, was bei Lindt-Produkten zu einem durchschnittlichen Aufschlag von 16 Prozent führte. Für die kommende Osterzeit rechnet das Unternehmen mit weiteren Preisanpassungen von etwa zehn Prozent auf dem deutschen Markt. Konsumenten dürften die Konsequenzen der Handelspolitik also deutlich spüren.

Gleichzeitig verweist Lindt auf sein breit gefächertes Produktionsnetzwerk. Viele Produkte entstehen bereits vor Ort in den Märkten, in denen sie verkauft werden. Allerdings gibt es Ausnahmen. Lindor-Tafeln stammen ausschließlich aus der Schweiz, Frankreich bildet das Zentrum für dunkle Excellence-Schokolade, und Italien konzentriert sich auf Nusskreationen. Diese Spezialisierungen sichern Qualität, erschweren jedoch flexible Anpassungen an politische Vorgaben.

Balance zwischen Tradition und Marktzwängen

Die Entscheidung über den künftigen Standort der Goldhasen-Produktion stellt somit mehr dar als eine Reaktion auf Zölle. Sie verdeutlicht das Spannungsfeld zwischen Tradition, globalen Lieferketten und politischem Druck. Während Kunden in Europa weiter Wert auf Schweizer Qualität legen, erfordert der US-Markt Lösungen, die Handelsbarrieren umgehen. Für Lindt geht es daher nicht allein um Kosten, sondern um langfristige Wettbewerbsfähigkeit auf einem der bedeutendsten Märkte der Welt.

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