Eine Laufzeitverlängerung für die letzten drei Atomkraftwerke würde laut Wirtschaftsminister Habeck den Strompreis kaum senken. Ökonomen haben jetzt nachgerechnet und widersprechen Habecks Aussage deutlich. Ihre Studie bestätigt, dass der Weiterbetrieb der Atomkraftwerke die Preise für Strom deutlich senken würde, und zwar weitaus stärker als ein schnellerer Ausbau der erneuerbaren Energien (Welt: 07.10.22)
Wissenschaftliche Studie widerspricht Habecks Aussage
Eine Studie von Ökonomen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg um die Wirtschaftsweise Veronika Grimm hat ergeben, dass der Weiterbetrieb der letzten drei Atomkraftwerke die Strompreise deutlich senken könnte. Ihren Berechnungen zufolge wäre im Jahr 2024 eine Absenkung um bis zu 12,1 Prozent möglich, wenn man diese mit neuen Brennelementen ausstattet und weiterbetreibt. Damit widersprechen die Ökonomen die Aussage von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), der immer wieder betonte, dass durch den Weiterbetrieb der Strompreis kaum beeinflusst würde. Deshalb lehnte Habeck auch eine Verlängerung der Laufzeit, um Gas einzusparen, ab (Welt: 21.08.22).
Laufzeitverlängerung der letzten drei Atomkraftwerke könnte Strompreis drastisch senken
Die Verlängerung der Laufzeit der letzten drei Atomkraftwerke hätte laut der Studie einen weit größeren Effekt wie Habecks ambitionierter Ausbau der erneuerbaren Energien. Selbst ein stärkerer Einsatz von Kohlekraftwerken hätte, laut der Studie, eine deutlich geringere Auswirkung auf den Strompreis. Die Berechnungen wurden jeweils mit einem pessimistischen und einem optimistischen Szenario für die Jahre 2024 und 2027 durchgeführt. Demnach würde sich bis 2027 beim Weiterbetrieb der Atomkraftwerke ein positiver Effekt auf den Strompreis von bis zu 9,5 Prozente einstellen. Der schnellere Ausbau von erneuerbaren Energiequellen würde erst danach mit bis zu 12,7 Prozent günstigeren Preisen einen noch größeren Effekt erreichen.
Die Studie war ausschließlich auf die Auswirkungen auf den Strompreis ausgerichtet. „Wir analysieren nicht die Kosten und Risiken. Die Kosten-Nutzen-Abwägung muss die Politik treffen“ sagte Grimm dazu. Veronika Grimm gehört zu den fünf Wirtschaftsweisen und damit zu den wichtigsten Ökonomen des Landes. Sie hat sich bereits mehrfach für einen Weiterbetrieb der Atomkraftwerke in der Energiekrise ausgesprochen.
Studie bringt Habeck in Erklärungsnot
Mit der jetzt vorgelegten Studie auf wissenschaftlicher Basis kommt Habeck in Erklärungsnot. Denn sie widerspricht seiner Aussage deutlich. Habeck hat sich zusammen mit seiner Parteikollegin Lemke, die das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz führt, immer darauf berufen, dass man genug eigene Experten in ihren Ministerien habe. Entweder. Entweder können die Experten dort nicht richtig rechnen, oder Habeck verbreitet aus ideologischen Gründen falsche Zahlen.
Es ist nicht das erste Mal, dass Experten den Aussagen aus den beiden Ministerien widersprechen. Sowohl der TÜV, als auch die Betreiber selbst haben bereits Aussagen zur Betriebssicherheit aus diesen beiden Ministerien mehrfach widerlegt.
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