Im Zuge der Energiewende und der schrittweisen Abschaltung der Atomkraftwerke in Deutschland hat die Bedeutung der Steinkohlekraftwerke als Energiequelle zur Stromerzeugung wieder zugenommen. So ist der Anteil der Kohlekraftwerke an der Stromerzeugung auf gut 33 Prozent angestiegen, während sich die Stromerzeugung aus Kernenergie im Jahr 2022 halbiert hat (Spiegel: 09.03.23).
Kohle wieder wichtigster Energieträger: Rückkehr von Kraftwerken im Kampf gegen Stromknappheit
Die steigende Bedeutung von Kohle als Energieträger ist vor allem auf die Energiekrise zurückzuführen, für die auch die gestiegene Nachfrage nach Strom und die eingeschränkte Produktion erneuerbarer Energien verantwortlich ist. Im vergangenen Jahr ist Kohle somit mit wachsendem Abstand zum wichtigsten Energieträger für die Stromerzeugung in Deutschland geworden.
Im vergangenen Sommer wurden insgesamt 14 Steinkohle-Kraftwerke sowie ein Mineralöl-Kraftwerk wieder in Betrieb genommen oder entgegen ursprünglicher Pläne nicht stillgelegt, um der akuten Gaskrise entgegenzuwirken (Tagesschau: 10.03.23). Diese Maßnahmen waren notwendig, um die drohende Stromknappheit in Deutschland zu verhindern. Dazu kamen auch noch fünf Braunkohleblöcke aus der sogenannten Versorgungsreserve, die entgegen der geplanten Abschaltung weiterhin am Netz bleiben.
Kohlestromanteil in Deutschland steigt um 8,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr
Im vergangenen Jahr stammte, nach Angaben des Statistischen Bundesamts, ziemlich genau ein Drittel (33,3 Prozent) des ins Netz eingespeisten Stroms in Deutschland aus Kohlekraftwerken. Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Anteil der Kohlestromerzeugung um 8,4 Prozent an. Ein Großteil der Steinkohle wird mittlerweile von der Bahn zu den Kraftwerken gebracht, da nicht genügend Transportkapazität auf den Binnenschiffen zur Verfügung steht. Die Bahn transportiert täglich 30.000 Tonnen Kohle zu den Kraftwerken (Blackout-News: 02.03.23).
Die zweitwichtigste Energiequelle war die Windkraft, deren Anteil an der Stromerzeugung nach einem vergleichsweise windarmen Vorjahr um 9,4 Prozent auf knapp ein Viertel (24,1 Prozent) stieg. Die Einspeisung aus Fotovoltaik nahm sogar um 19,5 Prozent zu und erreichte mit einem Anteil von 10,6 Prozent einen ähnlichen Anteil wie die Stromerzeugung aus Erdgas. Die Solarstromerzeugung wurde durch die außergewöhnlich hohe Zahl von Sonnenstunden begünstigte
Kernenergieanteil halbiert sich in 2022 – Deutschland bei der Stromerzeugung noch abhängiger von Kohle
Im Vergleich zum Vorjahr halbierte sich die Stromerzeugung aus Kernenergie im Jahr 2022 und machte nur noch 6,4 Prozent der eingespeisten Strommenge aus (2021: 12,6 Prozent). Drei der sechs bis dahin noch im Betrieb befindlichen Kernkraftwerke wurden Ende 2021 abgeschaltet, was zu diesem Rückgang führte.
Bis zum 15. April 2023 sollen auch die letzten drei Kernkraftwerke vom Netz gehen, was die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen wie Kohle noch weiter erhöhen wird. Der Ausbau der erneuerbaren Energien kann das durch die Abschaltung entstehende Defizit vermutlich nicht ausgleichen.