Frankreich ist vordergründig besser auf Ausfälle von fossilen Energieimporten vorbereitet als fast alle anderen Länder: Das Land setzt traditionell auf Atomstrom. Die 18 Kernkraftwerke in Frankreich könnten eigentlich zuverlässig und unabhängig den benötigten Strom liefern, allerdings nur theoretisch. Praktisch fällt die französische Kernkraftkapazität zu einem größeren Teil regelmäßig aus. Die Hauptursache ist das Alter der Atommeiler.
Aktuelle Situation der Kernkraftwerke in Frankreich
In Frankreich wird Strom häufiger knapp. Es folgen dann Aufrufe des französischen Netzbetreibers RTE zum Energiesparen, wovon die Wirtschaft und private Haushalte gleichermaßen betroffen sind. Manche Unternehmen kühlen sogar im Winter ihre Büros herunter, um weniger Strom zu verbrauchen. Teilweise muss Frankreich Strom aus anderen Ländern importieren. Dabei galt das Land einst als Vorzeigenation des Stroms aus Kernkraft, wie auch der jährliche WNISR (World Nuclear Industry Status Report) schon häufiger unterstrich. Immerhin gibt es 18 Kernkraftwerke in Frankreich, in denen 56 Reaktoren laufen:
- 32 Reaktoren leisten je 900 MW.
- 20 Reaktoren leisten je 1.300 MW.
- 4 Reaktoren leisten je 1.450 MW.
In der Bruttomenge erzeugen nur China und die USA mehr Atomstrom, in Relation zur nationalen Energieversorgung sind die Kernkraftwerke in Frankreich aber weltweiter Spitzenreiter: Als sie noch mit voller Leistungskraft liefen (bis etwa 2005), erzeugten sie 80 % des inländischen Stroms. Damals waren das 430 TWh. Sie galten als zuverlässig und sicher, vor allem aber machten sie zu jener Zeit die französische Energieversorgung wirklich nahezu unabhängig von fossilen Energieträgern bzw. deren Import.
Entwicklung der letzten zwei Jahrzehnte
Ab 2005 sank die Bedeutung der Kernkraftwerke in Frankreich sukzessive. Inzwischen (Stand: 2022) produzieren sie ~25 % weniger Strom als damals. Zeitweise steht die Hälfte der Reaktoren gar nicht oder nicht mit voller Kapazität zur Verfügung. Sie sind inzwischen überaltert: Im Durchschnitt wurden sie vor 37 Jahren gebaut.
Nach so vielen Jahren im Dauerbetrieb muss es Abnutzungserscheinungen geben, wie Experten anmerken. Der Stromversorger EDF versucht sie permanent zu beheben. Doch es gibt offenkundig auch ungeplante technische Probleme, die gelegentlich zu Abschaltungen führen. Diese haben weitreichende Konsequenzen, denn teilweise kann EDF nach der Abschaltung eines Atomkraftwerks nicht mehr sicher vorhersagen, wann dieses wieder zurück ans Netz gehen kann. In Summe sind die Ausfälle enorm. So gab es 2020 insgesamt (Summe aller Reaktoren) 6.465 Ausfalltage bei den Kernkraftwerken in Frankreich. Umgerechnet auf die einzelnen Reaktoren hat quasi jeder von ihnen durchschnittlich 115,5 Tage lang keinen Strom geliefert.
Diese Ausfälle überstiegen die Prognose des Betreibers EDF um 44 %. Teilweise wurde eine Wiederinbetriebnahme 40 Mal verschoben. Es fehlen unter anderem Ersatzteile für Reparaturen und die Wartung, weil EDF seit 2007 keine mehr vorhält. Diese Sparmaßnahme gilt in technischer Hinsicht als brandgefährlich, denn manchmal werden nun defekte Pumpen mit alten oder ungeeigneten Dichtungen repariert, was schnell zu einem neuerlichen Ausfall oder gar zu einem Unfall führen kann.
Kernkraftwerke in Frankreich: Probleme durch die Standardisierung
Die Kernkraftwerke in Frankreich wurden aus Kostengründen nach nur drei industriellen Standards gebaut, die zu den drei oben genannten Reaktorbaureihen führten. Das gilt aus heutiger Sicht als Problem: Wenn es nämlich vor Jahrzehnten Fehler in Bauplänen oder -teilen gab, so verursachen diese heute in mehreren Kraftwerken gleichzeitig Ausfälle. Ein solcher Fehler wurde bei den vier 1.450 MW-Reaktoren, den größten und neuesten ihrer Art, im Dezember 2021 entdeckt. Überall tauchten Risse im Not-Einspeisesystem auf, das für die Sicherheit elementar wichtig ist.
Dieses System gleicht einen Temperaturanstieg bei einem Leck in der Primärkühlung aus. Als man die Risse entdeckte, die erst nach Jahren, dann aber bei allen vier Reaktoren gleichzeitig auftraten, mussten diese sofort abgestellt werden. Mitten im Winter 2021/2022 fehlten in Frankreich damit 8,7 GW Strom. Dann fielen noch drei weitere Reaktoren aus. Die Ingenieure der französischen Atomindustrie gehen davon aus, dass sie solche Fehler in Zukunft häufiger identifizieren werden.
Fazit
Die Kernkraftwerke in Frankreich bieten längst nicht mehr die Versorgungssicherheit wie noch vor 20 Jahren. Präsident Macron hat dennoch die Renaissance der Atomkraft ausgerufen und will bis 2050 mindestens sechs EPR-2-Reaktoren bauen lassen. Auch die SMR-Technologie für Minireaktoren forciert er. Diese Technologien sind aber praktisch noch gar nicht erprobt. Ein EPR-1-Reaktor ist seit 2007 im Bau (Flamanville-3), er sollte schon 2012 Strom liefern und ist immer noch nicht fertig. Kernkraftwerke in Frankreich gelten inzwischen als problematische Technologie.
Deutschland ist bei ungünstigen Wetterbedingungen für die erneuerbaren Energien auf Importstrom aus Frankreich angewiesen. Durch den Ausfall französischer Reaktoren wird auch unsere Stromversorgung immer kritischer. Wie Sie sich auf einen Notfall vorbereiten können, erfahren Sie ein unseren Ratgebern auf dieser Website. Unter der Rubrik Ratgeber sind bisher folgende Artikel erschienen:
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