Kernkraft: Die sicherste Energiequelle mit den wenigsten Toten pro TWh

Es mag überraschend klingen, aber Kernkraft ist die sicherste Energiequelle, noch vor Solarenergie, Wasserkraft und Windenergie. Dies könnte viele Menschen erstaunen, da 47 % der Deutschen glauben, dass Kernkraft unsicher ist (YouGov 2021). Diese Wahrnehmung wird maßgeblich von den Medien beeinflusst, die über Jahre hinweg Ängste vor radioaktiver Strahlung geschürt haben.


Die übersehene Gefahr: Warum Luftverschmutzung täglich mehr Opfer fordert als Fukushima

Interessanterweise gab es selbst in Fukushima, wo es zu einem schweren Atomunfall mit dreifacher Kernschmelze kam, keine Todesopfer durch Radioaktivität. Gleichzeitig fordern fossile Brennstoffe weltweit täglich rund 24.000 Menschenleben durch Luftverschmutzung, ohne dass dies in den Medien ausreichend Beachtung findet (Bloomberg 2021).

Kernkraft: Fakten, Risiken und warum sie weiterhin eine sichere Option ist.  Warum fossile Brennstoffe wesentlich mehr Leben kosten
Kernkraft: Fakten, Risiken und warum sie weiterhin eine sichere Option ist. Warum fossile Brennstoffe wesentlich mehr Leben kosten
Bild: E.ON Kernkraft GmbH, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Um das in Perspektive zu setzen: Die Luftverschmutzung durch fossile Brennstoffe verursacht täglich einen Effekt, der dem einer Tschernobyl-Katastrophe entspricht. Das geschieht Tag für Tag und sogar sechsmal täglich.

Betrachten wir die Todesopfer pro erzeugter Terawattstunde Elektrizität durch Unfälle und Luftverschmutzung, ohne die Auswirkungen auf den Klimawandel:

EnergiequelleTodesopfer pro TWh
Braunkohle32,72
Steinkohle24,62
Erdöl18,40
Biomasse4,63
Erdgas2,80
Windkraft0,04
Wasserkraft0,02
Solar0,02
Geothermie0,02
Kernkraft (ohne Tschernobyl)0,01
Quellen: Sovacool et al (2015) und Markandya & Wilkinson (2017)

Die Zahlen verdeutlichen, dass Unfälle in der Kernkraftindustrie im Vergleich zur Luftverschmutzung vernachlässigbar sind. Die Daten stammen aus einer Studie von Sovacool et al. Allerdings hat Sovacool die Todesopfer durch Luftverschmutzung nicht berücksichtigt. Daher stammen die Daten zu den fossilen Brennstoffen aus einer separaten Studie von Markandya & Wilkinson.

Luftverschmutzung: Warum fossile Brennstoffe Leben kosten

Nebenbei bemerkt, erzeugen Wind- und Solarenergie mit Backup durch Erdgas jeweils etwa 0,4 Todesopfer pro TWh (Pehnt et al 2008). Es ist wichtig zu wissen, dass 88 % der deutschen Treibhausgasemissionen aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe und Biomasse stammen. Diese Energiequellen tragen maßgeblich zur Klimakrise bei und erhöhen die Temperaturen der Erde Jahr für Jahr weiter.

Die Klimaerwärmung selbst ist eine weitere Gefahr, die nicht unterschätzt werden sollte. Sie allein rechtfertigt bereits, fossile Brennstoffe und Biomasse als äußerst gefährliche Energiequellen einzustufen. Laut einer aktuellen Studie betrug die Anzahl der Todesopfer durch CO₂-Emissionen im Jahr 2020 rund 226 pro Million Tonnen CO₂ ( Bressler 2021). Diese Zahl mag umstritten sein, aber sie vermittelt eine Vorstellung von der Größenordnung.

Berücksichtigt man die CO₂-Emissionen aus der Energieerzeugung in Deutschland, steigt die Anzahl der Todesopfer durch fossile Brennstoffe um eine Größenordnung:

EnergiequelleTodesopfer pro TWh
Braunkohle293
Steinkohle205
Erdöl199
Erdgas188
Biomasse57
Solar17
Geothermie9
Wasserkraft6
Windkraft4
Kernkraft (mit Tschernobyl)0,07

Nebenbei bemerkt wird hierbei nicht berücksichtigt, dass Wind- und Solarenergie in der Regel ein Backup durch Erdgas erfordern, was die Todesopferzahlen weiter erhöht. 88 % der deutschen Treibhausgasemissionen resultieren aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe und Biomasse. Diese Energieträger haben einen erheblichen Beitrag zur Klimakrise geleistet und tragen Jahr für Jahr zur Erderwärmung bei.


Luftverschmutzung und Energieerzeugung: Wie viele Menschenleben sind in Gefahr?

Die Luftverschmutzung fordert bereits heute viele Menschenleben, während die Auswirkungen des Klimawandels sich vor allem in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts bis 2100 entfalten werden.

In Deutschland sterben jedes Jahr etwa 5.698 Menschen aufgrund des aktuellen Strommixes, um etwa 600 TWh Strom zu erzeugen, wobei Kohle für 90 % der Todesfälle verantwortlich ist ( AG Energiebilanzen 2019). Es kann jedoch noch schlimmer kommen: Wenn der gesamte Strom ausschließlich aus Braunkohle erzeugt würde, müssten sogar 19.811 Deutsche jährlich ihr Leben lassen.

Es geht jedoch auch anders. Wenn wir unseren gesamten Strombedarf mit nur einer einzigen Energiequelle decken würden, gäbe es jährlich – und das ohne die Auswirkungen auf den Klimawandel zu berücksichtigen – folgende Todeszahlen:

EnergiequelleTodesopfer pro Jahr
Braunkohle19.811
Steinkohle14.907
Erdöl11.159
Biomasse2.803
Erdgas1.708
Windkraft21
Wasserkraft15
Solarenergie12
Geothermie10
Kernkraft6

Wenn wir die gesamte Primärenergieerzeugung in Deutschland in Betracht ziehen, führt dies zu 22.147 Todesfällen im Energiesektor pro Jahr ( Umweltbundesamt 2019). Davon entfallen mehr als die Hälfte auf die Verbrennung von Erdöl, insbesondere im Straßenverkehr .

Tschernobyl und die Sicherheit der Kernkraft: Aufklärung über die Risiken

Doch was ist mit Tschernobyl? Wenn wir die Todesopfer von Tschernobyl mit einrechnen, erhöht sich die Anzahl der Todesfälle in der Kernkraft von 0,01 auf 0,07 Todesopfer pro TWh. Diese Berechnung stammt von der angesehenen Webseite Our World in Data. Es ist jedoch zu beachten, dass sie das Worst-Case-Szenario der Weltgesundheitsorganisation auf Grundlage des veralteten LNT-Modells für Strahlenschäden verwendet. Dies scheint darauf abzuzielen, Diskussionen über Tschernobyl zu unterdrücken. Dennoch ist eine Rate von 0,07 Todesopfern immer noch relativ gering.

Man muss aber auch beachten, dass ein Vergleich zwischen dem graphitmoderierten RBMK-Reaktor der ersten Generation in Tschernobyl ohne Containment und modernen Leichtwasserreaktoren unangemessen ist. Eine Explosion im Reaktor, wie sie in Tschernobyl auftrat, ist in Leichtwasserreaktoren unmöglich. Das Schlimmste, was in solchen Reaktoren passieren kann, ist ein Unfall wie in Fukushima, bei dem nur eine geringe Menge an Spaltprodukten freigesetzt wurde und keine Todesopfer zu beklagen waren.

Um es anders auszudrücken: Es wäre absurd, wenn wir in aktuellen Verkehrsunfallstatistiken auch Unfälle mit Trabbis aus dem Jahr 1986 einbeziehen würden, da diese weder über ABS, Airbags noch Dreipunktgurte verfügten. Dennoch tun dies Anti-Atomkraft-Organisationen wie „Ausgestrahlt“ oder der „BUND“, indem sie so tun, als würden wir immer noch mit veralteten Technologien arbeiten oder sogar neue Trabbis produzieren wollen.


Kernkraft: Fakten, Risiken und warum sie weiterhin eine sichere Option ist

Da Tschernobyl keine unmittelbare Relevanz für aktuell betriebene Kernkraftwerke hat, werden in diesem Artikel nur die Sterberaten für Kernkraft aus der Sovacool-Studie verwendet, die Fukushima berücksichtigt, jedoch Tschernobyl nicht. Es ist erwähnenswert, dass Sovacool selbst ein überzeugter Gegner der Kernkraft ist, daher dürften seine Zahlen eher konservativ ausfallen.

Dieser Blick auf die Zahlen zeigt, dass Kernkraft sicherer und umweltfreundlicher ist im Vergleich zu fossilen Brennstoffen und Biomasse. Die Luftverschmutzung durch fossile Energieträger beeinträchtigt die Gesundheit der Menschen bereits heute. Die Gefahren des Klimawandels werden vor allem in der Zukunft deutlich. Daher ist die Fortführung der Kernkraft als eine der sichersten und umweltfreundlichsten Optionen für die Energieerzeugung zu betrachten.

Exkurs: Die größten Energieunfälle

Wenn man historische Energieunfälle wie Tschernobyl berücksichtigen würde, dann wäre Wasserkraft die tödlichste Energiequelle nach Unfällen mit mehr als 50 Todesopfern pro TWh. Allein der Dammbruch von Banqiao in China forderte mindestens 200.000 Todesopfer.

Hier ist eine Liste der tödlichsten Energieunfälle:

UnfallTodesopfer
Banqiao, China (Dammbruch)bis zu 250.000
London, England (Luftverschmutzung)~12.000
Machchhu, Indien (Dammbruch)bis zu 10.000
Tschernobyl, Ukraine (Kernkraft)bis zu 4.000
Lake Conemaugh, USA (Dammbruch)~2.200
Vajont, Italien (Flutwelle)bis zu 2.500
Möhne, Deutschland (Dammbruch)~1.600
Benxihu, China (Kohleminenexplosion)~1.500
Courrières, Frankreich (Kohleminenexplosion)~1.100
Tigra, Indien (Dammbruch)~1.000
Panshet, Indien (Dammbruch)~1.000
Quelle: Wikipedia 2021

Diese historischen Energieunfälle zeigen, dass verschiedene Energiequellen in der Vergangenheit schwerwiegende Tragödien verursacht haben. Jedoch sind die Sicherheitsstandards und Technologien seitdem erheblich verbessert worden, insbesondere im Bereich der Kernkraft.

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