Immer mehr Biogasbauern in Deutschland sehen einer ungewissen Zukunft entgegen. Laut einer Umfrage des Fachportals agrarheute.com planen 77 Prozent der Betreiber, ihre Anlagen bis 2025 stillzulegen (agrarheute: 22.07.24). Hauptgründe sind die auslaufende Förderung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) und mangelnde Perspektiven für den Weiterbetrieb oder Neubau von Biogasanlagen.
Biogas-Krise in Deutschland: Warum über drei Viertel der Betreiber aufgeben
In der Umfrage gaben 61 Prozent der Teilnehmer an, keine Perspektive mehr für den Betrieb ihrer Biogasanlage zu sehen. Weitere 16 Prozent hatten bereits vor dem Ende der EEG-Förderung keine Pläne, ihre Anlagen weiterzuführen. Somit werden mehr als drei Viertel der befragten Biogasbauern den Betrieb einstellen – entweder freiwillig oder gezwungenermaßen.
Ein weiterer Grund für diese Perspektivlosigkeit liegt in den laufenden Ausschreibungen der Bundesnetzagentur. Viele Betreiber kommen nicht zum Zug, da das Ausschreibungsvolumen zu niedrig festgelegt wurde. Für 2024 sind lediglich 500 Megawatt installierte Leistung ausgeschrieben, 2025 sind es 400 Megawatt und von 2026 bis 2028 jeweils nur 300 Megawatt. Diese Mengen reichen bei weitem nicht aus, um allen Betreibern eine Perspektive zu bieten.
Biogas-Aus: Drohende Stilllegungswelle gefährdet Heizungsversorgung für Tausende
Horst Seide, Präsident des Fachverbands Biogas, warnt vor den Folgen der Stilllegungswelle. Er prognostiziert, dass spätestens Ende 2029 und 2031 eine zweite große Stilllegungswelle droht. Dies betrifft nicht nur die Biogasanlagenbetreiber selbst, sondern auch viele Hausbesitzer, die an von Biogasanlagen betriebene Wärmenetze angeschlossen sind. Laut Seide ist mindestens jedes achte dieser Wärmenetze von der Stilllegung bedroht.
Diese Entwicklung stellt einen erheblichen Rückschlag für die Energiewende dar. Betroffene Hausbesitzer müssten nach Alternativen für ihre Heizung und Warmwasserversorgung suchen. Da Wärmepumpen derzeit nicht sehr beliebt sind, besteht die Gefahr, dass viele wieder auf fossile Brennstoffe zurückgreifen.
Dringender Handlungsbedarf der Bundesregierung
Um die drohende Stilllegungswelle zu verhindern und den Betreibern eine Zukunftsperspektive zu bieten, muss die Bundesregierung dringend handeln. Die Rahmenbedingungen für den Weiterbetrieb und Neubau von Biogasanlagen müssen verbessert werden. Bislang fehlen jedoch konkrete Pläne und Maßnahmen, um die Branche zu unterstützen und das große Potenzial von Biogas für eine nachhaltige Energieversorgung zu nutzen.
Die Herausforderungen sind groß, aber die Chancen ebenfalls. Biogas kann einen bedeutenden Beitrag zur nachhaltigen Energieversorgung leisten, wenn die richtigen politischen Weichenstellungen erfolgen. Es liegt nun an der Politik, die notwendigen Schritte einzuleiten und den Betreibern eine verlässliche Zukunftsperspektive zu bieten.
Der Handlungsdruck steigt, denn die Zeit drängt. Eine Lösung muss gefunden werden, um die Energiewende voranzutreiben und den Biogasbauern eine Zukunft zu sichern. Nur so kann verhindert werden, dass eine wichtige Säule der erneuerbaren Energien zusammenbricht.
Lesen Sie auch:
- Biogas: Anlagen-Betreiber müssen wegen Überlastung des Stromnetzes Gas abfackeln
- Biogasanlagen in Gefahr: EEG-Förderung bleibt aus – Landwirte bangen um Zukunft
- Biogas könnte zur Energiesicherheit beitragen
- Gasumlage auch auf heimisches Biogas