Die finanzielle Lage des Flugtaxi-Startups Lilium bleibt angespannt. Mitarbeiter erhalten weder ihr Gehalt noch Insolvenzgeld. Die Bundesagentur für Arbeit hat erneut einen Antrag auf Insolvenzgeld abgelehnt. Das bestätigte Insolvenzverwalter Robert Hänel am Mittwochmorgen in einem internen Meeting. Bereits seit Januar gehen die Beschäftigten leer aus. Der Grund: Großinvestor DTM hat die zugesagten 150 Millionen Euro nicht überwiesen. Ohne dieses Kapital konnte das Unternehmen die Löhne für Januar und Februar nicht zahlen. Die Geschäftsführung um Severin Tatarczyk entschied sich daraufhin für die Insolvenzanmeldung. Der Betrieb wurde eingestellt (businessinsider: 06.03.25).
Keine Aussicht auf Insolvenzgeld
Ein zweiter Antrag auf Insolvenzgeld erhielt eine Absage. Diese Entscheidung trifft die Mitarbeiter hart. Viele geraten dadurch in existenzielle Schwierigkeiten. Hänel bezeichnet die Situation als dramatisch. Der Abwicklungsprozess dürfte sich dadurch beschleunigen. Dennoch laufen Gespräche über eine mögliche Nachbesserung. Parallel wird weiter versucht, die ursprünglich zugesagten Investorengelder zu erhalten. Ob dies gelingt, bleibt unklar.

Beschäftigte aus der EU haben durch die Freistellung immerhin Anspruch auf Arbeitslosengeld. Schwieriger ist es für Nicht-EU-Bürger. Sie haben keinen Anspruch auf staatliche Unterstützung. Hänel sucht in Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden nach einer Lösung.
Ungeklärte Geldflüsse und offene Fragen
Ein weiteres Problem stellt das ausstehende Kapital von DTM dar. Bislang blieb die Überweisung aus. Hänel verweist auf Berichte, dass das Geld auf einem Konto liege. Alle Beteiligten, einschließlich der Kanzlei, die andere Insolvenzverfahren betreut, seien davon ausgegangen, dass es überwiesen wird. Warum dies nicht geschehen ist, bleibt unklar.
Die nächsten Schritte sind definiert. Hänel will sicherstellen, dass die Mitarbeiter Arbeitslosengeld beziehen können. Zudem sind Gespräche mit dem Insolvenzgericht geplant. Kündigungsschreiben sollen vorbereitet werden, um Entlassungen im vorläufigen Insolvenzverfahren zügig umsetzen zu können.
Frustration und Vertrauensverlust
Die Situation sorgt für großen Unmut. Mitarbeiter äußerten sich gegenüber Gründerszene verärgert und enttäuscht. Viele haben das Vertrauen in das Unternehmen vollständig verloren. Eine Person bezeichnete Lilium sogar als das „nächste Wirecard“. Der Umgang mit den Beschäftigten wird kritisiert. Erst wurden sie entlassen, dann teilweise zurückgeholt.
Im Oktober 2024 meldete Lilium Insolvenz in Eigenverwaltung an. Zuvor hatte die Bundesregierung ein Darlehen in Höhe von 100 Millionen Euro verweigert. Zwei Monate später folgte die Entlassung von rund 1.000 Mitarbeitern. Kurz vor Weihnachten tauchte dann ein Hoffnungsschimmer auf: Ein Investorenkonsortium plante, 200 Millionen Euro zu investieren. Daraufhin kehrten etwa 800 Mitarbeiter im Januar an ihre Arbeitsplätze zurück.
Investoren und offene Insolvenzverfahren
Das Investorenkonsortium wurde von Earlybird und Philipp Schoeller initiiert. Beteiligt sind unter anderem Fifth Wall aus den USA sowie der Batteriezulieferer Customcells. Hauptinvestor ist DTM. Die ersten fünf Millionen Euro kamen jedoch von anderen Geldgebern, darunter Frank Thelen, Christian Reber, Jan Beckers und Niklas Zennström. Ihr Investment erfolgte in Form eines Wandeldarlehens.
Parallel laufen weiterhin zwei Insolvenzverfahren – das der Lilium GmbH und das der Lilium eAircraft GmbH. Wichtige Vermögenswerte, darunter Patente, liegen weiterhin in diesen Gesellschaften. Die Kanzlei Görg, die mit der Abwicklung beauftragt ist, teilte mit, dass diese Vermögenswerte im Zuge der Liquidation verwertet werden.
Zukunft der deutschen Flugtaxi-Branche ungewiss
Lilium ist nicht das einzige gescheiterte Flugtaxi-Startup. Auch Volocopter musste kürzlich Insolvenz anmelden. Die Beschäftigten wurden umgehend freigestellt. Kurz nach Weihnachten erfuhr die Belegschaft von der Insolvenz. Die finanziellen Probleme hatten sich bereits zuvor angedeutet. 2023 beantragte Volocopter Kreditbürgschaften über 100 Millionen Euro. Der Staat lehnte ab, ebenso wie im Fall Lilium. Auch eine geplante Übernahme durch den chinesischen Konzern Geely scheiterte.
Die Flugtaxi-Branche in Deutschland steht damit vor einer ungewissen Zukunft. Ohne staatliche Unterstützung und verlässliche Investoren scheint eine nachhaltige Entwicklung fraglich.
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