Insolvenzwelle erreicht neuen Rekord: Höchster Stand seit 20 Jahren

Die deutsche Wirtschaft steckt mitten in einer Insolvenzwelle. Immer mehr Unternehmen rutschen in die Krise, während gleichzeitig Unternehmensschließungen zunehmen. Die dramatische Entwicklung zeigt, dass die Stabilität vieler Branchen gefährdet ist (creditreform: 09.09.25).


Insolvenzwelle trifft Unternehmen mit voller Wucht

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes stieg die Zahl der Regelinsolvenzen im Juli 2025 im Vergleich zum Vorjahresmonat um fast ein Fünftel. Damit erreichte die Insolvenzwelle einen der höchsten Werte seit zwei Jahrzehnten. Auch das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle bestätigte diese alarmierende Entwicklung.

Insolvenzwelle erreicht Rekord: Firmenpleiten und Unternehmensschließungen steigen, Wirtschaftskrise belastet deutsche Unternehmen massiv
Insolvenzwelle erreicht Rekord: Firmenpleiten und Unternehmensschließungen steigen, Wirtschaftskrise belastet deutsche Unternehmen massiv

Im ersten Halbjahr 2025 registrierte Creditreform 11.900 Firmenpleiten. Im Vorjahr waren es 10.880 Fälle, ein Anstieg von 9,4 Prozent. Bereits 2024 hatte der Zuwachs bei 28,5 Prozent gelegen. Die Dynamik nimmt also weiter zu und signalisiert eine tiefergehende Strukturkrise.

Firmenpleiten als Symptom struktureller Probleme

Ökonomen hatten den Anstieg lange mit Nachholeffekten erklärt. Doch steigende Leitzinsen, auslaufende Corona-Hilfen und verschobene Schieflagen reichen als Begründung nicht mehr. „Durch Nachholeffekte ist das nicht mehr zu erklären“, so ein Experte des IWH in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Zwei Jahre Rezession haben die Liquidität ausgehöhlt. Der Chefanalyst der Deutschen Industrie- und Handelskammer, Volker Treier, warnte bereits im Juni: „Nunmehr 43 Prozent der Unternehmen schätzen ihre Finanzlage als problematisch ein.“ Firmenpleiten sind damit mehr als ein Konjunkturproblem – sie spiegeln tiefgreifende strukturelle Schwächen.

Unternehmensschließungen steigen massiv

Neben der Insolvenzwelle nimmt auch die Zahl der Unternehmensschließungen rasant zu. Eine Studie von Creditreform und dem Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung zeigte, dass im Jahr 2024 über 196.000 Firmen aufgegeben haben. Das entspricht einem Anstieg von 16 Prozent und markiert den höchsten Wert seit 2011.

Besonders technologieintensive Dienstleister sind betroffen. Branchen wie IT, Umwelttechnik, Diagnostik und Produktentwicklung gelten als Zukunftssektoren, doch hier kletterte die Zahl der Schließungen um 24 Prozent. Damit verliert Deutschland nicht nur Arbeitsplätze, sondern auch wichtiges Know-how. Firmenpleiten und Geschäftsaufgaben ziehen sich inzwischen quer durch die gesamte Wirtschaft.


Wirtschaftskrise mit ungewisser Perspektive

Die Insolvenzwelle wird zusätzlich durch steigende Kosten für Energie, Bürokratie und Personal verstärkt. Viele Unternehmen haben kaum noch Reserven, Kredite laufen aus, und neue Finanzierungen bleiben aus. In diesem Klima verschärft sich die Wirtschaftskrise und gefährdet selbst solide Betriebe.

Zwar zeigt der KfW-Konjunkturkompass leichte Hoffnung. Für 2025 prognostiziert die Bank ein Wachstum von 0,2 Prozent, für 2026 sogar 1,5 Prozent. Dennoch bleibt unklar, ob diese Aussichten reichen, um die Wirtschaftskrise zu überwinden. Denn die Insolvenzwelle und die Firmenpleiten zeigen: Die deutsche Wirtschaft steht vor einer ihrer größten Bewährungsproben seit Jahrzehnten.

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