Eine neue Studie der Universität Bern und der ETH Zürich zeigt, dass Privatpersonen mit Solaranlagen in der Schweiz in jeder zweiten Gemeinde Verluste machen. Dies hat Auswirkungen auf den Ausbau von Solarenergie in der Schweiz. Dieser wäre aber eigentlich notwendig, um die selbstgesteckten Klimaschutzziele zu erreichen. Um das Potenzial der Solarenergie auf den Dächern zu nutzen, müssten die Rahmenbedingungen deutlich verbessert werden, so der Leiter der Studie, Tobias Schmidt von der ETH Zürich (Nau: 03.02.23).
Viele Privatpersonen machen mit ihrer Solaranlage in der Schweiz Verluste
Die Studienautoren haben festgestellt, dass es in den Kantonen und Gemeinden der Schweiz nur wenige Beispiele für ehrgeizige Maßnahmen zum Zubau von Photovoltaik-Anlagen gibt. Die Unterschiede zwischen den Gemeinden sind beträchtlich, was zu einem Flickenteppich führt. Laut der Studie können Solaranlagen in Gemeinden wie Emmetten im Kanton Nidwalden oder Ennetbürgen im gleichen Kanton über einen Zeitraum von 30 Jahren fast 18 000 Franken Gewinn erzielen. In Kappelen am Albis im Kanton Zürich würde man hingegen mit derselben Anlage theoretisch einen Verlust von 6 000 Franken machen.
Extreme Unterschiede bei der Vergütung des eingespeisten Stroms
Laut der ETH-Studie liegt die Ursache dafür, ob sich ein und dieselbe Solaranlage im Abstand von nur wenigen Kilometern rentiert oder nicht, bei den Netzbetreibern. An einem Beispiel rechnen die Experten vor, welche Unterschiede es schon bei einer geringen Entfernung gibt. So würde eine Solaranlage mit 12 kW Spitzenleistung auf einem Einfamilienhaus in Rümlang im Kanton Zürich (ZH) beim derzeitigen Strompreis über eine Laufzeit von 30 Jahre gut 7000 Franken Gewinn abwerfen. Doch im nur 6,5 Kilometer entfernten Kloten (ZH) wäre der Betrieb der gleichen Anlage nur mit einem Verlust möglich. Die Ursache dafür sind die stark unterschiedlichen Vergütungen der lokalen Netzbetreiber. Diese lag im Jahr 2022 in Rümlang bei 16,97 Rappen pro Kilowattstunde, in Kloten aber nur bei 6,10 Rappen pro Kilowattstunde. „Es ist wirklich ein Flickenteppich“, so Schmidt und er betont, dass sich dabei auch keinerlei Tendenz erkennen ließe.
Studie fordert Steuerbefreiung und schweizweite Vereinheitlichung der Vergütungen für Solaranlagen
Die Mitautorin Isabelle Stadelmann von der Universität Bern erklärt, dass die ausgeprägten föderalistischen Strukturen in der Schweiz dazu führten, dass viele Kantone den Ausbau der Solarenergie nicht ausreichend aktiv fördern würden. Sie fordert deshalb eine schweizweite Vereinheitlichung der Vorschriften und Vergütungen für den eingespeisten Strom. Darüber hinaus schlagen die Autoren der Studie vor, Solaranlagen grundsätzlich in allen Kantonen von Steuern zu befreien. Die Studie wurde im Rahmen des Projekts „Sweet Edge“ im Auftrag des Bundesamts für Energie durchgeführt.