Die Immobilienbranche befindet sich in einer schweren Krise, während die Insolvenzzahlen weiter steigen. Allein in diesem Jahr mussten bereits 630 Unternehmen in der Immobilienbranche Insolvenz anmelden (hna: 28.04.24). Die Unsicherheit über die Zukunft breitet sich aus: Wer wird als nächstes von der Pleitewelle erfasst?
Anspannung in allen Bereichen: Insolvenzen in der Immobilienbranche erreichen alarmierende Höhen
Die Bauindustrie in Deutschland steht unter immensem Druck. Nach den ersten Insolvenzen von Projektentwicklern im letzten Jahr breitet sich die Krise nun auf andere Bereiche aus. Besonders die Insolvenz des führenden Immobilienunternehmens Deutsche Invest Immobilien (D.i.i.) hat für zusätzliche Verunsicherung gesorgt.
Die Insolvenzzahlen haben im ersten Quartal 2024 ein beunruhigendes Niveau erreicht. Allein in diesem Zeitraum mussten 630 Unternehmen in der Immobilienbranche Insolvenz anmelden. Im Vergleich zum Vorjahr ist dies ein Anstieg von 18,6 Prozent, während es im vorherigen Quartal sogar einen Anstieg um 17,3 Prozent gab. Die Gesamtzahl der Insolvenzen im Jahr 2023 betrug 1997.
Prognose für die Zukunft: Krise wird sich bis 2026 fortsetzen
Experten prognostizieren einen weiteren Anstieg der Insolvenzen in der Immobilienbranche. Die Krise wird voraussichtlich bis mindestens 2026 andauern, bevor sich eine Verbesserung abzeichnet. Besonders große Unternehmen mit hohen Jahresumsätzen sind betroffen.
Christian Alpers, Leiter des Geschäftsbereichs Real Estate bei Falkensteg, äußert sich zu dieser Entwicklung. Er warnt vor einem mindestens zweistelligen Anstieg der Insolvenzen in diesem Jahr. „Survive until 25“ war das Wort des Jahres 2023 in der Immobilienbranche, aber die Krise wird sich voraussichtlich bis weit ins Jahr 2026 hineinziehen, bevor sich eine Trendwende abzeichnet, so Alpers.
Die Baukrise hat auch die Frage aufgeworfen, ob es überhaupt sinnvoll ist, in Deutschland zu investieren, da die Rahmenbedingungen für langfristige Projekte zu unsicher sind. Großunternehmen mit Jahresumsätzen über zehn Millionen Euro sind besonders von der Pleitewelle betroffen. Im gesamten Jahr 2023 gab es in der Immobilienbranche 31 Großinsolvenzen, während es allein im ersten Quartal 2024 bereits 21 waren, verglichen mit nur sechs im ersten Quartal 2023.
Investoren verunsichert: Unsicherheit belastet die Immobilienbranche weiterhin
Die aktuelle Baukrise hat die Investoren verunsichert. Die gestiegenen Baukosten und die unsichere Förderpolitik der Regierung haben zu einem Stillstand geführt. Die steigenden Leitzinsen der Europäischen Zentralbank verschärfen die Lage zusätzlich. Bislang gibt es keine Anzeichen für eine Entspannung.
Hoffnung in der Krise: Energetische Sanierung könnte Chancen bieten
Trotz der schwierigen Lage gibt es Hoffnung in der Branche. Unternehmen im Bereich der energetischen Sanierung und erneuerbaren Energien bleiben vergleichsweise stabil. Auch im Lager- und Logistikbau sowie im Industriebau sind kaum Insolvenzen zu verzeichnen.
Insolvenzen über Branchen hinweg gestiegen
Nicht nur in der Immobilienwirtschaft, sondern auch in anderen Branchen sind die Insolvenzzahlen gestiegen. Die Krise hat weitreichende Auswirkungen und betrifft Unternehmen verschiedener Größenordnungen.
Lesen Sie auch:
- Wirtschaft in Deutschland: Kostensteigerungen und sinkende Nachfrage belasten Unternehmen
- Jetzt rollt die Pleitewelle an
- Bauwirtschaft im freien Fall – Wiesbadener Immobilienriese meldet Insolvenz an
- Bauunternehmer warnen vor Verlust von 300.000 Jobs und Wohnungsnot