Die SPD plant eine deutliche Anhebung der Krankenkassenbeiträge für Gutverdiener. Trotz steigender Sozialabgaben sollen sie künftig noch mehr zahlen. Während viele bereits seit Jahresbeginn spürbare Einbußen beim Nettolohn hinnehmen müssen, droht nun eine weitere finanzielle Belastung. Die gesetzliche Krankenversicherung steckt tief in der Krise – mit einem Milliardenloch und kaum noch vorhandenen Rücklagen (handelsblatt: 27.06.25).
SPD setzt auf höhere Krankenkassenbeiträge für Topverdiener
Konkret schlägt die SPD vor, die Beitragsbemessungsgrenze in der gesetzlichen Krankenversicherung deutlich anzuheben. Derzeit liegt sie bei 5512,50 Euro im Monat. SPD-Generalsekretär Tim Klüssendorf erklärt: „Ich zahle den Maximalbeitrag und wäre in der Lage, auch mehr zu zahlen.“ Parteikollege Christos Pantazis bringt einen Anstieg auf 8050 Euro ins Spiel – orientiert an der Rentenversicherung.
Diese Maßnahme träfe jene, die ohnehin schon stärker belastet sind. Anfang des Jahres erhöhten sich die Beitragsgrenzen aufgrund der Lohnentwicklung. Dadurch steigen die Pflichtbeiträge für Kranken-, Pflege-, Renten- und Arbeitslosenversicherung.
Weniger Netto trotz Steuererleichterung
Laut Finanzwissenschaftler Frank Hechtner von der Universität Erlangen-Nürnberg schrumpft das Nettoeinkommen vieler Besserverdienender deutlich. Ein Single mit 5500 Euro brutto muss monatlich auf 252 Euro verzichten. In Haushalten mit zwei Gutverdienern kann der Verlust sogar 686 Euro betragen. Auch Alleinerziehende verlieren spürbar. Steuerliche Vorteile konnten diesen Effekt nicht ausgleichen.

Die geplante Erhöhung der Krankenkassenbeiträge verschärft die Situation zusätzlich. Innerhalb weniger Monate droht die zweite finanzielle Mehrbelastung – mit Auswirkungen auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt.
CDU warnt vor Vertrauensbruch
CDU-Politiker Dennis Radtke verweist auf den Koalitionsvertrag, der weitere Belastungen ausschließt. Er kritisiert, dass die Pläne das Solidarprinzip gefährden. Besonders betroffen wären laut Radtke Arbeitnehmer mit Tarifverträgen in der Industrie. Viele von ihnen gelten als „hart arbeitende Mitte“ – und nicht als klassische Besserverdiener im politischen Sinn.
Auch CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann äußert Bedenken. Zwar sei es legitim, vor einem Parteitag eigene Vorschläge zu präsentieren, doch eine tragfähige Lösung sehe anders aus. Unterschiedliche Meinungen müsse man in einer Demokratie aushalten – doch zusätzliche Krankenkassenbeiträge könnten das Vertrauen weiter untergraben.
Krankenkassen zweifeln an der Wirksamkeit
Auch die Techniker Krankenkasse hält wenig von der SPD-Initiative. Vorstandschef Jens Baas warnt vor unerwünschten Nebenwirkungen. Gutverdiener könnten sich aus dem gesetzlichen System zurückziehen und privat versichern. Die Folge: weniger Einnahmen und höhere Belastungen für den verbleibenden Versichertenkreis.
Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen macht andere Faktoren verantwortlich. Die Ausgaben der Kassen seien zuletzt um fast acht Prozent gestiegen – vor allem wegen Krankenhauskosten und steigender Arzneimittelpreise. Aus seiner Sicht braucht es strukturelle Lösungen statt kurzfristiger Einnahmenerhöhungen.
Zusatzbeiträge klettern auf neue Höchstwerte
Bereits im Januar zogen zahlreiche Krankenkassen die Zusatzbeiträge an. Bis Mai folgten acht weitere. Für 2025 rechnet das Bundesgesundheitsministerium mit einem durchschnittlichen Zusatzbeitrag von 2,5 Prozent. Zusammen mit dem allgemeinen Beitragssatz ergibt sich eine Gesamtbelastung von rund 17 Prozent.
Einige Versicherte zahlen allerdings deutlich mehr. Je nach Krankenkasse kann der Zusatzbeitrag auf bis zu vier Prozent steigen – damit liegen die Krankenkassenbeiträge in manchen Fällen bei über 18 Prozent. Für viele Angestellte ein weiterer Einschnitt in die ohnehin belasteten Haushaltsbudgets.
Lesen Sie auch: