Handelsabkommen mit Trump: EU-Versprechen entlarvt sich als Luftnummer

Nur wenige Stunden nach dem Handelsabkommen mit Donald Trump gerät die EU in Erklärungsnot. Brüssel hatte zugesagt, 600 Milliarden US-Dollar in die amerikanische Wirtschaft zu investieren. Doch diese Zahl entbehrt jeder belastbaren Grundlage. Die EU-Kommission räumt offen ein, keinerlei Kontrolle über die privaten Investitionsquellen zu besitzen (politico: 28.07.25).


Investitionsversprechen ohne Rückhalt

Denn das Kapital stammt ausschließlich aus dem Privatsektor. Öffentliche Mittel spielen keine Rolle. Zwei hochrangige EU-Beamte stellten klar, dass Brüssel keine Autorität über unternehmerische Entscheidungen habe. „Es ist nicht etwas, das die EU als öffentliche Behörde garantieren kann. Es basiert auf den Absichten privater Unternehmen“, erläuterte einer von ihnen.

EU-Handelsabkommen mit Trump unter Druck: 600-Milliarden-Zusage basiert auf privaten Absichten ohne rechtliche Bindung oder Kontrolle
EU-Handelsabkommen mit Trump unter Druck: 600-Milliarden-Zusage basiert auf privaten Absichten ohne rechtliche Bindung oder Kontrolle

Zudem fehlt jeder Investitionsanreiz – ebenso wie ein klarer Zeitrahmen. Die 600-Milliarden-Zahl entstand aus Gesprächen mit Verbänden und Konzernen, ohne rechtliche Verbindlichkeit.

Handelsabkommen ohne Substanz

Frankreich und Ungarn kritisieren das Abkommen scharf. In Paris heißt es, der Deal gleiche einer einseitigen Kapitulation. Ungarns Regierung äußert Zweifel an der Fairness. Auch aus Deutschland hagelt es Kritik: Der Chemieverband VCI warnt vor Wettbewerbsnachteilen, weil zentrale Exportbranchen unter den weiterhin geltenden Zöllen leiden.

Der SPD-Handelsexperte Bernd Lange nennt das Handelsabkommen unausgewogen und sieht besonders kleinere EU-Staaten benachteiligt. Viele Mitgliedsländer beklagen, dass die EU mit dieser Vereinbarung Investitionen außerhalb Europas priorisiert – ohne dafür echte Gegenleistungen zu erhalten.

Wirtschaft schlägt Alarm

In der Industrie herrscht Unmut. Die Automobil- und Stahlbranchen sehen sich durch die weiter anfallenden 15-Prozent-Zölle massiv belastet. Während einzelne Sektoren wie Halbleiter oder Luftfahrt entlastet wurden, trifft es zentrale Industrien unverändert hart.

Analysten bezweifeln zudem die Realisierbarkeit des 600-Milliarden-Ziels. Marktbeobachter halten das Investitionsversprechen für ein reines Symbol – ohne politische Durchsetzbarkeit. „Dieser Teil des Deals ist größtenteils performativ“, warnte Nils Redeker vom Jacques Delors Centre. „Die EU ist nicht China, oder? Niemand kann privaten Unternehmen vorschreiben, wie viel sie in den USA investieren.“


Reaktionen auf das Handelsabkommen

Kommissionsvize Maroš Šefčovič verteidigt den Abschluss mit Hinweis auf die drohende Eskalation. Man habe das Schlimmste verhindert. Doch selbst er spricht von einem Kompromiss, der klare Schwächen aufweise. Konkrete Maßnahmen zur Umsetzung fehlen weiterhin.

An den Finanzmärkten reagierten die Kurse zurückhaltend. Der Euro verlor leicht, europäische Börsen gaben nach. Beobachter erwarten negative Wachstumsimpulse für Europa. Unternehmerverbände fordern nun Nachverhandlungen, um wenigstens ausgewählte Branchen zu entlasten.

Ein teures Zugeständnis

Das Handelsabkommen mit den USA steht exemplarisch für ein Dilemma der EU-Handelspolitik: politischer Druck trifft auf ökonomische Ohnmacht. Ohne verbindliche Instrumente bleibt das Milliardenversprechen ein riskantes Manöver, das Vertrauen kostet – in Brüssel wie in der Wirtschaft.

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