Wirtschaftsminister Robert Habeck hat die Stilllegung von 15 Kohlekraftwerken angeordnet – ein Beschluss, der schon vorher feststand, doch durch den Ukraine-Krieg zeitweise auf Eis gelegt wurde. Das Wirtschaftsministerium argumentiert nun, ein Weiterbetrieb sei „weder erforderlich noch wirtschaftlich“. Diese Entscheidung lässt allerdings Raum für kritische Fragen zur langfristigen Sicherheit und Unabhängigkeit der deutschen Energieversorgung (welt: 02.04.24).
Sicherheit der Energieversorgung: Eine Illusion?
Habeck behauptet, auch nach der Stilllegung der Kohlekraftwerke sei Deutschlands Energieversorgung gesichert und sogar unabhängiger als zuvor.
Doch kann wirklich von Sicherheit gesprochen werden, wenn die Abhängigkeit von erneuerbaren Energien, die naturbedingt Schwankungen unterliegen, und von Energieimporten steigt? „Mehrere Kohlekraftwerke, die während der letzten zwei Jahre vorsorglich noch am Netz waren, sind daher nun überflüssig und können endgültig vom Netz“, so Habecks Worte. Dieser Schritt könnte jedoch die Versorgungssicherheit riskieren, zumal die Energiepreise zwar gefallen sind, die Volatilität des Marktes aber bleibt.
Oster-Aus für Kohlekraftwerke – Deutschlands riskanter Sprung in die Energiezukunft
Die über die Ostertage vollzogene Abschaltung von Kraftwerken markiert einen vorzeitigen Kohleausstieg. Besonders betroffen waren Braunkohlekraftwerke im Rheinischen Revier und in Brandenburg. Sieben Blöcke mit einer Gesamtleistung von 3,1 Gigawatt gingen vom Netz. Von der Stilllegung betroffen sind auch acht kleinere Steinkohleanlagen. Diese Maßnahmen mögen kurzfristig den Gasverbrauch reduziert haben, werfen jedoch langfristige Fragen nach der Stabilität der Energieversorgung auf.
Deutschlands Energiewende: Ein riskantes Experiment?
Die Stilllegung der Kohlekraftwerke wurde zwar durch den Drang zur Unabhängigkeit von russischem Gas beschleunigt, doch nun, da der Winter 2023/24 vorüber ist, scheint der Schnellstart in die erneuerbaren Energien und der abrupte Abschied von der Kohle ein riskantes Experiment. Die Annahme, der Ausbau erneuerbarer Energien und die derzeitige Gasversorgung machten Kohlekraftwerke unnötig, vernachlässigt die potenzielle Instabilität der Energiequellen und die geopolitische Lage.
Zwischen Klimaschutz und Versorgungssicherheit
Im November lag die Gesamtleistung der deutschen Stromerzeugungsanlagen bei 245 Gigawatt, wobei erneuerbare Energien einen bedeutenden Anteil ausmachten. Die Stilllegung der Kohlekraftwerke soll dem Klimaschutz dienen, doch die Frage bleibt: Zu welchem Preis? Das Bundeswirtschaftsministerium sieht sich mit einer herausfordernden Aufgabe konfrontiert. Es muss für den zusätzlichen Ausstoß von Treibhausgasen, der nicht zuletzt durch den langen Betrieb der Kohlekraftwerke resultierte, Kompensation schaffen. Diese Pflicht verdeutlicht die tiefgreifenden Schwierigkeiten, mit denen die Energiewende zu kämpfen hat. Kritiker argumentieren, dass auch die Abschaltung der Kernkraftwerke zu einem unnötigen Anstieg des CO₂-Ausstoßes geführt hat. Zudem wächst die Sorge um eine verstärkte Abhängigkeit von Energieimporten. Diese Entwicklungen lassen Zweifel an der Nachhaltigkeit und Weitsicht der getroffenen Maßnahmen aufkommen.
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