Kaum ist Habeck als neuer Wirtschaftsminister im Amt, beginnt er auch schon alle zu verwirren. Im Jahreswirtschaftsbericht will er jetzt das Bruttoinlandsprodukt als zentralen Indikator ablösen. Dazu führt er gleich 32 neue Indikatoren ein. Fachleute sind entsetzt über das entstandene Wirrwarr.
Habeck stelle Jahreswirtschaftsbericht vor
Bei der Vorstellung des Jahreswirtschaftsberichtes begann Habeck noch mit dem Bruttoinlandsprodukt (BIP), dabei geht die Bundesregierung für das Jahr 2022 von einem Wachstum um 3,6 Prozent aus, ein Prozentpunkt weniger als noch vor einigen Monaten.
Den Rückgang führt der Wirtschaftsminister auf andauernden Corona-Pandemie zurück. Die Inflationsrate soll in diesem Jahr voraussichtlich bei 3,3 Prozent liegen.
Bruttoinlandsprodukt soll nicht mehr Maßstab sein
Der Bericht des Wirtschaftsministeriums wurde allerdings in weiten Teilen noch von Habecks Vorgänger ausgearbeitet. Habeck will aber das Bruttoinlandsprodukt nicht mehr als Maßstab nehmen und ließ den Wohlstand in Deutschland neu definieren.
Dazu hat ein unübersichtliches Wirrwarr an Zahlen und Grafiken erstellen lassen.
Habeck betonte bei der Präsentation, dass sich bei der neuen Darstellung keinesfalls um „Beiwerk oder Schmückwerk“ handle. Die neuen Bewertungskriterien sollen aufzeigen, dass man sich nicht zwischen Wirtschaftswachstum und Klimaschutz entscheiden müsse. Deshalb bedarf es seiner Meinung nach neue Bewertungsfaktoren.
Habeck führt 32 neue Indikatoren zur Bewertung der wirtschaftlichen Lage ein
Der Bericht listet auf mehr als zwanzig Seiten insgesamt 32 neue Indikatoren auf. Diese sollen einen Überblick über die wirtschaftliche Entwicklung des Landes geben. Dabei wurden die neuen Bewertungskriterien in fünf Gruppen: „Wachstum, Einkommen und Beschäftigung“, „Umwelt- und Klimaschutz“, „Bildung, Forschung und Innovation“, „Soziales, Demografie und Integration“ und „Öffentliche Finanzen und gleichwertige Lebensverhältnisse“.
Das Sammelsurium umfasst von der öffentlichen Schuldenquote über eine Statistik der „30- bis 34-jährigen akademisch Qualifizierten oder beruflich Höherqualifizierten“, den Breitbandausbau, dem Nitratgehalt im Grundwasser, bis hin zur Gründungsrate von Unternehmen, Unmengen von ungewichteten Detailinformationen.
Dabei werden offensichtlich alle Interessen der beteiligten Parteien der Ampelregierung bedient.
Wirtschaftsvertreter halten Sammelsurium an neuen Faktoren nicht für sinnvoll
Weder Wirtschaftsvertreter noch Ökonomen halten das vorgetragene Sammelsurium an Indikatoren und Bewertungsfaktoren für sinnvoll. Der Leiter des Berliner Büros des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung hält es für falsch, das internationale gängige BIP ersetzen zu wollen. Man könne es aber sicher durch zusätzliche Faktoren ergänzen. „Der wunde Punkt dieses Berichts ist sicher die Zahl der Indikatoren“, sagte er gegenüber WELT. „Die sachlich erforderliche Breite steht hier im Konflikt mit der Kommunizierbarkeit von so vielen Indikatoren. 32 Indikatoren nebeneinander sind sicherlich zu viel.“
.