Zum wiederholten Male hat Wirtschaftsminister Robert Habeck die Forderungen von CDU und FDP zu einer Laufzeitverlängerung der letzten verbliebenen Atomkraftwerke zurückgewiesen. Deutschland hätte laut ein Wärmeproblem und kein Stromproblem. „Dagegen hilft Atomkraft gar nichts“, sagte Habeck dazu (FAZ: 12.07.22). Trotzdem drängt Habeck auf den schnellen Ausbau von Windkraft- und Solaranlagen. Haben wir jetzt ein Stromproblem oder doch nicht.
„Wir haben ein Wärmeproblem, kein Stromproblem“
Trotz Wärmeproblem aufgrund des drohenden Gasmangels produzieren Gaskraftwerke immer noch Rekordstrommengen. Die Gasverstromung will Habeck jetzt reduzieren und dafür Kohlekraftwerke aus der Reserve ans Netz zurückholen. Habeck verweist, dass der geringe Anteil der Strommengen aus den Atomkraftwerken in keinem Verhältnis zu den Risiken stehe. „Diese Abwägung, möglicher, sehr geringer Vorteil und Sicherheitsfrage, hat mich zu der Schlussfolgerung gebracht, dass die Atomkraft nicht hilft“, so Habeck. Damit widerspricht er allerdings allen Aussagen der für die Sicherheit zuständigen Experten. Diese sehen weder Sicherheitsprobleme noch Probleme bei der Versorgung mit Brennstäben (Blackout-News: 27.06.22).
Fadenscheinige Argumente zur Endlagerung
Dazu kommt immer wieder das Argument der ungeklärten Endlagerung für die Atomabfälle. Dies ist allerdings bei der Verlängerung der Laufzeiten mit bereits vorhandenen Brennstäben ein Scheinargument. Die vorhandenen Brennstäbe müsse gelagert werden, ob sie jetzt noch genutzt werde oder nicht. Es entsteht durch deren Weiternutzung überhaupt kein zusätzliches Problem. Sie nicht vollständig zur Stromerzeugung zu nutzen ist, wie wenn man sein altes Auto mit vollem Tank beim Schrotthändler abgibt.
Neckarwestheim könnte noch 2 Monate weiterlaufen
Auch das Argument, die Atomkraftwerke würden nur geringe Strommengen erzeugen, ist eher relativ. Das Atomkraftwerk Neckarwestheim erzeugt gut 12 Prozent des in Baden-Württemberg benötigten Stroms. Das Bundesland ist heute bereits nicht mehr in der Lage sich selbst mit Strom zu versorgen und ist auf den Stromimport aus seinen Nachbarländern angewiesen. Das Atomkraftwerk könnte noch mindestens 2 Monate mit vorhandenen Brennstäben weiterlaufen (ntv: 26.06.22).
Wenn das Gas ausbleibt, kommt zum Wärmeproblem auch ein Stromproblem
Mittlerweile drohen aufgrund des Gasmangels bereits rollierende Gas-Lockdowns. Deshalb sollen die Kommunen Aufwärmhallen vorbereiten, wenn in den Wohnungen die Heizungen ausfallen. Viele werden dann versuchen, ihre Wohnung zumindest notdürftig mit elektrischen Heizlüftern warmzuhalten. Der Absatz dieser Geräte boomt gerade. Dabei wird der Strombedarf sprunghaft ansteigen. Ausgerechnet in den Wintermonaten liefern aber die erneuerbaren Energien jahreszeitlich bedingt am wenigsten Strom. Spätestens dann wird das Wärmeproblem auch zum Stromproblem. Die Frage ist, ob Habeck dies bereits einkalkuliert hat?
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