Gläserne Manufaktur vor dem Aus – VW zieht der Autoproduktion in Dresden den Stecker

Der letzte ID.3 ist gebaut, und damit endet in der gläsernen Manufaktur eine Ära, die Volkswagen über Jahre geprägt hat. VW Dresden verliert seine Fahrzeugfertigung, obwohl der Standort lange als Symbol moderner Industrie galt. Die Elektroauto-Produktion stoppt, doch zugleich entsteht ein neuer Innovationscampus, der Dresden eine andere Rolle im Konzern geben soll. Dieser Wandel betrifft Beschäftigte, Technologiepolitik und die strategische Ausrichtung von Volkswagen (welt: 16.12.25).


Gläserne Manufaktur: Ein letzter ID.3 und viele offene Erwartungen

Der Abschied ist bewusst inszeniert. Der letzte ID.3 bleibt in der gläsernen Manufaktur, weil er von allen Beschäftigten signiert wurde. Volkswagen Sachsen bestätigte, dass dieses Fahrzeug künftig als Erinnerungsstück ausgestellt wird. Damit endet die Montage sichtbar, aber nicht kommentarlos.

Gläserne Manufaktur vor dem Umbruch: VW beendet die Fertigung in Dresden und formt den Standort zum Technologiezentrum
Gläserne Manufaktur vor dem Umbruch: VW beendet die Fertigung in Dresden und formt den Standort zum Technologiezentrum

Für VW Dresden hat dieser Moment Gewicht, denn der Standort stand immer für Nähe, Transparenz und Symbolkraft. Besucher konnten den Mitarbeitenden zusehen, während Fahrzeuge entstanden. Dieses Konzept verschwindet nun, obwohl die Dresdner VW-Manufaktur im Konzern lange Aufmerksamkeit erzeugte.

Vom Prestigeprojekt zur reinen Elektromontage

Zu Beginn fertigte die gläserne Manufaktur den Phaeton, der als Luxusmodell technologischen Anspruch zeigen sollte. Später änderte Volkswagen den Kurs, weil sich Märkte und Nachfrage verschoben. 2017 folgte der komplette Umstieg auf die Elektroauto-Produktion, was Dresden eine Vorreiterrolle einbrachte.

Mit dem e-Golf begann diese Phase, und ab 2021 lief ausschließlich der ID.3 vom Band. Der VW-Elektrokompaktwagen prägte den Standort, obwohl die Produktionszahlen im Vergleich zu Zwickau niedrig blieben. VW Dresden entwickelte sich damit stärker zum Schaufenster als zum klassischen Großwerk.

Innovationscampus statt Fertigungslinie

Ab Januar 2026 beginnt der Umbau, und damit die nächste Zäsur. Die Produktionsanlagen werden zurückgebaut, während der Innovationscampus vorbereitet wird. Volkswagen investiert gemeinsam mit dem Freistaat Sachsen und der TU Dresden mehr als 50 Millionen Euro, um neue Strukturen zu schaffen.

Der geplante Technologiecampus konzentriert sich auf Künstliche Intelligenz, Robotik, Mikroelektronik und Chip-Design. Damit verlässt VW Dresden die klassische Elektroauto-Produktion und setzt auf Entwicklungsarbeit. Die gläserne Manufaktur wird so zu einem Ort, an dem Zukunftstechnologien entstehen statt Fahrzeuge.


Wissenschaft rückt in den Mittelpunkt

Fast die Hälfte der Flächen übernimmt künftig die Technische Universität Dresden. Forschung, Lehre und Industrie sollen enger zusammenarbeiten, während Volkswagen die übrigen Bereiche nutzt. Als Auslieferungsstandort bleibt die gläserne Manufaktur erhalten, was den öffentlichen Charakter des Werks sichert.

Der Innovationscampus soll ab 2027 regulär arbeiten, erste Projekte starten bereits 2026. Für den VW-Standort Dresden bedeutet das einen tiefgreifenden Rollenwechsel, der langfristig Wissen statt Stückzahlen in den Fokus rückt.

Beschäftigte zwischen Sicherheit und Wandel

Rund 230 Beschäftigte arbeiten weiterhin in VW Dresden, zumindest während der Übergangsphase. Volkswagen setzt auf Qualifizierung, interne Wechsel und sozialverträgliche Lösungen. Diese Schritte stehen im Kontext einer konzernweiten Neuordnung, die Produktionskapazitäten bündelt und Standorte neu definiert.

Die gläserne Manufaktur verliert ihre Montage, gewinnt jedoch strategische Bedeutung. Der Wechsel von der Elektroauto-Produktion zum Innovationscampus verändert das Selbstverständnis des Standorts. Dresden bleibt Teil der VW-Zukunft, aber in einer völlig neuen Rolle.

Lesen Sie auch:

Nach oben scrollen