Geplantes Verbot der PFAS-Chemikalien könnte Energiewende vollständig zum Erliegen bringen

Die Industrie warnt: Eine vollständige Unterbindung von PFAS-Chemikalien in der EU könnte den Übergang zu Energie und Mobilität stoppen. Wirtschaftsminister Habeck befürwortet einen ausgewogenen Umgang damit. Große Industrieverbände in Deutschland warnen: Die Klimaziele der EU könnten gefährdet sein, wenn die sogenannten Ewigkeits-Chemikalien komplett verboten sind (FAZ: 03.08.23)


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Klimaschutz-Boomerang: Ohne PFAS-Chemikalien steht die Zukunft der grünen Technologien auf dem Spiel

Windkraftanlagen, E-Autos, Energiespeicher, Halbleiter – ohne PFAS-Chemikalien ist die Hersttellung dieser Schlüsseltechnologien für die Klimaneutralität e nicht möglich. Diese Information stammt von den Autoindustrie (VDA), Maschinenbau (VDMA) und Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI).

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) unterstützt ebenfalls einen ausgewogenen Umgang mit dieser Chemikaliengruppe. In der Europäischen Union gibt es Diskussionen über ein mögliches Verbot von PFAS, auch bekannt als Ewigkeits-Chemikalien.

Klimaschutz-Boomerang: Ohne PFAS-Chemikalien steht die Zukunft der grünen Technologien vollständig auf dem Spiel
Klimaschutz-Boomerang: Ohne PFAS-Chemikalien steht die Zukunft der grünen Technologien vollständig auf dem Spiel

Es gibt schätzungsweise über 10.000 verschiedene Substanzen in dieser Chemikaliengruppe, die in Alltagsprodukten wie Jacken, Pfannen oder Kosmetik zu finden sind. In der Industrie finden sie Anwendung in Dichtungen, Isolierungen oder Kabeln. Laut Informationen sind auch Lithium-Ionen-Batterien, wie sie beispielsweise in E-Autos zur Anwendung kommen, sowie Wasserstofftechnologien auf PFAS-Chemikalien angewiesen.

Die VDA-Präsidentin Hildegard Müller warnt: Ohne „PFAS“ sind entscheidende Zukunftstechnologien kaum realisierbar. Ein generelles Verbot dieser Chemikalien könnte sich als „Klimaschutz-Boomerang“ erweisen. Ohne sie sind sowohl die aktuell genutzten als auch zukünftige Fahrzeugtechnologien nicht umsetzbar. Karl Haeusgen, Präsident des Maschinenbaus, stellt fest, dass viele umweltfreundliche Technologien, von Windkraftanlagen bis hin zur Brennstoffzellproduktion, betroffen sein könnten.


Habeck warnt vor Überregulierung: Wie PFAS-Chemikalien die Zukunft unserer Technologie formen

Habeck äußert gegenüber der Deutschen Presse-Agentur in Berlin: „Eine bessere Regulierung ist erforderlich, wo sie zum Schutz der Verbraucher notwendig ist. Jedoch sollte die Wirtschaft nicht übermäßig reguliert werden, wo sie das Wachstum und die technologische Entwicklung beeinträchtigen könnte. Das bedeutet konkret: Dort, wo diese Chemikalien nicht sicher für Mensch und Umwelt eingesetzt werden können und leicht durch andere Stoffe ersetzt werden können, sollten wir den schnellen Ausstieg fördern. Dies gilt insbesondere dort, wo sie in der Nähe von Verbrauchern eingesetzt werden.“

Der Politiker der Grünen warnt gleichzeitig davor die Modernisierung der Industrie nicht gefährden. PFAS haben eine zentrale Bedeutung für zukünftige Technologien wie Halbleiter, Elektrolyseure und Elektroantriebe. „PFAS können hier nicht einfach ersetzt werden und wir dürfen die technologische Entwicklung nicht durch übermäßige Regulierung verhindern, zumal die Anwendung in geschlossenen Systemen in der Produktion stattfindet.“

Drei Industrieverbände plädieren dafür, dass Stoffe, für die es momentan keine Alternativen gibt, der Industrie erhalten bleiben. Das sollte auch für solche Substanzen gelten, die keine Bedrohung für Mensch und Umwelt darstellen. PFAS, die ein Risiko darstellen, sollten stetig ausgetauscht werden, wie es bereits Standard ist. „Wir müssen die Stoffe differenziert und auf Grundlage des Risikos betrachten“, so der ZVEI-Präsident Gunther Kegel.

EU auf dem Prüfstand: Kommt das Verbot der PFAS-Chemikalien trotz ihrer Bedeutung für die Industrie?

Aktuell gibt es in der EU Gespräche über ein mögliches Verbot dieser Chemikaliengruppe. Deutschland und weitere Länder haben vorgeschlagen, die Herstellung, Anwendung und Markteinführung von PFAS fast gänzlich zu untersagen. Je nach Anwendungsfall könnten Übergangszeiten von bis zu dreizehneinhalb Jahren gelten. Für einige wenige Bereiche könnten Ausnahmen ohne zeitliche Begrenzung gelten. Wegen der enormen Diversität der Verbindungen ist ein Großteil der Stoffe noch unerforscht. Es handelt sich also um eine Art Vorsorgemaßnahme. Laut der Europäischen Umweltagentur (EEA) sind die meisten gut erforschten Stoffe mittel- bis hochgiftig.

Nach Abschluss einer öffentlichen sechsmonatigen Konsultation, die am 25. September endet, will die EU-Chemikalienagentur ECHA ein mögliches Verbot bewerten. Die finale Entscheidung liegt bei der Europäischen Kommission in Zusammenarbeit mit den EU-Mitgliedsstaaten.

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