Der Energiemarkt erlebt einen kritischen Moment. Mitten in der Heizsaison drohen wichtige Gasspeicher aus dem Betrieb zu verschwinden. Besonders die geplante Stilllegung des Uniper-Speichers in Bayern macht deutlich, wie brüchig die Energiesicherheit inzwischen ist. Der Konzern verweist auf fehlende Wirtschaftlichkeit: „Die Erlöse reichen nicht aus, um die laufenden Kosten für Speicherentgelte, Betrieb und Netze zu decken.“ Diese Entwicklung verstärkt die Gaskrise, treibt die Gaspreise weiter an und gefährdet die dringend benötigte Speicherkapazität für den Winter (welt: 03.10.25).
Versorgungssicherheit und drohende Stilllegung
Insider berichten, dass auch andere Betreiber über eine Stilllegung nachdenken. Das trifft Deutschland hart, denn eigenes Erdgas gibt es kaum. Die Wärmeversorgung hängt fast vollständig von Importen und gefüllten Speichern ab. Ohne ausreichende Vorräte steht die Energiesicherheit auf dem Spiel.

Deutschland rangiert weltweit auf Platz vier bei den Gasspeichern. An eiskalten Tagen kommt mehr als die Hälfte der Wärmeenergie aus den unterirdischen Lagern. Fällt ein zentraler Speicher aus, spüren nicht nur die Deutschen die Folgen. Die Gaskrise hätte auch direkte Konsequenzen für Europa, das stark auf deutsche Reserven angewiesen ist.
Sinkende Füllstände und steigende Gaspreise
Aktuell sind die Speicher zu 77 Prozent gefüllt. Zwar sieht die Verordnung des Bundes mindestens 80 Prozent zum 1. November vor, doch das reicht kaum aus. In früheren Jahren lagen die Werte zu diesem Zeitpunkt bei 90 Prozent. Die Experten-Initiative INES warnt, dass bei einem harten Winter wie 2010 die Speicher bis Ende Januar leer sein könnten.
Ein solcher Engpass würde die Gaspreise massiv erhöhen. Dann müsste die Bundesregierung erneut auf Flüssiggas-Importe zurückgreifen. Die Agentur Trading Hub Europe kauft in diesem Fall kurzfristig am Weltmarkt ein. Das kostet Milliarden und setzt die Haushalte stark unter Druck. Damit verschärft sich die Gaskrise, während gleichzeitig die dringend benötigte Speicherkapazität nicht ausgebaut wird.
Der verlorene Sommer-Winter-Spread
Früher funktionierte das Geschäft mit den Speichern fast automatisch. Günstiges Pipeline-Gas aus Russland füllte die Lager im Sommer, im Winter verkaufte man es teurer. Dieser Spread sorgte für stabile Einnahmen. Nach dem russischen Lieferstopp ist dieses Modell jedoch zusammengebrochen.
Heute zeigt sich ein völlig anderes Bild: Gas im Sommer kostet oft mehr als im Winter. Speicherbetreiber haben dadurch kein Interesse an Einlagerungen. Ende September war der Speicher Breitbrunn nur zu 58 Prozent gefüllt. Uniper teilte mit: „Nach mehreren erfolglosen Vermarktungsversuchen kann das Füllstandsziel von 80 Prozent bis zum 1. November nicht mehr zuverlässig erreicht werden.“ Diese Situation beschleunigt die Diskussion um eine Stilllegung und schwächt die Energiesicherheit.
Folgen für Verbraucher und Speicherkapazität
Die Bundesregierung versuchte 2022 gegenzusteuern. Sie beauftragte die Agentur THE, fehlendes Gas zu beschaffen. Marktteilnehmer nutzten das aus, spekulierten gegen die Behörde und entleerten Speicher sogar. Am Ende mussten die Bürger über eine Umlage rund sechs Milliarden Euro zahlen.
Die neue Regierung will diese Umlage streichen, doch die Kosten verschwinden nicht. Entweder zahlt der Bundeshaushalt oder der Klima- und Transformationsfonds. Gleichzeitig bleiben die Gaspreise hoch und die notwendige Speicherkapazität unzureichend.
Stilllegung als irreversibles Risiko
Eine endgültige Stilllegung von Speichern hätte gravierende Folgen. Kavernen brauchen ständigen Druck, sonst droht Einsturz. Porenspeicher verlieren ihre Funktion, sobald sie sich mit Wasser füllen. Damit verschwinden Kapazitäten dauerhaft, was die Energiesicherheit noch stärker gefährdet.
Zudem braucht auch die geplante Wasserstoffwirtschaft diese Infrastruktur. Wasserstoff besitzt nur halb so viel Energievolumen wie Erdgas. Für eine echte Energiewende müsste die Speicherkapazität also verdoppelt werden. Ohne funktionierende Speicher lässt sich dieses Ziel kaum realisieren. Die Gaskrise wäre damit vorprogrammiert.
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