Ein ehemaliger Spion mit engen Verbindungen zu Wladimir Putin plant die Wiederaufnahme von Nord Stream 2. Matthias Warnig, einst Stasi-Offizier und bis 2023 Chef der Nord Stream 2 AG, steht hinter dem Vorhaben. Laut mehreren Quellen umfasst sein Plan die Einbindung amerikanischer Investoren als Teil einer Annäherung zwischen den USA und Russland. Kontakte zu Trumps Umfeld laufen über US-Geschäftsleute. Ziel sei es, den Krieg in der Ukraine zu beenden und zugleich wirtschaftliche Beziehungen zwischen beiden Ländern zu vertiefen (ft: 02.03.25).
Interessen und Widerstände
Warnigs Initiative verdeutlicht, wie weit die Annäherung zwischen Trump und Putin gehen könnte. Die Verhandlungen laufen offenbar über inoffizielle Kanäle, während offizielle Stellen in Washington und Moskau sich nicht dazu äußern. Die Rolle von Trump-nahen Geschäftskreisen zeigt, dass wirtschaftliche Interessen eine entscheidende Rolle spielen könnten.

Ein US-Konsortium hat bereits ein Konzept für eine Nach-Sanktions-Lösung mit Gazprom erstellt. Identitäten der Investoren bleiben unbekannt. Hohe EU-Vertreter haben von diesen Verhandlungen erfahren und diskutieren mögliche Konsequenzen. Viele europäische Staaten sehen die Pläne kritisch. Eine der beiden Nord-Stream-2-Leitungen ist unbeschädigt, jedoch ungenutzt. Eine Aktivierung würde den USA erheblichen Einfluss auf Europas Energieversorgung geben. Doch Hindernisse bleiben: Sanktionen müssten aufgehoben, Russland zum Verkauf bereit sein und Deutschland müsste die Gaslieferung erlauben.
In Europa wächst die Sorge über eine mögliche geopolitische Neuausrichtung. Die EU hat sich nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine strategisch von russischem Gas unabhängig gemacht. Eine Wiederaufnahme von Nord Stream 2 könnte diesen Kurs gefährden. Zudem wäre unklar, ob die Pipeline langfristig wirtschaftlich tragfähig wäre oder ob politische Unsicherheiten Investitionen unattraktiv machen.
Die Pipeline wurde ursprünglich gebaut, um Europas Gasversorgung durch direkte Lieferungen aus Russland zu sichern. Doch seit dem Beginn des Krieges wurde das Projekt eingefroren. Die Zerstörung von Nord Stream 1 durch Sabotage hat die Debatte über die Sicherheit solcher Infrastrukturen weiter verschärft. Der intakte Strang von Nord Stream 2 könnte theoretisch genutzt werden, aber eine Aktivierung wäre politisch hoch umstritten.
Trump, Putin und strategische Machtspiele
Trump und sein Team sehen Nord Stream 2 als taktisches Instrument für Ukraine-Friedensgespräche. Putin hebt wirtschaftliche Vorteile einer Einigung hervor und behauptet, erste US-Firmen hätten bereits Interesse gezeigt. Inzwischen erhielt Nord Stream 2 AG in der Schweiz einen viermonatigen Aufschub im Insolvenzverfahren. Gazprom verwies in Gerichtsunterlagen auf geopolitische Unsicherheiten und den Einfluss der US- und deutschen Wahlen 2025.
Matthias Warnig dementierte gegenüber der Financial Times jegliche Beteiligung an US-Verhandlungen. Auch der Kreml und Gazprom geben keine Stellungnahmen ab. Die US-Regierung unter Biden zeigt wenig Interesse an Kaufangeboten für Nord Stream 2. Frühere US-Offizielle zweifeln, dass Unternehmen aktuell in Russland investieren wollen. Die Pipeline gehört zu 100 Prozent Gazprom, doch fünf europäische Energiekonzerne hatten einst die Hälfte der Baukosten durch Kredite finanziert. Diese Gelder wurden abgeschrieben.
Trump kritisierte Nord Stream 2 in seiner ersten Amtszeit scharf. Er bezeichnete das Projekt als geopolitischen Fehler Deutschlands, das sich zu stark von russischer Energie abhängig gemacht habe. Dennoch scheint sein Team inzwischen eine pragmatischere Sichtweise einzunehmen. Einige Berater betrachten die Pipeline als strategisches Druckmittel, um Russland zu Verhandlungen über die Ukraine zu bewegen.
Die Bundesregierung stoppte 2022 das Genehmigungsverfahren für die Pipeline. Doch sollte ein zukünftiger US-Präsident eine andere Position vertreten, könnte sich die Lage ändern. Eine kurzfristige Aktivierung erscheint jedoch unwahrscheinlich, da europäische Sanktionen bestehen bleiben und Deutschland kaum zur Wiederbelebung des Projekts bereit ist. Zudem bleibt unklar, wie Europa auf eine mögliche US-Russland-Annäherung reagieren würde, die ihre eigenen energiepolitischen Strategien untergraben könnte.
Lesen Sie auch:
- Trump kritisiert Deutschlands Energiewende
- Dänemark stellt Ermittlungen zu Nordstream-Sabotage ein
- Nord Stream 2: Amerikanischer Finanzier strebt Übernahme der umstrittenen Pipeline an
- egierung verweigert Auskunft zu Nord Stream-Sabotage-Ermittlungen



