Frankreich steckt in einer Regierungskrise, die eng mit dem hohen Staatsdefizit verknüpft ist. Investoren reagieren nervös, da ein Zusammenbruch der Minderheitsregierung von Premierminister François Bayrou im Raum steht. Der drohende Vertrauensverlust löste jüngst einen massiven Ausverkauf an den Finanzmärkten aus. Sowohl Aktien als auch französische Anleihen verloren deutlich, während die Risikoprämien stiegen. Damit rückt die mögliche IWF-Hilfe Frankreich in den Fokus, denn die französische Schuldenkrise könnte bei weiter steigenden Defiziten internationale Unterstützung erfordern (thetimes: 26.08.25).
Opposition blockiert trotz Staatsdefizit Bayrous Sparpläne
Drei große Oppositionsparteien kündigten an, das angekündigte Vertrauensvotum am 8. September nicht zu unterstützen. Bayrou plant umfassende Einschnitte, um das Staatsdefizit zu verringern, doch Widerstand prägt die Debatte. Der Leitindex CAC 40 rutschte um über zwei Prozent ab und markierte den tiefsten Stand seit fast drei Wochen. Banktitel wie BNP Paribas und Société Générale verloren mehr als sechs Prozent, während mittelgroße Werte knapp drei Prozent einbüßten.

Zugleich stiegen die Renditen zehnjähriger französischer Anleihen kurzfristig auf 3,53 Prozent, bevor sie sich bei 3,50 Prozent stabilisierten. Höhere Renditen bedeuten sinkende Kurse und steigende Finanzierungskosten für den Staat. Der Abstand zu deutschen Bundesanleihen erreichte 79 Basispunkte – den höchsten Wert seit April. Diese Entwicklung zeigt, wie eng die französische Schuldenkrise mit der Regierungskrise Paris verflochten ist.
Machtprobe im Parlament verschärft französische Schuldenkrise
Wenn Bayrou das Vertrauensvotum verliert, steht seine Regierung vor dem Ende. Präsident Emmanuel Macron müsste reagieren: Übergangsregierung, neuer Premier oder Neuwahlen wären denkbar. Ein führender Analyst erklärte: „Es sieht so aus, als ob Bayrou nicht bleiben kann. Macron dürfte kaum ohne Neuwahlen einen neuen Premier durchsetzen.“ Diese Unsicherheit befeuert die Regierungskrise Paris zusätzlich.
Marktstrategen erwarten, dass französische Anleihen weiter unter Druck geraten. Besonders die Gefahr eines Sieges von Marine Le Pens Rassemblement National beunruhigt Investoren. Viele Fachleute sehen daher ein wachsendes Risiko, dass die französische Schuldenkrise ohne entschlossene Reformen zunimmt und die IWF-Hilfe Frankreich realistischer wird.
Finanzminister Lombard beschwichtigt
Finanzminister Éric Lombard versuchte zuletzt, Vertrauen zurückzugewinnen. Er betonte, er sei „sicherlich nicht bereit, das Scheitern der Minderheitsregierung im kommenden Monat hinzunehmen“. Dennoch räumte er ein, dass internationale Unterstützung denkbar sei. Sollte Frankreich sein Staatsdefizit nicht stabilisieren, könnte die IWF-Hilfe Frankreich notwendig werden. Solche Aussagen zeigen, wie stark Politik und Finanzlage zusammenhängen.
Auch die europäische Perspektive ist angespannt. Während Deutschland als Stabilitätsanker gilt, gilt Frankreich derzeit als Unsicherheitsfaktor. Analysten sehen die französische Schuldenkrise als Risiko für die gesamte Eurozone, da Investoren französische Anleihen meiden könnten.
Banken besonders unter Druck
Besonders Banken leiden unter der Regierungskrise Paris. Ihre Aktien brachen im Leitindex stärker ein als andere Branchen. Auch die Absicherung gegen Zahlungsausfälle bei BNP Paribas und Société Générale verteuerte sich deutlich. Banken reagieren schnell auf steigende Staatsdefizite und auf Renditeanstiege französischer Anleihen, da dies ihre Finanzierungskosten erhöht. Ein Experte von Morningstar warnte: „Höhere Risikoaufschläge führen zu höheren Refinanzierungskosten, was die Zinsmargen belastet.“
Neben steigenden Kosten wirken die düsteren Wachstumsaussichten negativ. Die französische Schuldenkrise beeinträchtigt das Kreditgeschäft und schwächt die Profitabilität. Banken stehen daher doppelt unter Druck: höhere Finanzierungskosten und geringere Erträge.
Globaler Kontext verschärft die Risiken
Die Schwäche Frankreichs trifft auf eine ohnehin angespannte Lage an den globalen Anleihemärkten. Investoren sorgen sich um hohe Staatsschulden großer Volkswirtschaften und um die Disziplin ihrer Haushalte. Frankreichs Staatsdefizit lag zuletzt bei 5,8 Prozent des BIP, fast doppelt so hoch wie die EU-Vorgabe. Bayrou versucht, gegenzusteuern, doch Widerstand im Parlament verhindert klare Schritte.
Internationale Analysten betonen, dass europäische Anleihen stark gekauft wurden und nun Raum für Verkäufe existiert. Ein Stratege von State Street brachte es auf den Punkt: „Wir gehen in die Haushaltsdebatte. Das französische Marktgeschehen ist Ausdruck dessen, dass mehrere Länder nicht bereit sind, ihre Ausgaben zu begrenzen – Frankreich ebenso wie Großbritannien.“ Damit bleibt die französische Schuldenkrise ein zentrales Risiko für Anleger.
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