Frankreich steuert auf massive Probleme bei der Stromversorgung zu

In Frankreich hat der staatliche Energiekonzern Electricite de France SA (EDF) in diesem Jahr zum dritten Mal sein Atomleistungsziel nach unten korrigiert. Die Stromversorgung in Frankreich wird damit immer kritischer. Die von der EDF betriebenen Atomkraftwerke bilden das Rückgrat des europäischen Verbundsystems. Frankreich ist innerhalb Europa traditionell ein Stromexporteur. Durch den Ausfall gleich mehrere Reaktoren ist Frankreich jetzt aber auf Stromimporte aus den Nachbarländern angewiesen.


EDF muss wiederholt Prognose zur Stromerzeugung nach unten korrigieren

EDF musste Mitte Mai erneut seine Prognose zur Stromerzeugung korrigieren. Dabei hat EDF bereits im Februar die Prognose für das Jahr 2022 auf ein Rekordtief von 295 bis 315 Terawattstunden (TWh) gesenkt. Damals verwies der Energiekonzern auf zusätzliche Sicherheitsinspektionen, die aufgrund entdeckter Schäden an zwei Reaktoren erforderlich wurden. Noch zu Jahresbeginn prognostizierte EDF einen Erzeugungsziel von 300 bis 330 TWh. Jetzt korrigiert EDF seine eine Produktion auf 280 bis 300 TWh für 2022 herunter.

Frankreich steuert auf massive Probleme bei der Stromversorgung zu. Heißer Sommer könnte Stromversorgung komplett zusammenbrechen lassen
Frankreich steuert auf massive Probleme bei der Stromversorgung zu. Heißer Sommer könnte Stromversorgung komplett zusammenbrechen lassen
Bild: Marianne Casamance, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Mittlerweile musste EDF zwölf seiner Reaktoren aufgrund von Korrosionsproblemen vom Netz nehmen. Darunter auch die vier leistungsstärksten Reaktoren des Landes. Als Begründung für die erneute Korrektur sagte der stellvertretende Leiter Regis Clement: „Wir haben eine Feinabstimmung der durchzuführenden Reparaturen vorgenommen. Wir müssen mehr Rohre aufschneiden, um weitere Kontrollen durchzuführen und mehr Reparaturen“.


Fachleute halten neue Prognose immer noch für zu optimistisch

Fachleute halten allerdings auch die neue Prognose für sehr ambitioniert und bezweifeln, dass EDF dieses Ziel einhalten kann. Doch bereits mit der jetzigen Prognose spitzt sich die Stromversorgung Frankreichs noch weiter zu und ist auf Stromimporte aus dem Ausland angewiesen. Aufgrund der stark reduzierten Stromerzeugung musste der Konzern bereits eine Gewinnwarnung herausgeben.

Routineinspektionen aufgrund Versorgungsengpass verschoben

Und es kann noch kritischer werden, denn mit jeder weiteren Überprüfung eines Reaktors können weitere Mängel entdeckt werden. Von insgesamt 56 Atomreaktoren sind aktuell gerade noch 28 am Netz. Damit ist die Kapazität der noch laufende Reaktoren auf ca.28 Gigawatt gefallen. Das ist der niedrigste Wert in der Geschichte der EDF. Der komplette Atompark kann theoretisch 62 Gigawatt produzieren. Eigentlich müsste EDF zur Routineinspektion noch vier weitere Reaktoren abschalten. Aus Sorgen um die Stromversorgung hat EDF diese Inspektionen auf nächstes Jahr verschoben. Die aufgetretenen Korrosionsprobleme betreffen in erster Linie Reaktoren des französischen Kraftwerksbauer Framatome.


Heißer Sommer könnte in Frankreich Stromversorgung zusammenbrechen lassen

Doch nicht nur die technischen Probleme zwingen Frankreichs Atomkraftwerken in die Knie, sondern auch die hohen Temperaturen in den letzten Tagen. Deshalb musste der Konzern bereits aufgrund zu hoher Flusstemperaturen die Leistung einiger Reaktoren drosseln. Betroffen war dabei auch das Atomkraftwerk Blayais, welches die Leistung reduzieren musste, um die Gironde nicht noch stärker aufzuheizen. Sollten im Sommer die Temperaturen über längere Zeit im Bereich von 30 Grad liegen, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass weitere Reaktoren aufgrund von Kühlproblemen vom Netz müssen. Spätestens dann hat Frankreich ein massives Problem, die Stromversorgung im Land aufrecht zu halten.

Zuletzt aktualisiert am September 25, 2024 um 11:30 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr.
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