Frankreich sendet nach Handelsfehler Stromwarnung an Großbritannien und Spanien

Frankreich hat eine Notstromwarnung an seine Nachbarn, darunter das Vereinigte Königreich und Spanien, gesendet. Darin hat das Land gebeten, so viel Strom wie möglich zu liefern. Ein großer Handelsfehler hat die französischen Lieferungen gefährdet.

Ausgelöst wurde die Aufforderung durch einen Handelsfehler eines regionalen französischen Energieversorgers. Dieser hat versehentlich zwei Tage lang große Mengen Strom zu viel verkauft (The Financial Times, 11.09.2022).


Die ungewöhnliche Warnung trug zur europaweiten Energieknappheit bei, da die Region mit der schlimmsten Stromkrise seit Jahrzehnten konfrontiert ist. Die Energiekosten schießen aufgrund der von Russland gedrosselten Gaslieferungen in die Höhe.

Die Warnung unterstrich auch die schwerwiegende Belastung des französischen Stromnetzes. Das Netz hat mit einer noch nie dagewesenen Anzahl von Ausfällen in seinen Kernreaktoren zu kämpfen.

Unternehmen hat aus versehen zu viel Strom verkauft

Der französische Netzbetreiber RTE teilte mit, die Nachbarländer sind aufgefordert worden, sich darauf vorzubereiten, über Nacht mehr Strom zu exportieren.

Die Électricité de Strasbourg, die das Gebiet um die ostfranzösische Stadt mit Strom versorgt und mehrheitlich dem staatlichen Energieversorger EDF gehört, erklärte in einer Erklärung, dass sie die „Störung“ untersuche.

Frankreich sendet nach Handelsfehler Stromwarnung an Großbritannien und Spanien
Bild: Ji-Elle, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Das Unternehmen teilte mit, dass es am 6. und 7. September in zwei getrennten Transaktionen irrtümlich 2,03 Gigawatt und 5,75 GW Strom verkauft habe. Später fügte man hinzu, dass der Vorfall 60 Mio. € gekostet habe, nachdem es seinen Versorgungsbedarf wieder ausgeglichen hatte. In den Berichten an RTE wird das Problem als IT-Störung beschrieben.

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Warnungen wie diese sind sehr selten und sie zeigt die angespannte Situation des Stromnetzes

Derartige Ersuchen um Notfallhilfe sind selten. Nach Angaben von Energieunternehmen und Netzbetreibern senden die Netzbetreiber in der Regel nicht mehr als ein paar Anfragen pro Jahr. Die Energieunternehmen sind jedoch nervös wegen möglicher Störungen des innereuropäischen Strom- und Gashandels, falls es in diesem Winter in der Region zu Engpässen kommt.

Die französische Warnung wurde verschickt, nachdem die Ausgleichsoperationen am Ende des Tages gezeigt hatten, dass es ein Stromdefizit bei Électricité de Strasbourg geben könnte, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person laut der Financial Times (The Financial Times, 11.09.2022). EDF lehnte wohl bisher eine Stellungnahme ab.

Die Warnungen werden über das Europäische Warnsystem (European Awareness System) verschickt, über das die Netzbetreiber Informationen austauschen, um sicherzustellen, dass Lieferungen aus anderen Ländern mobilisiert werden können. Im französischen Fall dieser Woche wurden die zusätzlichen Lieferungen letztlich nicht benötigt, so RTE.

Energieversorger schließen ständig Verträge ab, um das Angebot an die Nachfrage anzupassen. Aber die Mengen, um die es geht, sind ungewöhnlich groß. Ein Gigawatt entspricht der Kapazität einiger Kernreaktoren und reicht aus, um eine Kleinstadt etwa ein Jahr lang mit Strom zu versorgen.


Frankreich ist momentan stark abhängig von ausländischem Strom

Frankreich hat sich bereits an seine Nachbarn gewandt, um regelmäßig zusätzlichen Strom zu liefern. Das Land hat momentan weniger Kernenergie zur Verfügung. Das Vereinigte Königreich, sowie Deutschland und Spanien liefern momentan Strom nach Frankreich.

Gleichzeitig liegt Paris jedoch mit Berlin und Madrid wegen einer geplanten neuen Gaspipeline von Spanien nach Frankreich im Streit.

Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz und der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez unterstützen die MidCat-Pipeline. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ist jedoch gegen das Projekt. Die bestehenden Gasverbindungen zwischen Frankreich und Spanien sind momentan nicht voll ausgelastet. Eine Pipeline, deren Fertigstellung mehrere Jahre dauert, löst keine kurzfristigen Probleme und treibt Europa weiter in die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen, so Macron.

„Ich verstehe nicht, welches kurzfristige Problem wir [damit] lösen wollen“, sagte Macron.

Die französische Regierung erhöht den Druck auf den Betreiber der Atomkraftwerke, EDF, um die Ausfälle bis zum Winter zu beheben.

Bei einem Treffen zur Bewältigung der Gaspreiskrise signalisierten die EU-Energieminister in Brüssel ihre Unterstützung für eine vorübergehende Begrenzung der Preise für Gasimporte.

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