Ford in Köln steckt tief in der Krise. Der Konzern baut weitere 1000 Arbeitsplätze ab und stellt die Produktion ab Januar auf Ein-Schicht-Betrieb um. Trotz Milliardeninvestitionen in Elektroautos zwingt der schwache Absatz den Hersteller zum verschärften Sparkurs mit entsprechendem Jobabbau (welt: 16.09.25).
Tradition in Köln mit Bruch
Seit 1930 produziert Ford in Köln. Generationen von Beschäftigten bauten hier den Fiesta, der lange als Symbol für günstige Mobilität galt. Doch 2023 endete seine Geschichte. Mit der Umstellung auf Elektroautos sollte der Standort gesichert sein. Politische Unterstützung war groß, doch ohne Kaufprämie sank die Nachfrage rapide.

Die neuen Modelle Explorer und Capri starteten bei 40.000 Euro. Diese Preise passten kaum zum einstigen Image der Marke. Gerade in Köln zeigt sich, wie stark die Fehleinschätzung die Arbeitsplätze gefährdet.
Ernüchternde Zahlen und steigender Druck
Zwischen Januar und August 2024 verzeichnete das Kraftfahrtbundesamt 74.000 Neuzulassungen von Ford, darunter nur 20.000 Elektroautos. Der Marktanteil kletterte zwar auf 4,5 Prozent, doch von Stabilität kann keine Rede sein. Ford rechnete mit einem Elektro-Anteil von 35 Prozent, tatsächlich lag er nur bei 18 Prozent.
Das Unternehmen griff bereits mehrfach zu Kurzarbeit. Nun folgt ein dauerhafter Jobabbau. Sollten die Pläne umgesetzt werden, sinkt die Belegschaft in Köln auf 7600. Ende der 2010er Jahre sicherten noch über 20.000 Arbeitsplätze den Standort.
Abfindungen und Sparkurs
Die Leitung kündigte an, freiwillige Abfindungspakete anzubieten. „Wir sind uns der Auswirkungen auf unsere Mitarbeitenden bewusst und setzen uns dafür ein, die Betroffenen bestmöglich zu unterstützen“, betonte Ford. Die Bedingungen stammen aus dem ersten Sparprogramm und gelten als attraktiv.
Offiziell schließt der Konzern Kündigungen aus. Doch wenn zu wenige Mitarbeiter freiwillig gehen, könnte der Sparkurs verschärft werden. Auch in Köln fürchten viele Beschäftigte um ihre Arbeitsplätze.
Experten sehen düstere Perspektiven
Branchenkenner halten den Jobabbau für unausweichlich. Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management kritisierte: „Ford verkauft viel zu teure Autos und bekommt die nicht verkauft, die Firma produziert auf Halde.“ Nach seiner Ansicht passen Elektroautos unter 30.000 Euro besser zum Image der Marke.
Auch der Ein-Schicht-Betrieb gilt als riskant. „Es erscheint mir hier fast unmöglich, mit einer Schicht profitabel zu arbeiten“, erklärte Bratzel. Ohne neue Modelle könnte Köln bald vor weiteren Kürzungen stehen. Der Jobabbau dürfte damit nicht enden.
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