Der Einstieg von Ford in den Elektroautomarkt wird teurer als erwartet. Der US-Autokonzern erwartet nun einen höheren Milliardenverlust im Bereich Elektroautos. Dennoch ermöglicht der starke Absatz von Verbrennungsmotoren dem Unternehmen finanzielle Flexibilität für den Übergang (ntv: 28.07.23).
Ford rechnet mit hohen Verlusten im Elektroauto-Geschäft
Für das Geschäft mit Elektroautos rechnet Ford mit einem deutlich höheren Milliardenverlust in diesem Jahr. Gleichzeitig wird die Produktion langsamer als geplant hochgefahren. Konzernchef Jim Farley betont, dass Ford keinen Preiskrieg führen wird, um Marktanteile zu gewinnen.
Im letzten Quartal verzeichnete Fords Abteilung für Elektroautos einen operativen Verlust von knapp 1,1 Milliarden Dollar (1 Milliarde Euro) bei einem Umsatz von 1,8 Milliarden Dollar. Der Konzern erwartet jetzt auch für das gesamte Jahr ein deutlich höheres Minus in diesem Bereich. Ford prognostizierte am Donnerstag einen operativen Verlust von 4,5 Milliarden Dollar, während der Konzern zuvor ein Verlust von drei Milliarden Dollar erwartete.
Ford strebt geplante Kapazität für eine jährliche Produktion von 600.000 Elektroautos nun erst für das Jahr 2024 an. Nach früheren Plänen wollte der Autohersteller dies bereits in diesem Jahr erreichen. Ford plant, den Übergang zu Elektroautos durch den Verkauf von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren zu finanzieren, da diese viel Gewinn bringen. Im zweiten Quartal erzielte der Bereich Ford Blue, der Verbrennungsmotoren umfasst, ein Betriebsergebnis von 2,3 Milliarden Dollar bei Erlösen von 25 Milliarden Dollar. Das Nutzfahrzeug-Geschäft war noch profitabler, mit einem Plus von 2,4 Milliarden Dollar bei einem Umsatz von 15,6 Milliarden Dollar.
Elektroautomarkt im Fokus – Preiskämpfe und Produktionskampf bei großen Pickups
Ford, wie auch andere Autokonzerne, versucht verstärkt in den Markt für Elektroautos einzusteigen, der bisher von Tesla dominiert wird. Besonders in den USA findet dieser Wettbewerb in einer populären und noch wenig erschlossenen Fahrzeugklasse statt – den großen Pickups. Tesla erhöht die Produktion seines Elektro-Pickups „Cybertruck“. Ford hat bereits eine elektrische Version seines Bestsellers F-150 im Angebot, jedoch in begrenzter Stückzahl.
Im Laufe dieses Jahres musste die Produktion des elektrischen F-150 „Lightning“ wegen eines Batteriebrandes auf dem Werksgelände zeitweise gestoppt werden. Der Konzernchef Farley betonte, dass die Entscheidung zur Untersuchung des Vorfalls richtig war. Nun arbeitet Ford daran, die Produktionskapazität auf 150.000 Fahrzeuge pro Jahr zu steigern, während sie derzeit nur halb so hoch ist.
Elon Musk, der Chef von Tesla, hat kürzlich mehrfach die Preise gesenkt, die zuvor aufgrund gestiegener Rohstoff- und Logistikkosten angestiegen waren. Ford hat Mitte Juli den Preis des „Lightning“ um etwa 10.000 Dollar gesenkt und dies auf niedrigere Kosten und gesteigerte Effizienz zurückgeführt. Der Konzern betont, dass die Preisgestaltung nicht nur darauf abzielt, Marktanteile zu gewinnen.
Ford setzt auf Software als Schlüssel zum Erfolg
Der CEO von Ford ist davon überzeugt, dass Software in Zukunft der entscheidende Faktor sein wird, um sich von anderen Automarken abzuheben. Im Elektroautomarkt werden Design, Leistung und Bauqualität als gegeben betrachtet. Erfolg werde daran gemessen, wie schnell Daten aus den Fahrzeugen genutzt werden, um die Software für die Kunden zu verbessern. Dies wird der Schlüssel im Wettbewerb mit Elektroautos sein.
Ford hat erkannt, dass Menschen beim Kauf ihres ersten Elektrofahrzeugs nicht besonders an der Marke ihres bisherigen Autos hängen. Doch beim Kauf des zweiten Elektroautos zeigt sich eine höhere Markentreue.
Elektrofahrzeuge verändern auch die Vorstellungen über Zielgruppen: Beim Start des elektrischen F-150 zum Beispiel war es für die meisten Käufer ihr erster Ford und ihr erster Pickup. Insgesamt verzeichnete Ford im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahr einen Umsatzanstieg von zwölf Prozent auf knapp 45 Milliarden Dollar. Der Gewinn stieg von 667 Millionen Dollar auf etwa 1,92 Milliarden Dollar. Der Konzern rechnet nun für das laufende Jahr mit einem operativen Ergebnis zwischen elf und zwölf Milliarden Dollar, nachdem zuvor neun bis elf Milliarden Dollar erwartet wurden.
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