An den Zapfsäulen steigen die Kraftstoffpreise auf immer neue Rekorde. Der Staat will die Bürger entlasten, aber es immer noch offen, wann die Maßnahmen greifen sollen. Jetzt warnen die Vorstände dreier großer Rohstoffhandelsunternehmen, dass sich die Krise bei Diesel sogar noch weiter verschlimmern könnte.
Chefs von der Rohstoffunternehmen Vitol, Trafigura und Gunvor warnen vor Lieferengpass von Diesel
Die CEOs von drei führenden Rohstoffhändlern haben auf dem jährlichen Commodities Global Summit der Financial Times in der Schweiz prognostiziert, dass es zu einer nie dagewesenen Knappheit an Diesel kommen könnte. Russell Hardy, Chef des Energiehandelsunternehmens Vitol sagte auf dieser Konferenz: „Europa importiert etwa die Hälfte seines Diesels aus Russland und etwa die Hälfte seines Diesels aus dem Nahen Osten“. Damit gibt es seiner Meinung nach in Europa einen systematischen Dieselmangel.
Auch Jeremy Weir, CEO des Rohstoffhandelsunternehmens Trafigura sieht einen extrem angespannten Dieselmarkt. Der Vorstand des Rohstoffkonzerns Gunvor, Torbjörn Törnqvist, gab bezüglich der Verfügbarkeit von Diesel, eine ähnlich düstere Prognose ab. Der Energiemarkt habe aktuell ein globales Problem. Allerdings würde es das Europa besonders hart treffen, so der Tenor der drei Experten. Laut dem Wirtschaftsportal Fortune importiert Europa täglich rund eine Million Barrel Diesel aus Russland. Damit ist Diesel das mit Abstand am stärksten betroffene Ölprodukt an den europäischen Märkten.
Krieg in der Ukraine hat die Preise noch weiter nach oben getrieben
Die Dieselpreise sind allerdings bereits vor dem russischen Einmarsch in die Ukraine gestiegen. Grund dafür sind EU-Vorschriften und Steuern auf CO₂-Emissionen. In Deutschland kommt auch noch die jährlich steigende CO₂-Abgabe dazu. Der Krieg in der Ukraine und der damit verbundene Wirtschaftsboykott gegen Russland haben die Preise jedoch binnen kürzester Zeit geradezu explodieren lassen.
Habeck will schnellstmöglich unabhängig von russischen Lieferungen werden
Wirtschaftsminister Habeck will die Abhängigkeit von Russland so schnell wie möglich reduzieren. Dabei strebt er an, die Liefermengen aus Russland bis zur Jahresmitte zu halbieren und bis zum Jahresende völlig unabhängig von russischen Lieferungen zu sein.
Laut Habeck solle auch die Abhängigkeit von Kohle in den kommenden Wochen von 50 auf rund 25 Prozent sinken. Habeck sieht sogar die vollständige Unabhängigkeit von russischer Kohle bis zum Herbst dieses Jahres. Mittlerweile würden große Rohstoffhändler ihre Verträge mit ihren russischen Lieferanten auslaufen, beziehungsweise würde diese auch nicht mehr verlängern. Das ganze geschehe gerade mit einem „Wahnsinns-Tempo“, so Habeck in der Tagesschau.