Der ehemalige Aufsichtsratsvorsitzende von Eon, Karl-Ludwig Kley, äußerte sich kritisch über die Behandlung des Themas Kernenergie durch die Bundesregierung. Im Interview mit ntv.de sprach er über Dokumente, die das Magazin „Cicero“ veröffentlicht hat. Diese Dokumente legen nahe, dass Wirtschaftsminister Robert Habeck die Kernkraftwerke nicht ergebnisoffen prüfte. Kley, war zu dieser Zeit im Amt und zeigte sich von den Enthüllungen nicht überrascht. „Was der ‚Cicero‘ da herausgefunden hat, überrascht mich nicht. Es entsprach und entspricht voll und ganz meiner Wahrnehmung“, betonte er. Er bezeichnet die Argumentation des Wirtschaftsministeriums gar als Unsinn (ntv: 05.05.24).
Zweifel an den Beweggründen für den Ausstieg
Kley bekräftigte seine Ansicht mit Beispielen aus seiner eigenen Beobachtung. Am 7. März 2022 hätten die Bundesministerien für Wirtschaft und Umwelt einen Prüfvermerk veröffentlicht.
Darin stand, dass die 4,4 Gigawatt Leistung der Kernkraftwerke keinen wesentlichen Beitrag zur Energieversorgung leisten könnten. „Mit Verlaub, beides ist Unsinn“, entgegnete Kley. Er erklärte, wie wichtig diese Energiemenge gewesen wäre, um CO₂-Emissionen zu senken und Stromkosten zu verringern. Zudem widerlegte er die Behauptungen zu regulatorischen und technischen Hindernissen. Kley führte aus, dass die Kernkraftwerke auch ohne frische Brennelemente hätten betrieben werden können.
Kommunikationsprobleme zwischen Industrie und Politik
Der Ex-Aufsichtsratsvorsitzende berichtete, wie Eon seine Position klar dargestellt habe: Die Entscheidung über den Weiterbetrieb der Kernkraftwerke sei eine politische Entscheidung. „Technisch würde Eon alles möglich machen, die politische Entscheidung müsse aber einzig und allein auf der Ebene der Bundesregierung fallen“, erklärte er. Obwohl diese Position oft kommuniziert wurde, schienen die Ministerien sie ignoriert zu haben. Dies führte zu Missverständnissen und letztendlich zu einer politischen Entscheidung, die Kley als unzureichend empfand.
Abschließend sprach Kley über die Zukunft der Kernkraft in Deutschland und die Notwendigkeit, Forschung und Entwicklung fortzusetzen. Er bedauerte, dass Kernkraftwerke vorzeitig abgeschrieben wurden und betonte die Wichtigkeit, offen für zukünftige Technologien zu bleiben. Obwohl er keinen direkten Rat für Minister Habeck hatte, zeigte er Unverständnis dafür, dass nicht offen kommuniziert wurde, dass ein Weiterbetrieb der Kernkraftwerke niemals in Betracht gezogen wurde. Kley schloss mit den Worten: „Das wäre die Wahrheit. Und dann bräuchte er jetzt auch nicht alle möglichen Mails und Protokolle rauf und runter zu interpretieren.“
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