Bis 2050 streben die Europäer Klimaneutralität an, jedoch fehlt es an einer gemeinsamen Richtung. Joachim Bitterlich, ein ehemaliger Berater für Außenpolitik von Bundeskanzler Helmut Kohl, warnt in einem Gastbeitrag bei Cicero vor einer Auseinanderentwicklung der Energiepolitik zwischen Deutschland und Frankreich (Cicero: 17.08.23).
Klimaneutralität bis 2050 in Gefahr: Fehlende Strategien bei der Energiepolitik gefährden Europas Wirtschaft
Wir als Europäer haben das gemeinsame Ziel, bis 2050 klimaneutral zu sein. Aber es scheint, als würden wir nicht bemerken, dass wir mit unzureichenden und sogar falschen Strategien unsere Wirtschaft gefährden. Dies trifft besonders auf Deutschland zu, wo eine grüne, doktrinäre Herangehensweise vorherrscht. Jedoch ist das Scheitern der Politik auch im benachbarten Frankreich nicht weniger gravierend. Bitterlich sieht dunkle Vorzeichen, besonders für das nächste Jahrzehnt. Bei fortgesetztem Vorgehen riskieren wir, nicht ausreichend Strom für die Elektrifizierung unserer Wirtschaft zu haben. Sowohl Deutschland als auch Frankreich wirken machtlos und im Rückstand.
Das deutsche Start-up, Marvel, welches langfristig unsere Energieversorgung absichern könnte, war gezwungen, in die USA abzuwandern. Das Unternehmen suchte vergeblich in Deutschland und Frankreich nach einem Standort und 150 Millionen Euro Risikokapital für sein Demonstrationsprojekt zur Laser-Kernfusion.
Machtlos gegenüber den USA? Europas Kampf um technologische Innovation
Hier zeigt sich erneut unsere Machtlosigkeit im Vergleich zu den USA in der „disruptiven“ Risikoforschung! Wir sind seit Jahren erfolglos bemüht, im Rahmen der J.E.D.I.-Initiative in Europa das Ruder herumzureißen. Warum sollten wir nicht die erfolgreichen Verfahren der Darpa aus den USA in Europa einführen? Und wäre der Erfolg dieser Technologie nicht vielleicht ein Weg, zumindest einen Teil der Grünen davon zu überzeugen, offen für Technologie zu sein?
Eine neue Form der Abhängigkeit Deutschland scheint einen blinden Fleck zu haben. Die Grünen leiteten 1999 unter Trittin und Höhn mit stillschweigender Zustimmung aller Parteien das Ende der Kernenergie ein. Gleichzeitig schützten sie die Kohle aus Angst vor Machtverlust in NRW und suchen nun verzweifelt den Ausstieg – diesmal abhängig vom Gas, nicht von Russland, sondern aus den USA und dem Golf.
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