Die Europäische Union sieht in der Geothermie eine vielversprechende Alternative zu Wind- und Solarenergie. Diese Form der Energiegewinnung könnte unabhängig von Wetterbedingungen stabile Strom- und Wärmeversorgung bieten. Dennoch bleibt die Frage, ob Geothermie tatsächlich den hohen Erwartungen gerecht werden kann (telepolis: 30.12.24).
Herausforderungen durch Dunkelflauten
Dunkelflauten stellen eine erhebliche Belastung für die Stromversorgung dar. Fehlt Sonne und Wind, bricht die Produktion aus erneuerbaren Quellen ein. Die Folgen sind oft drastische Preissprünge an den Energiemärkten.
Besonders betroffen sind Unternehmen mit kurzfristigen Stromlieferverträgen, während Privatkunden dank langfristiger Verträge vorerst geschützt sind. Allerdings dürften die ab nächstem Jahr geplanten dynamischen Tarife auch für Privathaushalte Risiken bergen. Ohne eigene Stromspeicher können sie von hohen Preisspitzen kaum profitieren. Politik und Wirtschaft müssen daher Lösungen entwickeln, um diesen Belastungen entgegenzuwirken.
Geothermie: Unabhängige Energiequelle
Die Geothermie nutzt die Wärme aus dem Inneren der Erde. Sie bietet eine konstante Energiequelle, die nicht von Wind oder Sonne abhängig ist. Der Europäische Rat hat bereits umfassende Maßnahmen beschlossen, um die Nutzung dieser Technologie zu fördern. Dazu gehört der Ausbau von Fernwärmenetzen und die Vereinfachung von Genehmigungsverfahren für geothermische Anlagen.
Geothermie könnte dabei helfen, den Energieverbrauch von Gebäuden zu dekarbonisieren und die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie zu stärken. Besonders in Zeiten von Energiekrisen gilt sie als Hoffnungsträger für eine stabilere Versorgung.
Politische Initiativen und Strategien
Die EU hat sich ambitionierte Ziele gesetzt. Am 16. Dezember wurden neue Strategien für die Dekarbonisierung von Wärme und Kälte verabschiedet. Ein europäischer Aktionsplan soll den Ausbau der Geothermie beschleunigen. Zusätzliche Maßnahmen, wie die Einrichtung einer Geothermie-Allianz, sollen Investoren und politische Entscheidungsträger zusammenbringen.
Für die Industrie ergeben sich ebenfalls Chancen. Die Kapazität im Bereich Bohrtechnik und Geräteherstellung könnte gesteigert werden, was nicht nur Arbeitsplätze schafft, sondern auch die technologische Unabhängigkeit Europas stärkt.
Potenziale und aktuelle Nutzung
Trotz der Vorteile ist die Geothermie in Europa bisher unterrepräsentiert. Im Jahr 2021 trug sie lediglich 2,8 Prozent zur erneuerbaren Primärenergie bei. Weltweit liegt ihr Anteil sogar unter 1 Prozent. Dieses Potenzial bleibt weitgehend ungenutzt, obwohl die Technologie bereits ausgereift ist.
Die am 13. Juni 2024 verabschiedete Verordnung zur Stärkung von Netto-Null-Technologien zielt darauf ab, die Geothermie als Schlüsseltechnologie zu etablieren. Sie könnte nicht nur zur Netzstabilität beitragen, sondern auch die Energiesouveränität der EU sichern.
Geothermie bietet zahlreiche Möglichkeiten, die Energieversorgung nachhaltiger und stabiler zu gestalten. Sie ist nicht nur wetterunabhängig, sondern auch eine langfristige und sichere Energiequelle. Dennoch müssen regulatorische Hürden abgebaut und Investitionen erleichtert werden, um ihr volles Potenzial auszuschöpfen. Die EU hat den ersten Schritt gemacht, aber der Weg zur breiten Umsetzung bleibt eine Herausforderung.
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