Ein vertrauliches Dokument aus Brüssel sorgt für heftige Debatten. Die EU-Kommission folgt offenbar zentralen Vorschlägen der Weltgesundheitsorganisation (WHO), um eine „nikotinfreie Generation“ zu schaffen. Im Mittelpunkt stehen ein mögliches Verbot von E-Zigaretten, neue Tabakgesetze, strengere Rauchverbote und verschärfte Gesundheitsrichtlinien. Laut einem Bericht betrifft die geplante Reform sowohl klassische Zigaretten als auch moderne Nikotinprodukte. Die EU bereitet damit den größten Umbau ihrer Tabakpolitik seit Jahrzehnten vor (euronews: 14.10.25).
E-Zigaretten und neue Tabakgesetze im Fokus
Die WHO drängt auf eine europaweite Strategie gegen den Nikotinkonsum. Das interne Papier aus Brüssel sieht eine Vielzahl von Maßnahmen vor, die nicht nur Tabak, sondern auch E-Zigaretten betreffen. Verkaufsstellen sollen reduziert, Werbung verboten und Verkaufsanreize beseitigt werden. Damit verfolgt Brüssel das Ziel, das Rauchen unattraktiv zu machen und den Einstieg für Jugendliche zu erschweren.

Die neuen Tabakgesetze sollen auch wirtschaftliche Anreize für Hersteller beenden. Künftig könnte der Handel mit Nikotinprodukten deutlich eingeschränkt werden, um die Gesundheitsrichtlinien der WHO konsequent umzusetzen.
Umweltbelastung durch Filter und Risiko für Raucher
Ein wesentlicher Teil der Reform betrifft den Umweltschutz. Filterzigaretten gelten als massive Belastung, da ihre Rückstände die Natur über Jahrzehnte verschmutzen. Das Papier betont diesen Aspekt stark, blendet aber laut Kritikern die gesundheitliche Folge aus: Ohne Filter gelangen Giftstoffe und Teer ungefiltert in die Lunge. Zwischen Umweltschutz und Gesundheitsrichtlinien entsteht ein deutlicher Zielkonflikt.
Auch Rauchverbote sollen ausgeweitet werden – künftig könnten E-Zigaretten in denselben Nichtraucherzonen wie klassische Tabakprodukte untersagt sein. Dadurch nähert sich die Regulierung beider Produktgruppen weiter an.
Nationale Verbote als Vorbild
Einige Länder preschen bereits vor. Belgien hat seit Januar 2025 Einweg-E-Zigaretten verboten, Frankreich plant ähnliche Maßnahmen. Die EU-Kommission prüft, ob diese nationalen Regelungen als Modell für eine einheitliche Richtlinie dienen können.
Zudem fordern 16 Mitgliedsstaaten, E-Zigaretten in die EU-Tabaksteuer einzubeziehen. Diese Maßnahme soll die Preisdifferenz zu herkömmlichen Zigaretten verringern und so die Nachfrage senken. Befürworter verweisen auf den Jugendschutz, während Gegner ein Erstarken des Schwarzmarkts befürchten.
Verkaufsverbot für bestimmte Jahrgänge
Besonders kontrovers ist der Plan, den Verkauf von Tabakprodukten für alle Personen zu untersagen, die ab einem bestimmten Geburtsjahr geboren sind. Damit entstünde eine „rauchfreie Generation“. In Neuseeland führte ein ähnliches Gesetz zum Anstieg illegaler Märkte – ein Szenario, das Brüssel unbedingt vermeiden möchte.
Die Gesundheitsrichtlinien der WHO bleiben jedoch richtungsweisend. Sie fordern klare Signale, um Nikotin langfristig aus dem Alltag zu verdrängen.
EU-Staaten uneins – Entscheidung im November
Ob die EU-Staaten die neuen Tabakgesetze unterstützen, ist ungewiss. Vertreter der Mitgliedsstaaten beraten derzeit in einer Ratsarbeitsgruppe über nationale Positionen. Einige Länder mit starker Tabakindustrie zeigen Widerstand, andere befürworten die strikte Linie.
Die endgültige Entscheidung fällt im November auf der WHO-Konferenz. Dort soll festgelegt werden, ob das Verbot von E-Zigaretten und Filterzigaretten europaweit umgesetzt wird. Sicher ist bereits jetzt: Die geplante Reform verändert das Verhältnis Europas zu Tabak und Nikotin grundlegend – mit tiefgreifenden Folgen für Wirtschaft, Gesundheit und Gesellschaft.
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