Großbritannien kämpft mit einer nie dagewesenen Energieknappheit und entsprechend hohen Preisen für Strom und Gas. Jetzt wird das von der Lebensmittelindustrie und den Getränkeherstellern dringend benötigtes CO2 knapp. Deshalb drohen in Großbritannien bald Versorgungsengpässe.
CO2 dringend zur Lebensmittelproduktion benötigt
Insbesondere die Produktion von Hühner- und Schweinefleisch, aber auch von Backwaren sind laut Ian Wright, Chef des Lebensmittel- und Getränkeherstellerverbands, betroffen „Wir haben noch etwa zehn Tage, bevor Verbraucher, Kunden und Restaurantbesucher merken, dass diese Produkte nicht vorrätig sind“, sagte Wright dem Radiosender BBC.
Versorgung bereits durch fehlende LKW-Fahrer gefährdet
Aufgrund tausender fehlender LKW-Fahrer hat Großbritannien bereits große Probleme Supermärkte zu beliefern. Jetzt verschärft sich die Situation zusätzlich durch den akuten Mangel an Kohlenstoffdioxid. CO2 wird hauptsächlich für Vakuumverpackungen bei Fleisch und Wurstwaren benötigt. Außerdem benötigt die Fleischindustrie CO2 zur Betäubung von Schlachtvieh. Auch die Getränkehersteller benötigen dringend CO2 zur Herstellung von Bier und Softdrinks.
Düngemittelhersteller stellen Produktion aufgrund hoher Energiekosten ein
Ursache für den CO2-Mangel sind die hohen Erdgaspreise. Mehrere Düngemittelhersteller haben deshalb ihre Produktion eingestellt und ihre Werke geschlossen. Wir haben darüber in unserem Artikel „Energiekrise zwingt britische Fabriken zur Schließung“ berichtet. CO2 fällt bei der Düngemittelherstellung als Abfallprodukt an und wird dort in großen Mengen zur Weiterverarbeitung in anderen Industriezweigen aufgefangen.
Gaspreise über 250 Prozent gestiegen
In Großbritannien sind die Gaspreise seit Jahresanfang um mehr als 250 Prozent gestiegen. Kleinere Energieversorger haben deshalb bereits den Handel mit Erdgas einstellt. Die entsprechenden Kunden sollen jetzt von größeren Unternehmen wie National Grid, Centrica und EDF beliefert werden. Doch diese müssen jetzt für die neuen Kunden noch mehr Gas zu aktuellen, deutlich höheren Preisen einkaufen. Das treibt die Preisspirale immer weiter an.
Gasmangel aufgrund langanhaltender Windflaute
Die Ursache für den akuten Gasmangel ist eine langanhaltende Flaute. Dadurch können die Windkraftwerke nicht die erforderlichen bzw. kalkulierten Strommengen liefern. Als Ersatz müssen deshalb immer öfter und länger Gaskraftwerke zur Überbrückung einspringen. Diese sind eigentlich nur als Spitzenkraftwerke, für extrem kurze Laufzeiten, konzipiert. Gaskraftwerke haben einen sehr hohen Gasverbrauch und der erzeugte Strom ist auch relativ teuer. Durch die erhöhte Laufzeit der Gaskraftwerke wird nicht nur das Gas knapp, sondern es erhöht sich dadurch auch noch der Strompreis.
Harter Winter für einkommensschwache Haushalte
Die hohen Energiepreise treffen auch die Verbraucher hart. Großbritanniens Wirtschaftsminister Kwasi Kwarteng räumte in einem Interview ein, dass vor allem ärmeren Familien in Großbritannien ein harter Winter bevorstehe. Der Anstieg der Gas- und Strompreise fällt auch noch mit einer Kürzung der Sozialversicherungsleistung zusammen.
Angebotsknappheit bleibt weiterhin bestehen
Laut Suhail al-Masruei, dem Energieminister der Vereinigten Arabischen Emirate werden die Gaspreise auf absehbare Zeit hoch bleiben. Die Angebotsknappheit werden die Preise weiter treiben. Dies könne für einige Länder durchaus zu einer kritischen Versorgungssituation führen. Die Angebotsknappheit wird zusätzlich durch den Wirtschaftsaufschwung in Asien befeuert. Asiatische Staaten haben deshalb bereits große Kontingente an Flüssiggas aufgekauft. Dadurch reduziert sich auch noch die verfügbare Transportkapazität mit entsprechenden Tankern, mit denen man flüssiges Gas aus USA nach Europa transportieren könnte.