Kupfer ist der wichtigste Rohstoff der Energiewende, denn die Elektromotoren der E-Autos, die Rotoren der Windräder und auch Solarmodule benötigen ihn. In Deutschland wird er im Hamburger Unternehmen Aurubis verarbeitet. Die Kupferförderung und -weiterverarbeitung sind Schlüsselbranchen für die Energiewende und zeigen gleichzeitig deren Schattenseiten auf, denn beim Kupferabbau leidet die Umwelt teilweise extrem (ndr, 14.11.2022).
Steigender Kupferpreis
Schon seit Jahren zeigt der Kupferpreis nur eine Richtung: Er steigt in unglaubliche Höhen. Das führt weltweit zu Milliardengewinnen der Minen und Produzenten. Dass der Kupferabbau für die Umwelt und für die Arbeiter in den Minen sehr problematisch ist, wissen die meisten Menschen hierzulande höchstens latent. Daher hat sich ein NDR-Team auf den Weg nach Chile gemacht und vor Ort die Auswirkungen des Kupferabbaus recherchiert. Die Journalisten deckten dabei ökologische und gesundheitliche Katastrophen auf, welche die Schattenseiten der Energiewende aufzeigen. Sie stehen den gigantischen Gewinnen von Konzernen wie Aurubis gegenüber.
Das Hamburger Unternehmen ist Europas größter Kupferproduzent und konnte 2020/21 einen Gewinn von über 350 Millionen Euro verbuchen. Es war trotz der Coronapandemie das beste Ergebnis in der Geschichte des Konzerns, was sich nur mit der sagenhaft gestiegenen Nachfrage nach Kupfer durch die Energiewende erklären lässt. Aurubis ist international gut aufgestellt und lässt jährlich über eine Million Tonnen von 7.000 Beschäftigten rund um den Globus produzieren.
Extreme Schattenseite der Energiewende: Kupferabbau in Südamerika
Aurubis erhält sein Kupfererz aus den Abbauländern, vorrangig aus Chile. Dort verursacht der Abbau von Kupfer immenses Leid. Das Management von Aurubis verweist dessen ungeachtet auf die hohen Standards, die Aurubis in den Lieferketten einzuhalten vorgibt. Dazu gehöre auch ein Verhaltenskodex für alle Geschäftspartner, so ein Statement des Konzerns. Der gesamte Kupferabbau in Südamerika gilt jedoch als ökologische und gesundheitliche Katastrophe. Ein Hotspot ist die chilenische Atacama–Wüste, wo die Menschen an der zerstörten Umwelt leiden. Unter anderem ist dort die Krebsrate siebenmal höher als in anderen chilenischen Regionen. Dies hat das NDR-Team recherchiert und dabei die Schattenseiten der hiesigen Energiewende aufgedeckt.
Chile hat riesige Kupfervorkommen, deswegen bot sich die Reise genau in dieses Land an. Die Provinz Chuquicamata liegt im Norden Chiles, wo sich in der Atacama-Wüste der weltweit größte Kupferbergbau befindet. Die Wüste gehört zu den trockensten Orten der Erde. Die Bagger der Minengesellschaft reißen aber in gigantischem Ausmaß den Boden auf, anschließend werden Unmengen von Wasser in die Gruben gelassen, um das Kupfer zu gewinnen. Da es hier fast nie regnet, ist die ökologische Katastrophe vorprogrammiert. Das Wasser muss nämlich zuvor aus großen Tiefen heraufgepumpt werden, was die umliegenden Dörfer austrocknen lässt. Noch schwerer wiegt indes, dass Restwasserbestände, welche die Menschen mit eigenen Pumpen fördern, mit Schwermetallen kontaminiert sind. Dies verursacht die entsetzlich hohe Krebsrate.
Gibt es Alternativen zum chilenischen Kupferbergbau?
Ein Problem in Chile ist die mangelnde Durchsetzung von bestehenden Gesetzen, die eigentlich die Minengesellschaft zu mehr Umsicht bei der Kupferförderung zwingen würden. Daher überlegen natürlich auch Konzerne wie Aurubis, ob sie das Kupfer auch aus anderen Weltregionen mit besseren Standards bekommen könnten, selbst wenn es dadurch etwas teurer würde. Eine Möglichkeit, die bislang eher theoretisch erscheint, wäre Kupfer aus deutschen Gruben. Das Metall liegt auch unter einheimischen Böden, allerdings in so geringen Mengen und Dichten, dass der Abbau und die Verarbeitung bislang immer zu teuer waren.
Angesichts der gestiegenen Weltmarktpreise könnte sich eine neue Förderung aber lohnen. Unter anderem vermutet man in der Lausitz etwas größere Vorkommen um geschätzte 130 Millionen Tonnen. Diese könnten in den kommenden Jahrzehnten durchaus gewonnen werden, wenn sich an den Preisen nichts ändert.
Energiewende mit Schattenseiten überwinden: Kupferbergbau in Kanada
Die Frage hieß bislang immer: Lässt sich Kupfer denn überhaupt umweltfreundlich abbauen? Die Antwort lautet: Ja, das gelingt, wenn auch nur unter höherem Aufwand. Ein Schlüssel liegt möglicherweise in Kanada. Kupfer wird dort schon sehr lange in den Minen von Ontario abgebaut. Die Umweltfolgen waren noch vor einem halben Jahrhundert auch dort höchst prekär. In den 1970er Jahren war das Gebiet wegen des Kupferbergbaus die am höchsten vergiftete Region in ganz Nordamerika.
Frühere Wälder glichen Mondlandschaften, die Gewässer waren praktisch tot. Dann setzten die Kanadier moderne Technologien beim Kupferbergbau ein und schaffen heute eine umweltfreundliche Förderung, die allerdings den Rohstoff etwas teurer macht als das chilenische Kupfer. Gleichzeitig konnte die Region um Ontario saniert werden. Der Aufwand hierfür war so groß, dass die Kanadier inzwischen ihre chilenischen Kollegen ermahnen, an die Langzeitfolgen des Kupferbergbaus zu denken und die Kosten nicht in die Zukunft zu verschieben. Das NDR-Team war auch in Kanada und hat dort diese enorme Wandlung dokumentiert. Das Fazit lautet: Kupfer lässt sich durchaus umweltverträglich abbauen. Für deutsche Explorationspläne ist das eine enorm wichtige Botschaft.
Lesen Sie auch:
- Steigende Kupfernachfrage verlangsamt erneuerbare Energie Ausbau
- Tausende alter Solarmodule landen weltweit auf Deponien
- Offener Brief an die EU – mehr als 40 CEOs sehen existentielle Bedrohung
- Windkraftausbau: Wunschdenken und Realität
- Diebe stehlen tonnenweise Kabel aus Windkraftanlagen