Die Diskussion um die Verlängerung der Laufzeiten der letzten noch verbliebenen deutschen Kernkraftwerke nimmt in Anbetracht der aktuellen Energiekrise gerade wieder Fahrt auf. Während CDU und FDP eine Verlängerung zumindest diskutieren wollen, lehnen Grüne und SPD die weitere Nutzung der Kernenergie umgehend ab. Eine Betrachtung der Situation von unserm Gastautor Hans Ambos.
Sicherheitsexperten teilen Argumente des Wirtschafts- und Umweltministeriums nicht
Aus dem Wirtschafts- und Umweltministerium wird der Weiterbetrieb der letzten 3 verbliebenen Atomkraftwerke mit teils falschen Argumenten blockiert. Dabei wird behauptet, dass es zu Sicherheitsproblemen kommt und letztendlich keine Brennelemente zur Verfügung stehen würden, da diese ebenfalls aus Russland kämen. Beide Aussagen wurde bereits mehrfach von Sicherheitsexperten und den Betreibern dieser Anlagen widerlegt. Der für die Sicherheit zuständige TÜV bestätigt in einem Gutachten, dass alle 3 Kernkraftwerke sicher weiterbetrieben werden können. Sogar, die am 31. Dezember vergangenen Jahres abgeschalteten Atomkraftwerke Brokdorf, Grohnde und Gundremmingen C könnten demnach mit geringem Aufwand wieder kurzfristig ans Netz gehen. Allerdings fehlt dazu allein der politische Wille. Übrigens muss das Fachpersonal (Scheininhaber) auf der Anlage bleiben, bis in einigen Jahren der Rückbau beginnt. Solange Brennelemente in einem Block sind, gilt die Betriebsgenehmigung mit allen Auflagen und Prüfungen weiter.
Der Verband Kerntechnik Deutschland, dem sowohl Betreiber von Atomkraftwerken, als auch wissenschaftliche Einrichtungen angehören, hat jetzt mitgeteilt, dass die Laufzeitverlängerung der letzten verbliebenen Kernkraftwerke durchaus einen wichtigen Beitrag zur Energiesicherheit in Deutschlands leisten könnten. Die Anlagen wären in einem hervorragenden sicherheitstechnischen Zustand. Die Betreiber wären auch durchaus in der Lage, die erforderlichen Ressourcen zur Verfügung zu stellen. Aktuell kommt nur ein geringer Teil des Urans (4 %) aus Russland. Allerdings könne man durchaus auch Kernbrennstoff aus Australien und Kanada beziehen und in Lingen damit Brennelemente bauen lassen. Dazu müsse aber der Gesetzgeber rechtzeitig die entsprechenden Gesetze ändern.
Habeck hat höchste Sicherheitsbedenken bei Kernenergie
Laut Habeck sei der Weiterbetrieb der AKWs in Deutschland aber mit höchsten Sicherheitsbedenken verbunden. Die Kernkraftwerke müssen allerdings nach dem Atomgesetz alle Sicherheitsanforderungen bis zur letzten Minute ihres Betriebs erfüllen. Ansonsten würde die Atomaufsicht entsprechende Maßnahmen oder die Stilllegung anordnen. Habecks Bedenken sind deshalb, für die Experten auf diesem Gebiet, nicht nachvollziehbare. Allerdings haben die zuständigen Minister die Experten gleich gar nicht befragt.
Mit einer Laufzeitverlängerung könnten große Mengen CO₂ eingespart werden
Mit dem Weiterbetrieb der letzten 6 Kernkraftwerke, mit einer Gesamtleistung von 8200 MW, könnten jährlich 65 TWh Strom erzeugt werden. Damit ließen sich große Mengen CO₂ einsparen. Um diese Leistung zu ersetzen, würde man ca. 25.000 Windräder zusätzlich benötigen. Bis diese allerdings gebaut sind, sollen jetzt Kohlekraftwerke weiterlaufen, die riesige Mengen CO₂ ausstoßen.
Rohstoffe für Kernkraftwerke über Jahrhunderte verfügbar
Auch das Argument, dass die Rohstoffe für die Kernkraftwerke ausgehen würden, lässt sich nicht halten. Die Erde birgt einen riesigen Schatz, der ein Glücksfall für die Menschheit sein könnte. Einen fast unerschöpflichen Vorrat von Uran und Thorium. Diese beiden Elemente taugen zu nichts anderem als zur CO₂-freien Erzeugung von Energie für Milliarden Menschen für Jahrhunderte. Die Möglichkeiten sind schon heute verfügbar. Aus den Weltmeeren lassen sich mehr als 1 Mrd. Tonnen Uran wirtschaftlich gewinnen. China erforscht diese Methoden bereits. Sogar der Weltklimarat, IPPC und die grünen Parteien in anderen Ländern empfehlen ausdrücklich die CO₂-freie Nutzung und Entwicklung der Kernenergie zum Klimaschutz. Obwohl die Regierung bei einschneidenden Maßnahmen für die Bevölkerung sich immer auf den IPPC beruft, wird dessen Empfehlung bei der Kernenergie ignoriert.
Dem deutschen Atomausstieg folgt kaum ein anderes Land
Dem deutschen Atomausstieg ist allerdings auch kaum ein anderes Land gefolgt. Ganz im Gegenteil, die Atomkraft erlebt gerade weltweit eine Renaissance. Viele Länder planen, oder bauen bereits neue Kernkraftwerke, zum Klimaschutz. Dabei sind auch ganz neue Technologien in der Entwicklung, wie z. B. die Small Modular Reactor (SMR). Mit der ideologischen Ablehnung der Kernenergie verpassen wir auch bei dieser Technologie den technischen Anschluss.
Dies ist der letzte Artikel unseres Gastautors Hans Ambos zum Thema Energiewende in eine Sackgasse. Bisher sind in dieser reihe folgende Artikel erschienen:
- Energiewende in eine Sackgasse
- Energiewende in eine Sackgasse – Solaranlagen
- Energiewende in eine Sackgasse – Stromspeicher
- Energiewende in eine Sackgasse – Wasserstoff
- Energiewende in eine Sackgasse – Kohle
- Energiewende in eine Sackgasse – Gas und LNG