Der renommierte Wirtschaftsfachmann Hans-Werner Sinn glaubt fest daran, dass Elektroautos und Wärmepumpen dem Klima aktuell nicht helfen. Er vertritt sogar die These, sie könnten ihm sogar schaden. Eine brisante Stellungnahme – sollte sie zutreffen, müsste die Regierung ihre Strategie zum Klimaschutz neu überdenken (Bild: 25.08.23).
Elektroautos schädlich fürs Klima? – Hans-Werner Sinn kritisiert die Energiepolitik in Berlin und Brüssel
Im August äußerte Sinn seine Bedenken erstmals. Nun äußerte er sich erneut. „Fährt man ein Elektroauto, verschlimmert es den Klimawandel“, so seine Worte in der FAZ (FAZ: 01.08.23). Er fügte hinzu: „Mit einem Verbrenner tut man dem Klima Gutes.“ Die Aktionen aus Berlin und Brüssel erscheinen ihm daher sinnlos oder sogar schädlich.
Sinn erklärt seine These folgendermaßen: Wenn Europa aufhört, Öl in Autos und Heizsystemen zu nutzen, verkaufen Öl-Länder ihren Rohstoff einfach woanders – etwa in Asien oder Afrika. Das Ergebnis: Globale CO₂-Emissionen steigen.
Er behauptet außerdem: Da Solar- und Windenergie nicht immer bereitstehen, setzt Deutschland weiterhin auf Braunkohle zur Stromerzeugung. Laut Sinn führt das zu mehr CO₂-Ausstoß für Elektroautos. Seine Lösung: Ein „Klimaclub“, in dem sich alle großen Nationen zu einem Öl-Stopp verpflichten.
Die deutsche Autoindustrie spürt die Auswirkungen der Verbote: „Amerikanische und bald auch chinesische Unternehmen, die den deutschen Herstellern bei den Verbrennermotoren nie das Wasser hatten reichen können, erobern das Feld.“ Laut Sinn hat das mit Marktentwicklung nichts zu tun – es sei „Planwirtschaft pur“. Er fügt hinzu, dass je unrealistischer die deutschen Klimaziele sind, desto radikaler die Maßnahmen wie Verbote. Ein Beispiel ist das „doppelte Verbrennerverbot“ – für Auto-Motoren und Heizsysteme.
E-Autos und ihr Einfluss auf das Klima – was ist die Wahrheit?
Laut Professor André Thess von der Uni Stuttgart könnte es sein, dass trotz sinkender Nachfrage in Europa, die Ölförderung konstant bleibt. Das Öl könnte dann einfach in andere Teile der Welt verkauft werden. Thess erklärt: „Sinkt die Nachfrage in der EU stark, könnten die Ölpreise fallen und das Öl für andere günstiger werden.“
Doch Professorin Claudia Kemfert (54, Institut DIW) widerspricht: Ein Ende von Verbrennungsmotoren hierzulande bedeute nicht zwangsläufig, dass das nicht verbrauchte Öl anderswo eingesetzt wird. Weltweit wechseln immer mehr Menschen zum Elektromotor, da dieser effizienter ist.
Professor Jens Südekum aus Düsseldorf betont, China sei schon führend im E-Auto-Sektor. Er glaubt nicht, dass sie unser nicht genutztes Öl aufnehmen würden.
Ölnachfrage auf Höchststand und Erneuerbare Energien stocken: Wunschdenken vs. Wirklichkeit in Deutschland
Tatsache ist allerdings, dass die weltweite Ölnachfrage aktuell auf einem Rekordhoch ist (Blackout-News: 20.08.23) und die Einsparung, die Claudia Kemfert durch E-Autos prognostiziert, nicht wirklich eintritt. Dazu machte Kohle im letzten Jahr in Deutschland über 30 Prozent der Energie aus. Auch wenn der Ausbau der erneuerbaren Energien dieses Jahr zunimmt, bleibt ihre Menge gleich wie in den Vorjahren (Blackout-News: 11.08.23).
„Deutschland hofft auf mehr Wind- und Solarenergie.“ Aber letztes Jahr kamen nur sechs Prozent vom Grundbedarf und 7,7 Prozent vom Gesamtenergiebedarf von diesen Quellen. „Wunschdenken verdrängt die Wirklichkeit“, so Hans-Werner Sinn zur aktuellen Energiepolitik der Ampel.
Lesen Sie auch:
- Hans Werner Sinn sieht deutsche Energiewende scheitern
- Extremistische Klimapolitik ruiniert die deutsche Industrie
- Weltweite Ölnachfrage erreicht Rekordhoch
- Wind und Sonne liefern weniger Strom als im Vorjahr – Habeck redet Situation schön