Elektroautos standen im Zentrum der Vision eines grünen und erneuerbaren Energiesystems. Sie wurden nicht nur als Transportmittel, sondern auch als potenzielle Stromspeicher für unser Stromnetz betrachtet. Aber wie viele visionäre Ideen erweist sich auch diese, zumindest nach den jüngsten Forschungsergebnissen, als komplizierter in der Umsetzung (tagesspiegel: 04.10.23).
Bisherige Annahmen zu optimistisch
Die bisherigen Annahmen über das Speicherpotenzial von Elektroauto-Batterien könnten in der Realität erheblich zu optimistisch gewesen sein. Obwohl Elektrofahrzeuge theoretisch als praktische Zwischenspeicher für überschüssigen Strom dienen könnten, eröffnen sich in der Praxis einige komplexe und schwer vorhersehbare Herausforderungen und Überlegungen.
Zunächst einmal ist es wichtig zu bedenken, dass die Effizienz und Leistungsfähigkeit von Batterien im Laufe der Zeit abnehmen. Selbst hochentwickelte Lithium-Ionen-Batterien, die in den meisten Elektrofahrzeugen zum Einsatz kommen, sind nicht immun gegen Verschlechterung. Dies bedeutet, dass die Kapazität und Leistungsfähigkeit einer Batterie im Laufe der Jahre abnehmen können, was ihre Fähigkeit, überschüssigen Strom zu speichern, beeinträchtigen kann.
Darüber hinaus ist die Integration von Elektrofahrzeugen in das Stromnetz eine komplexe Aufgabe. Es erfordert eine umfassende Infrastruktur und intelligente Systeme, um sicherzustellen, dass die Energie effizient verteilt und genutzt wird. Fragen zur Netzauslastung, zur Verwaltung von Lade- und Entladevorgängen sowie zur Synchronisierung mit erneuerbaren Energiequellen sind allesamt kritische Aspekte, die berücksichtigt werden müssen.
Die Vorhersage des tatsächlichen Potentials als Stromspeicher von Elektroauto-Batterien ist daher mit Unsicherheiten behaftet. Es ist nicht nur wichtig, die physischen und technischen Aspekte zu berücksichtigen, sondern auch gesellschaftliche und politische Faktoren. Dies umfasst die Akzeptanz von Elektrofahrzeugen, die Bereitschaft der Verbraucher, ihre Fahrzeuge als Energiequelle für das Netz zur Verfügung zu stellen, sowie die Rolle der Regierungen bei der Förderung dieser Technologie.
Die Herausforderung der korrekten Simulation
Eine aktuelle Studie, an der Wissenschaftler des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, der TU Berlin und der Berliner Hertie School beteiligt waren, kommt zu dem Schluss, dass das Speichervermögen von E-Autos weit unter den bisherigen Schätzungen liegt. Genauer gesagt, könnte das Potential sogar nur zehn Prozent der ursprünglichen Prognosen betragen.
Eines der Hauptprobleme bei der Berechnung dieses Potentials ist die Simulation des Ladeverhaltens von Millionen von E-Autos. Aktuelle Modelle können dies nur unzureichend abbilden und nutzen oft vereinfachte Profile. Diese Methode, so die Studie, ist ungenau und kann wichtige Details, wie z. B. die tatsächliche Verfügbarkeit der Autos als Speicher, übersehen.
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