Die Situation beim Autozulieferer Continental spitzt sich zu. Trotz bereits durchgeführter Stellenstreichungen könnte es zu weiteren Entlassungen kommen. Philipp von Hirschheydt, der Vorstand der Automobilsparte, hat in einem Interview angedeutet, dass betriebsbedingte Kündigungen in einigen Verwaltungsbereichen nicht ausgeschlossen sind. Der Erfolg dieser Maßnahmen hängt von der Reduktion der Stellen durch freiwillige Austritte ab. Dies soll sich in den nächsten Wochen entscheiden. Der Plan zur Umstrukturierung ist seit längerem bekannt. Bis 2028 will der Konzern weltweit 7150 Stellen abbauen, insbesondere in der Verwaltung sowie in Forschung und Entwicklung. Ziel ist es, die Verwaltungskosten ab 2025 um 400 Millionen Euro zu senken. Gleichzeitig sollen die Ausgaben für Forschung und Entwicklung bis 2028 auf weniger als zehn Prozent des Umsatzes gesenkt werden (wiwo: 13.09.24).
Einigung mit Arbeitnehmervertretern
Um diese Personalreduktion zu erreichen, hat Continental bereits Vereinbarungen mit den Arbeitnehmervertretern getroffen. Diese umfassen einen Rahmeninteressenausgleich, einen Rahmensozialplan sowie einen Teilinteressenausgleich für die Transformation im Verwaltungsbereich. Diese Regelungen erlauben betriebsbedingte Kündigungen, falls die angestrebte Reduzierung nicht durch freiwillige Maßnahmen erreicht wird.
Von Hirschheydt betont jedoch, dass die Transformation bisher im Plan verläuft. Seit Mitte 2023 wurden bereits rund 5000 Stellen abgebaut. Diese Mitarbeiter haben das Unternehmen verlassen, und die Maßnahmen zeigen auch in anderen Bereichen Fortschritte. Die Schließung mehrerer Werke kommt voran, und die Liquidität des Konzerns hat sich verbessert.
Trotz dieser Erfolge betont von Hirschheydt, dass die anstehende Transformation eine große Herausforderung darstellt. Die Konzernführung steht unter immensem Druck. Nicht nur die anhaltenden roten Zahlen der Autosparte setzen das Management unter Zugzwang, auch die geplante Abspaltung des Autogeschäfts vom restlichen Konzern erfordert eine erfolgreiche Restrukturierung. Ohne eine Sanierung wird der Spin-off der Autosparte scheitern, und Continental könnte in eine noch tiefere Krise geraten.
Herausforderungen in der Branche
Die schwierige Situation betrifft jedoch nicht nur Continental, sondern die gesamte Automobilbranche. Ein wichtiger Kunde, Volkswagen, befindet sich selbst in einem massiven Sparprozess. Geplante Werksschließungen und Entlassungen bei VW setzen auch die Zulieferer unter Druck. Unklar bleibt zudem, welche Fahrzeuge in den kommenden Monaten produziert werden, da die Nachfrage unbeständig ist.
Nikolai Setzer, der CEO von Continental, beschreibt die Lage als hoch volatil. Besonders der chinesische Markt stellt eine Herausforderung dar. Chinesische Hersteller haben ihren Marktanteil in China deutlich gesteigert und setzen auf neue Technologien, die den deutschen Herstellern Konkurrenz machen. Auch Continental reagiert auf diesen Wandel mit einer Verschlankung des Unternehmens, um den „Anpassungsdruck“ zu bewältigen. Der technologische Wandel erfordert kürzere Innovationszyklen, was zusätzlichen Druck auf das Unternehmen ausübt.
Zusätzlich zu den Problemen im chinesischen Markt kommen auch Schwierigkeiten mit einem weiteren wichtigen Kunden, BMW. Vor allem im Bereich der Bremssysteme kam es zu Rückrufen. Betroffen sind 1,5 Millionen BMW-Fahrzeuge, die mit fehlerhaften Bremssystemen von Continental ausgestattet sind. Dies belastet nicht nur die Beziehung zu BMW, sondern wirkt sich auch negativ auf das Geschäftsergebnis aus.
Die Zukunft von Continental
Obwohl die Rahmenbedingungen herausfordernd sind, bleibt die Mission für von Hirschheydt klar: Die Sanierung muss erfolgreich abgeschlossen werden, um die Autosparte kapitalmarktfähig zu machen. Andernfalls könnte die geplante Abspaltung scheitern, was Continentals Probleme weiter verschärfen könnte. Eine weitere Krise könnte das Unternehmen vor eine existenzielle Bedrohung stellen.
Die kommenden Wochen sind entscheidend für die Zukunft des Unternehmens. Es bleibt abzuwarten, ob genügend Stellen durch freiwillige Maßnahmen abgebaut werden können oder ob Continental gezwungen ist, betriebsbedingte Kündigungen auszusprechen. Die Branche bleibt in Bewegung, und Continental muss sich diesen Herausforderungen anpassen, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.
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