Die Diskussion um Elektroautos als zentrale Säule der europäischen Klimapolitik hat in Deutschland erneut an Fahrt aufgenommen. Während E-Autos oft als umweltfreundlich angepriesen werden, zeigt sich bei genauerer Betrachtung ein differenzierteres Bild. Studien belegen, dass Elektroautos erst nach etwa 90.000 Kilometern eine bessere Klimabilanz als Verbrenner aufweisen. Wird ausschließlich Ökostrom genutzt, verringert sich diese Schwelle auf 65.000 Kilometer. Diese Zahlen werfen die Frage auf, ob die pauschale Verteufelung von Verbrennern gerechtfertigt ist (focus: 28.04.24).
CDU-Wirtschaftsflügel rechnet mit E-Auto-Mythos ab: „Ideologie hilft dem Klima nicht“
Die Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT), ein einflussreicher Flügel der CDU, hat jüngst ein Strategiepapier vorgelegt, das eine breitere Technologieoffenheit fordert. Gitta Connemann, Vorsitzende der MIT, kritisiert die politische Darstellung der Klimabilanz von E-Fahrzeugen. Ihrer Meinung nach wird Verbrauchern suggeriert, Elektroautos seien emissionsfrei, während Verbrenner als umweltschädlich gebrandmarkt würden. Connemann betont: „Ideologie hilft dem Klima nicht.“
Diese Kritik wird von vielen Wissenschaftlern geteilt, die die aktuelle Anrechnung von Elektroautos in den Flotten der Hersteller bemängeln. Der Fokus liegt derzeit auf dem „Tailpipe“-Ansatz, der lediglich die Emissionen während des Betriebs eines Fahrzeugs berücksichtigt. Andere wichtige Faktoren wie die CO₂-Emissionen bei der Stromproduktion oder der Herstellung der Batterien finden keine Berücksichtigung. Connemann fordert eine umfassendere Betrachtung der gesamten Lebenszyklusemissionen. Nur so könne eine fundierte Entscheidung für oder gegen einen bestimmten Fahrzeugtyp getroffen werden.
CDU fordert realistische E-Auto-Ziele und verstärkte Förderung synthetischer Kraftstoffe
Die MIT fordert neben der Überarbeitung der EU-Regulierungen auch ein umfassendes Maßnahmenpaket, das alle Antriebsarten einschließt.Elektrofahrzeuge werden auch künftig im europäischen Verkehr eine bedeutende Rolle spielen. Doch die CDU-nahe Wirtschaftsunion hält das von der Bundesregierung gesteckte Ziel von 15 Millionen E-Autos bis 2030 für unrealistisch. Ein zentraler Punkt des Papiers ist der Ausbau der Ladeinfrastruktur, der durch beschleunigte und standardisierte Ausschreibungsverfahren vorangetrieben werden soll.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Förderung von synthetischen Kraftstoffen. Während die Bundesregierung in diesem Bereich zögerlich agiert, fordert die MIT mehr Entschlossenheit. So fordert die MIT internationale Partnerschaften zur Erzeugung erneuerbarer Energieträger auszubauen und eine Importstrategie für synthetische Kraftstoffe zu entwickeln. Eine weitere Forderung ist synthetische Kraftstoffe sowie bereits verfügbare Klima-Kraftstoffe wie HVO 100 oder Biokraftstoffe als „tragende Säule der Energiewende im Verkehr“ anzuerkennen.
Vorbereitung auf die Bundestagswahl 2025
Das Strategiepapier der MIT dürfte innerhalb der CDU für Diskussionen sorgen, denn es stellt eine deutliche Abkehr von der aktuellen Klimapolitik dar, die stark auf Elektrofahrzeuge setzt. Angesichts der Bundestagswahl 2025 stellt sich die Frage, ob die CDU eine schwarz-grüne Koalition anstrebt. Die Grünen stehen dem Einsatz alternativer Kraftstoffe skeptisch gegenüber und befürworten das Verbot von Verbrennern. Ob die Forderungen der MIT innerhalb der Partei und in einem möglichen Regierungsbündnis durchsetzbar sind, bleibt abzuwarten.
Die MIT kritisiert die einseitige Förderung von Elektrofahrzeugen. Sie fordert eine technologieoffene Klimapolitik. Damit bringt sie eine wichtige Perspektive in die aktuelle Debatte ein. Ob diese Forderungen in den kommenden Jahren Gehör finden, bleibt abzuwarten.
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