Deutschland verbietet Fracking im eigenen Land – und treibt es in Patagonien aggressiv voran

Deutschland setzt trotz eigener Verbote weiter auf fossile Energie, denn ein neuer LNG-Vertrag bindet das Land langfristig an Patagonien. Flüssigerdgas aus Südargentinien soll die Energiesicherheit stärken, obwohl Fracking dort massive Schäden verursacht. Der Deal verknüpft wirtschaftliche Interessen mit globaler Verantwortung, doch soziale Konflikte und ökologische Risiken begleiten das Projekt von Beginn an (taz: 04.12.25).


Patagonien als Schlüsselregion deutscher Energiepolitik

Patagonien rückt ins Zentrum deutscher Energieentscheidungen, denn dort liegt das Schieferfeld Vaca Muerta. Dieses Gebiet zählt zu den größten Lagerstätten weltweit und liefert die Basis für umfangreiches Fracking. Das verflüssigte Erdgas gelangt über ein neues Verflüssigungsschiff im Golf von San Matías auf den Weltmarkt, wodurch der LNG-Vertrag konkrete Formen annimmt. Energiesicherheit steht im Fokus, aber Umweltfragen geraten in den Hintergrund.

Deutschland sichert Energie über Patagonien, setzt Fracking im Ausland und nimmt dabei soziale wie ökologische Konflikte in Kauf
Deutschland sichert Energie über Patagonien, setzt Fracking im Ausland und nimmt dabei soziale wie ökologische Konflikte in Kauf

Deutschland verfolgt mit dem Gaslieferabkommen eine klare Strategie. Nach dem Eigentumswechsel von SEFE hin zum Bund sucht das Unternehmen neue Lieferquellen, während politische Akteure Versorgungsschutz betonen. Gleichzeitig bleibt Fracking im Inland tabu, und genau dieser Widerspruch prägt die Debatte um Patagonien besonders stark.

Milliardeninteressen und LNG-Vertrag mit Folgen

Der LNG-Vertrag mit dem Konsortium Southern Energy verspricht wirtschaftliche Stabilität, denn die Lieferungen sollen ab 2027 bis 2035 laufen. Jährlich fließen bis zu zwei Millionen Tonnen Flüssigerdgas nach Europa, was die Energiesicherheit rechnerisch erhöht. Dennoch entstehen neue Abhängigkeiten, da Patagonien als Förderregion immer wichtiger wird.

Argentinien erwartet hohe Einnahmen, weshalb Regierung und Unternehmen die hydraulische Aufspaltung entschlossen vorantreiben. Der Vorsitzende von Southern Energy bezeichnete den Vertrag als Meilenstein für den Ausbau der Gasexporte. Auch SEFE betont den Nutzen für Europa und verweist auf Diversifizierung, obwohl soziale Spannungen im Fördergebiet zunehmen. Das Gaslieferabkommen verbindet also Gewinner und Verlierer auf unterschiedliche Weise.

Fracking-Praxis und Energiebedarf im Konflikt

Fracking prägt den Alltag im Neuquénbecken, denn die Technik greift tief in die Landschaft ein. Die Förderung in Patagonien beeinflusst Böden und Wasserressourcen, während deutsche Haushalte von stabilen Lieferketten profitieren. Flüssigerdgas dient als Brücke in der Energiewende, doch dieser Ansatz verursacht neue Probleme an anderer Stelle.

Indigene Gemeinschaften berichten seit Jahren von verschmutztem Trinkwasser und geschädigten Weideflächen. Proteste richten sich gegen Unternehmen und staatliche Stellen, denn wirtschaftliche Versprechen ersetzen keine intakte Umwelt. Energiesicherheit verliert an Glaubwürdigkeit, wenn Versorgungsschutz auf Kosten anderer Regionen erfolgt.


Verantwortung Europas in Südargentinien

Europa trägt eine Mitverantwortung für die Entwicklung in Patagonien, da Nachfrage den Ausbau der Förderung antreibt. Der LNG-Vertrag stärkt kurzfristig die Versorgung, aber langfristig wächst der Druck auf Mensch und Natur. Fracking schafft Abhängigkeiten, während Alternativen nur langsam vorankommen.

Deutschland sendet ein widersprüchliches Signal. Im eigenen Land gelten strenge Regeln, während im Ausland aggressiv investierte Projekte Akzeptanz finden. Flüssigerdgas aus Südargentinien sichert Mengen, doch es verlagert Risiken. Eine ehrliche Debatte über Energiesicherheit, globale Gerechtigkeit und politische Konsequenzen bleibt deshalb unverzichtbar.

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