Deutscher Strommix wird immer schmutziger

Der Energieverbrauch wird in Deutschland dieses Jahr voraussichtlich drei Prozent gegenüber dem Jahr 2020 steigen. Der Mehrverbrauch wird hauptsächlich durch die Stromproduktion der verbliebenen Kohle- und Atomkraftwerke gedeckt. Bei den erneuerbaren Energien aus Wind und Sonne ist es trotz höherer Installationsleistung zu einer verringerten Stromproduktion gegenüber dem Vorjahr gekommen. Deutscher Strommix wird dadurch immer schmutziger.


Deutschland verbrennt im laufenden Jahr mehr fossile Brennstoffe als im Vorjahr

Dies hat die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen auf Basis der vorliegenden Daten zum Verbrauch in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres ermittelt. Die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen erstellt jährlich die offizielle Energiebilanz für die Bundesrepublik Deutschland. Dem aktuellen Bericht nach erhöhte sich der Verbrauch an Primärenergie bis Ende September 2021 auf 8.758 Petajoule. Das sind 298,9 Millionen Steinkohleneinheiten. Damit liegt der Einsatz an Primärenergie um 3,3 Prozent höher im Vorjahreszeitraum.

Deutscher Strommix wird immer schmutziger. Kohle- und Gaskraftwerke müssen einspringen um Stromversorgung zu sichern
Deutscher Strommix wird immer schmutziger. Kohle- und Gaskraftwerke müssen einspringen um Stromversorgung zu sichern

Kohlekraftwerke erleben Renaissance – deutscher Strommix wird schmutziger

Die Experten haben aufgrund der wirtschaftlichen Erholung einen entsprechenden Anstieg zuvor bereits erwartet. Überrascht waren sie allerdings bei der Auswertung der eingesetzten Energiequellen. Hier zeigt sich der absolut größte Anstieg bei den am meisten CO2 emittierenden Kohlekraftwerke. Alleine der Steinkohleverbrauch lag in den ersten drei Quartalen des laufenden Jahres um 20 Prozent höher als im Vorjahr. Die Strom- und Wärmeerzeugung aus Steinkohle nahm dabei um 28 Prozent zu. In der Stahlindustrie erhöhte sich der Verbrauch von Kohle um 15 Prozent. Der Mehrverbrauch von Braunkohle betrug sogar 25,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Den hohen Mehrverbrauch von Kohle zur Energiegewinnung gegenüber dem Vorjahreszeitraum führt die Arbeitsgemeinschaft auf die ungünstigen Wetterverhältnisse für die erneuerbaren Energien zurück. Windkraft- und Solaranlagen lieferten gegenüber dem Vorjahreszeitraum trotz höherer Installationsleistung deutlich weniger Strom. Deshalb musste bereits nach wenigen Tagen im neuen Jahr bereits abgeschaltete Kohlekraftwerke wieder zurück ans Netz geholt werden.


Erneuerbare liefern weniger Strom

Im Verhältnis zum Gesamtenergieverbrauch hat sich der Anteil der Erneuerbaren am um insgesamt 16,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr reduziert. Dabei hat sich der Anteil der Wasserkraftwerke sogar um 14 Prozent erhöht. Die Stromerzeugung durch Windkraftwerke ist allerdings stark eingebrochen und zwar um 18 Prozent bei den Anlagen an Land und 14 Prozent bei den Offshore-Anlagen. Einen noch größeren Einbruch gab es bei der Stromerzeugung aus Solaranlagen. Diese erzeugten gerade knapp die Hälfte des Stroms gegenüber dem Vorjahreszeitraumes. Die Stromerzeugung aus Biomasse konnte dagegen gegenüber dem Vorjahr um rund 3 Prozent zulegen.

Atomkraftwerke produzieren mehr Strom als im Vorjahr und werden dennoch abgeschaltet

Ebenso hat die Stromerzeugung der letzten verbliebenen Atomkraftwerke zugelegt. Diese produzierten 8,2 Prozent mehr Strom als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Zum Jahresende 2021 werden allerdings die Kraftwerksblöcke Grohnde, Brokdorf sowie Grundremmingen C endgültig vom Netz genommen. Damit gehen zum Jahreswechsel mehr als 4.000 Megawatt gesicherte Leistung zur Stromerzeugung endgültig verloren.

Verbrauch an Erdgas steigt und damit auch die Preise

Auch der Verbrauch an Erdgas erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr um 8,5 Prozent. Dies ist in erster Linie auf das kühle und windarme erste Halbjahr zurückzuführen. Dadurch wurde mehr Erdgas sowohl im Bereich der Wärmeversorgung, als auch bei der Stromerzeugung verbraucht. Mit der Abschaltung der Atomkraftwerke wird der Anteil der Gaskraftwerke noch weiter zunehmen, was insgesamt zu eine weiteren Steigerung des CO2-Ausstoßes führen wird.


Der Mineralölverbrauch reduzierte sich dagegen in den ersten neun Monaten des Jahres um insgesamt 7 Prozent. Dabei sank der Verbrauch von Benzin um 1,1 Prozent und der von Diesel um 3,7 Prozent. Dies ist in erster Linie auf die Corona-Maßnahmen zurückzuführen.

Vorzieheffekt bei Heizöl wegen CO2-Abgabe

Der Verbrauch von Heizöl sank sogar um 38 Prozent. Hier macht sich aber ein Vorzieheffekt bemerkbar, denn vor der Erhöhung der CO2-Abgabe zum Jahresbeginn haben viele Verbraucher ihre Tanks noch im alten Jahr füllen lassen.

Deutscher Strommix wird schmutziger – Klimaschutzziele nicht erreichbar

Durch den Mehrverbrauch an fossilen Brennstoffen hat sich die CO2-Bilanz gegenüber dem Vorjahr wieder verschlechtert. Mit der Abschaltung der letzten Atomkraftwerke wird das auch in den nächsten Jahren der Fall sein, denn der Mehrverbrauch an Strom kann durch den weiteren Zubau von Windkraft- und PV-Anlagen nicht annähernd kompensiert werden. Die selbst gesetzten Klimaschutzziele der Regierung rücken damit erst einmal in weite Ferne.


Sollte die Regierung aber an ihrem Plan festhalten die Kohlekraftwerke wie geplant abzuschalten, ist es nur eine Frage der Zeit bis die Versorgung zusammenbricht. Bereiten Sie sich deshalb rechtzeitig auf einen langanhaltenden Stromausfall vor.

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