Seit der Abschaltung der letzten deutschen Atomkraftwerke steigen die Stromimporte aus dem Ausland erheblich an. Dies widerlegt den Mythos vom rein ökologischen Strommix. Etwa 21 Prozent des importierten Stroms kommen aus Kernkraftwerken, weitere fast 30 Prozent stammen aus fossilen Quellen. Diese Zahlen stehen im Widerspruch zur Annahme, dass der Ausstieg aus der Atomenergie keinerlei Veränderungen mit sich gebracht hätte (Bild: 01.09.23).
Deutsche Stromimporte steigen im August auf Rekordniveau
Im Juli wurde Bundeskanzler Olaf Scholz gefragt, warum Deutschland Importstrom nutzt, um den Verlust der Kernkraft zu kompensieren. Scholz erklärte, es gebe Zeiten, in denen Deutschland wegen verschiedener Umstände Strom aus anderen Ländern beziehen müsse.
Damit erweckt Scholz den Anschein, dass die Situation unverändert geblieben ist, wenn man sie mit den Vorjahren vergleicht. Doch eine nähere Betrachtung offenbart einen klaren Gegensatz: Deutschland importiert gegenwärtig eine größere Strommenge als jemals zuvor. Die Bundesnetzagentur berichtet von einem Rekordwert von 6505 Gigawattstunden im Monat August – ein bisher unerreichter Wert an ausländisch bezogenem Strom.
Diese gesteigerte Abhängigkeit von externem Strom hat ernsthafte finanzielle Konsequenzen nach sich gezogen. Allein im August musste Deutschland einen Exportüberschuss von 557 Millionen Euro im grenzüberschreitenden Stromhandel mit den EU-Nachbarländern aufweisen.
Europas Strommarkt vor Herausforderungen durch Kernkraft-Aus
Die renommierte Ökonomin Veronika Grimm (51), die Teil der Wirtschaftsweisen ist, hat ihre Ansichten zur aktuellen Situation gegenüber der BILD-Zeitung geäußert. Sie betonte, dass der europäische Strommarkt primär darauf abzielt, eine wechselseitige Unterstützung zu ermöglichen und den kostengünstigsten verfügbaren Strom innerhalb der Gemeinschaft zu nutzen. Dieses Konzept erscheint grundsätzlich vernünftig und zweckmäßig.
Nichtsdestoweniger fügte sie hinzu, dass die Abschaltung der Kernkraftwerke die Notwendigkeit von Stromimporten verstärkt hat. Ergebnisse einer im letzten Jahr durchgeführten Studie deuten darauf hin, dass die Abschaltung der Atomkraftwerke zu einer Preiserhöhung von acht bis zwölf Prozent führen könnte. Diese Preisanstiege würden sich auch auf die Nachbarländer auswirken.
Die resultierende Verknappung der Stromversorgung beschreibt sie als „frustrierend für die Stimmung in Europa“, da sie negative Auswirkungen auf das Energienetz und die Zusammenarbeit innerhalb der Europäischen Union haben kann.
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