Immer wieder liest man in verschiedenen Presseberichten, dass der Verkauf von reinen Elektroautos zweistellige Zuwachsraten hat und die Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren zunehmend verdrängen. Doch der Hype scheint bei weitem nicht so groß zu sein, denn E-Autos sind noch weit davon entfernt, Verbrenner zu ersetzen. Nach der neusten Statistik machen sie in Deutschland gerade einmal 1,3 % aller Autos aus (weltwoche: 06.02.23).
Geringer Anteil von E-Autos in der EU: Nur ein Bruchteil aller Autos ist rein elektrisch
Laut Eurostat hat sich die Anzahl an rein batteriebetriebenen Personenautos im Jahr 2021 um 76 Prozent erhöht. Dennoch ist der Anteil dieser E-Fahrzeuge an allen Autos in der EU nach wie vor gering. Ihr Anteil stieg lediglich von 0,02 % im Jahr 2013 auf 0,76 %. In Deutschland liegt der Anteil bei 1,27 %, in Frankreich bei 1,04 %, in Italien bei 0,3 %, in Österreich bei 1,49 % und in der Schweiz bei 1,47 %. Norwegen ist der europäische Spitzenreiter mit 15,5 %, gefolgt von den Niederlanden mit 2,78 %, Dänemark mit 2,39 % und Schweden mit 2,21 %. Die letzten zehn Plätze belegen ausnahmslos osteuropäische Länder.
Europäische Auto-Flotte relativ alt
Insgesamt ist der Autobestand in Europa (außer Türkei) von 2013 bis 2021 um 17 % auf 253 Millionen Fahrzeuge gestiegen. Die reinen E-Fahrzeuge trugen nur mit 5,9 % zu dem Anstieg von 32 Millionen Fahrzeugen bei. Das Durchschnittsalter der europäischen Personenauto-Flotte beträgt 11,8 Jahre. Die Zahlen für den aktuellen Bestand an Personenwagen per Ende 2022 sind noch nicht verfügbar, aber aufgrund der Neuzulassungen in der EU kann man davon ausgehen, dass der Zuwachs an batteriebetriebenen Autos ihren Anteil am Gesamtbestand auf etwa 1,3 % erhöhte.
Diese Zahlen beziehen sich auf rein elektrisch betriebene Fahrzeuge und beinhalten weder Hybride noch Plug-in-Hypride, die ihre Batterien an einer externen Stromquelle aufladen können. Über die exakte Anzahl dieser Typen von Autos, die in Betrieb sind, fehlen für das Jahr 2022 noch die Daten aus mehreren Ländern.
Elektromobilität in Europa: nur langsames Wachstum bei reinen E-Autos
Trotzdem kann man aus den verfügbaren Zahlen einiger Länder und Zulassungsmeldungen schließen, dass die Anzahl der Hybride viel stärker gewachsen ist als die reiner Elektroautos. Ihr Anteil an den großen Märkten betrug 2021 zwischen 3 und 4 Prozent. Reine batteriebetriebene Personenfahrzeuge trugen 2022 mit 12,1 Prozent zu den Neuzulassungen in Europa bei, während Plug-in- und Hybridfahrzeuge jeweils 9,4 bzw. 22,6 Prozent beisteuerten (insgesamt 44,1 Prozent).
Das EU-Parlament hat im Juni 2022 beschlossen, dass ab 2035 keine Neufahrzeuge mit Verbrennungsmotor mehr zugelassen werden dürfen. Stattdessen ist ab diesem Zeitpunkt nur noch die Zulassung reiner Elektrofahrzeuge oder solche, deren Antrieb mit Wasserstoff, Biokraftstoff oder E-Fuels erfolgt, als Neufahrzeug erlaubt. Dies bedeutet, dass in Europa in den nächsten zwölf Jahren jedes Jahr über zehn Millionen neue Elektro-Personenautos in Betrieb genommen werden müssten.
Elektrischer Bedarf im Automobilbereich steigt dramatisch – Energieversorgung ist unsicher
Der zukünftige Bedarf an Strom für das Aufladen der Autobatterien wird deutlich höher steigen als in den letzten Jahren. Das deutsche Bundesumweltministerium hat 2015 berechnet, dass in Deutschland neunzig Terawattstunden Strom benötigt werden, um den gesamten PKW-Bestand von 45 Millionen Fahrzeugen zu betreiben. Dies entspricht etwa einem Sechstel der gesamten Stromerzeugung in Deutschland. Es ist jedoch unsicher, ob ein solch großes zusätzliches Stromangebot zur Verfügung stehen wird. Schon jetzt will die Bundesnetzagentur den Strombezug für Ladeeinrichtungen drosseln, um eine Überlastung der Stromnetze zu verhindern (blackout-news: 24.01.23). Auch diese Maßnahme dürfte den Hype auf Elektroautos weiter bremsen.