Chinesischer Onlineriese will Muttergesellschaft von Media-Markt und Saturn übernehmen

Chinas E-Commerce-Gigant JD.com strebt eine massive Expansion nach Europa an. Das Unternehmen plant die Übernahme von Ceconomy, der Muttergesellschaft von Media-Markt und Saturn. Ein Angebot von 4,60 Euro je Aktie steht im Raum, was einem Aufschlag von 23 Prozent auf den letzten Kurs entspricht. Die Ceconomy-Aktie stieg daraufhin deutlich. Analysten sehen in diesem Schritt eine strategische Antwort auf die schwache Binnenkonjunktur in China (handelsblatt: 24.07.25).


Media-Markt im Fokus der Expansion

Noch existiert keine verbindliche Vereinbarung. Ob der Kauf zustande kommt, ist offen. Bereits mehrfach gab es Spekulationen über eine Übernahme durch JD.com. Für das Vorhaben spielt die Familie Kellerhals als größter Einzelaktionär mit knapp 30 Prozent eine zentrale Rolle. Haniel hält 16,7 Prozent, während Freenet und Meridian kleinere Anteile besitzen. Rund 36,3 Prozent befinden sich im Streubesitz.

JD.com plant die Übernahme von Media-Markt und Saturn. Experten warnen vor wachsendem Einfluss chinesischer Konzerne
JD.com plant die Übernahme von Media-Markt und Saturn. Experten warnen vor wachsendem Einfluss chinesischer Konzerne

JD.com schweigt bisher zu den Plänen. Der Konzern aus Peking erzielte 159 Milliarden Dollar Umsatz und gilt nach Alibaba als zweitgrößter Online-Händler Chinas. Schon zuvor zeigte JD.com Interesse am britischen Elektronikhändler Currys, gab die Pläne jedoch auf.

Ziel: Stärkung des europäischen Netzwerks

Die Expansionsstrategie zielt auf die Nutzung der über 1000 Filialen und der ausgeprägten Logistik von Ceconomy. „Die Übernahmepläne von JD.com könnten dem deutschen Einzelhandel neue Impulse geben, indem sie Ceconomys Digitalisierung und Logistik stärken“, betont Marktanalyst Jens Klatt. Zugleich warnt er vor wachsender Einflussnahme ausländischer Investoren und möglichen Prüfungen durch EU-Behörden.

JD.com zählt in China zu den führenden Plattformen im E-Commerce. „Lokale Tech-Giganten wie Alibaba, JD oder Pinduoduo prägen das Nutzerverhalten mit einem sehr eigenen Rhythmus und Innovationsverständnis“, erläutert Damian Maib von der Agentur Genuine in Shanghai.

Schwache Nachfrage im Heimatmarkt

Chinas Binnenkonsum leidet weiterhin unter der geplatzten Immobilienblase. Viele Verbraucher sparen, was den Handel belastet. JD.com sucht daher nach Wachstumsmöglichkeiten im Ausland. Ceconomy bietet mit Media-Markt und Saturn eine solide Basis für eine stärkere Präsenz in Europa.

Ceconomy erzielte zuletzt 22,4 Milliarden Euro Umsatz, davon 5,1 Milliarden Euro online. Nach dem Wechsel von Karsten Wildberger in die Politik leitet Interimschef Kai-Ulrich Deissner den Konzern. „Ceconomy ist alles andere als ein Best Practice und Vorbild in der Digitalisierung“, urteilt E-Commerce-Experte Gerrit Heinemann.


Übernahmegerüchte seit 2023

Schon im November 2023 beflügelten Berichte über das Interesse von JD.com die Ceconomy-Aktie. „Mit der möglichen Übernahme von Ceconomy bekommt JD.com bei den Herstellern und Kunden die gewünschte Präsenz in Europa“, erklärt Jochen Krisch von Exciting Commerce. Analyst Klatt sieht Chancen für Innovation, aber auch Risiken durch verstärkten Wettbewerb.

Media-Markt und Saturn verfügen über eine lange Tradition. 1961 eröffnete die erste Saturn-Filiale in Köln, 1979 folgte der erste Media-Markt in München. Beide Marken fusionierten 1990, die heutige Ceconomy AG entstand 2017 als Abspaltung der Metro-Gruppe.

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