Während Europa hitzig über Elektromobilität diskutiert, entfaltet sich leise eine Entwicklung mit enormer Wirkung. Millionen Benziner aus China drängen auf internationale Märkte, und zwar flankiert von staatlicher Industriepolitik, aggressiven Exportstrategien und verschobenen Machtverhältnissen im Automarkt. Dieser Vormarsch trifft westliche Hersteller unvorbereitet, denn er folgt anderen Regeln als der bekannte Elektrohype. Damit stößt China gezielt in die Lücke, die europäische Hersteller mit ihrem reduzierten Angebot an Verbrennern hinterlassen (kosmo: 04.12.25).
Benziner als unterschätzte Waffe im globalen Wettbewerb
Der rasante Aufstieg der Elektromobilität im chinesischen Automarkt veränderte die Nachfrage grundlegend. Elektrofahrzeuge besetzten in kurzer Zeit große Marktanteile, während Fahrzeuge mit klassischem Verbrennungsmotor an Relevanz verloren. Genau hier setzte eine neue Exportstrategie an, denn Produktionskapazitäten blieben erhalten, obwohl der Heimmarkt schwächelte. Chinesische Hersteller lenkten diese Modelle konsequent ins Ausland und fanden dort aufnahmebereite Märkte.

Parallel dazu gewann der Autoexport stark an Bedeutung. Nach Daten des Analysehauses Automobility entfielen seit 2020 rund drei Viertel der Ausfuhren auf konventionelle Antriebe. Der Absatz stieg rasant, und der weltweite Automarkt geriet unter Druck. Westliche Autobauer sahen sich plötzlich mit preislich aggressiven Angeboten konfrontiert, obwohl politische Debatten sich fast ausschließlich auf Elektrofahrzeuge konzentrierten.
Industriepolitik als Treiber für Autoexport und Wettbewerb
Die chinesische Industriepolitik spielte hierbei eine zentrale Rolle. Massive Förderprogramme für Elektromobilität stärkten die gesamte Branche finanziell. Dieser Effekt reichte weit über Batteriefahrzeuge hinaus, denn er ermöglichte günstige Exportpreise für klassische Modelle. Branchenexperten sprechen von einem Dominoeffekt, der den globalen Wettbewerb neu ordnete und alte Marktgrenzen auflöste.
Der Autoexport aus China wuchs in wenigen Jahren von rund einer Million auf über 6,5 Millionen Fahrzeuge pro Jahr. Diese Dynamik katapultierte das Land an die Spitze der weltweiten Exportstatistik. Bemerkenswert bleibt, dass Benziner allein für diese Spitzenposition ausreichten. Elektrofahrzeuge spielten dabei nur eine Nebenrolle, obwohl sie im politischen Fokus standen.
Weltmärkte im Umbruch durch neue Anbieter
Die Expansion chinesischer Hersteller veränderte zahlreiche Weltmärkte gleichzeitig. Regionen in Südamerika, Afrika und Südostasien öffneten sich für neue Anbieter, weil Preis, Verfügbarkeit und einfache Technik überzeugten. Fahrzeuge mit klassischem Antrieb galten dort weiterhin als verlässliche Lösung, da Ladeinfrastruktur fehlte und Wartungskosten überschaubar blieben. Dieses Umfeld begünstigte Modelle mit traditionellem Motor.
Eine groß angelegte Untersuchung von Reuters stützt diese Entwicklung. Verkaufsdaten aus zahlreichen Ländern sowie Gespräche mit mehr als 30 Branchenkennern zeichnen ein klares Bild. Führungskräfte chinesischer Konzerne betonten, dass die internationale Expansion kein Übergangsphänomen darstelle, sondern Teil einer langfristigen Strategie. Westliche Manager bestätigten diese Einschätzung hinter vorgehaltener Hand.
Staatskonzerne nutzen jahrzehntelang aufgebautes Know-how
Zu den wichtigsten Akteuren zählen staatliche Konzerne wie SAIC, BAIC, Dongfeng und Changan. Diese Unternehmen profitierten über Jahrzehnte von Joint Ventures mit westlichen Herstellern. In den 1980er Jahren verordnete Peking solche Kooperationen als Markteintrittsbedingung. Viele Beobachter beschrieben diese Partnerschaften später als erzwungene Zweckbündnisse, doch sie lieferten Technik, Prozesse und Erfahrung.
Heute greifen dieselben Konzerne auf dieses Wissen zurück und treten als ernstzunehmende Konkurrenten auf. Ihre Fahrzeuge mit traditionellem Antrieb überzeugen durch robuste Technik, wettbewerbsfähige Preise und schnelle Lieferketten. Der globale Automarkt erlebt dadurch eine Verschiebung, die westliche Hersteller zu strategischem Umdenken zwingt, denn der Druck durch Benziner aus China nimmt weiter zu.
Langfristige Folgen für den Automarkt
Der aktuelle Erfolg klassischer Modelle aus China markiert keinen Rückschritt, sondern eine Übergangsphase mit klarer Logik. Solange Elektromobilität weltweit ungleichmäßig entwickelt bleibt, behalten Verbrennungstechnologien ihren Platz. Chinesische Hersteller nutzen diese Realität konsequent aus und sichern sich Marktanteile, bevor regulatorische Rahmenbedingungen sich global angleichen.
Experten rechnen daher mit anhaltender Dynamik im Automarkt. Der Mix aus Industriepolitik, Autoexport und globalem Wettbewerb verschafft China einen strukturellen Vorteil. Benziner dienen dabei als Türöffner, während andere Antriebstechnologien folgen dürften.
Lesen Sie auch:
- Kurswechsel in China – Elektroautos aus Liste strategisch wichtiger Industrie gestrichen
- Die Elektroauto-Prämie verpufft – wie die Regierung das Vertrauen der Autofahrer verspielt
- Chinas Elektroauto-Desaster – Überproduktion treibt die Branche in die Krise
- Toyota Strategie – Elektroautos nur noch in Länder in denen es eine echte Nachfrage gibt
