Chinas Marktdominanz in der Windkraftindustrie wächst bedrohlich und stellt westliche Anbieter zunehmend in den Schatten. Nachdem chinesische Unternehmen bereits in den Bereichen Solarzellen und Elektrofahrzeuge bedeutende Marktanteile erobert haben, setzt sich diese Entwicklung nun bei Windturbinen fort. Europäische Hersteller wie Siemens und Vestas stehen unter erheblichem Druck, was der geplante Offshore-Windpark vor Borkum nur verdeutlicht: Dort sollen riesige chinesische Turbinen installiert werden – ein Zeichen für die wachsende Marktdominanz der chinesischen Windkraftindustrie (nzz: 30.10.24).
Ein drohender Markteinbruch
Dass ausgerechnet in Deutschland chinesische Turbinen zum Einsatz kommen, könnte den Beginn einer tiefgreifenden Verschiebung im Markt markieren. Chinas Marktdominanz gründet auf riesigen Produktionskapazitäten und äußerst niedrigen Kosten. Diese Vorteile erlauben es chinesischen Anbietern, ihre Windkraftanlagen weit günstiger auf dem Weltmarkt anzubieten.
Der resultierende Wettbewerbsvorteil bringt die ohnehin angeschlagene westliche Industrie in Bedrängnis. Für Europa steht dabei viel auf dem Spiel: Neben Marktanteilen drohen auch wichtige Technologien und Arbeitsplätze verloren zu gehen, sollten westliche Anbieter weiterhin gegen die chinesischen Preise nicht bestehen können.
Wachsende Abhängigkeit durch Marktdominanz
Im Bereich Produktionskapazitäten hat China fast 70 Prozent des weltweiten Marktes unter seiner Kontrolle, eine deutliche Marktdominanz, die westliche Anbieter zunehmend in die Defensive zwingt. Besonders betroffen sind Firmen wie das Schweizer Unternehmen Gurit, das mit Umsatzrückgängen und Restrukturierungen kämpft. Während die westlichen Hersteller mit Kosten und Qualitätsproblemen zu kämpfen haben, profitieren chinesische Unternehmen von staatlichen Subventionen und günstigeren Produktionsbedingungen. Die Abhängigkeit von chinesischen Lieferungen könnte sich in strategisch bedeutsamen Bereichen der Windkraft zu einem langfristigen Problem entwickeln.
Droht eine Wiederholung des Solarzellen-Debakels?
Die EU hat in der Vergangenheit den Wettbewerb oft zu spät reguliert, was dazu führte, dass chinesische Anbieter den Markt für Solarzellen nahezu vollständig übernahmen. Sollte sich diese Marktdominanz nun auch auf die Windkraft ausdehnen, droht Europa eine ähnliche Abhängigkeit. Trotz ehrgeiziger Ziele zum Ausbau der Windenergie könnte die EU bald darauf angewiesen sein, große Teile ihrer Windkraftanlagen von chinesischen Herstellern zu beziehen – ein Szenario, das mit wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Risiken verbunden ist.
Schwacher Heimatschutz und die Risiken der Marktdominanz
Zwar prüft die EU derzeit Schutzmaßnahmen, um die Aktivitäten chinesischer Hersteller zu kontrollieren, doch bisher fehlen konkrete Schritte wie Strafzölle oder Importbeschränkungen. Diese wachsende Marktdominanz könnte Europas Energieversorgung langfristig gefährden und eine Schwäche in der geopolitischen Positionierung erzeugen. Schon jetzt haben chinesische Hersteller mit Investitionen und dem Aufbau von lokalen Strukturen in den Märkten eine starke Präsenz aufgebaut.
Gefahr für Innovation und Arbeitsplätze
Die chinesische Marktdominanz gefährdet die Wettbewerbsfähigkeit westlicher Hersteller und könnte langfristig zu einem Innovationsverlust führen. Die günstigen Preise und hohen Produktionskapazitäten der chinesischen Unternehmen setzen europäische Firmen massiv unter Druck. Sollte die westliche Windkraftindustrie weiter Marktanteile verlieren, stehen nicht nur Arbeitsplätze, sondern auch entscheidende technologische Fortschritte auf dem Spiel. Unternehmen wie Siemens Gamesa kämpfen bereits jetzt mit Qualitätsproblemen und hohen Kosten – Probleme, die die chinesische Konkurrenz nicht kennt. Ein Abbau europäischer Produktionskapazitäten würde unweigerlich zu einem Know-how-Verlust führen, den Europa kaum kompensieren könnte.
Europa steht vor einer kritischen Herausforderung
Obwohl einige Experten bezweifeln, dass die derzeitigen Maßnahmen der EU ausreichen, um die wachsende Marktdominanz Chinas zu stoppen, sind westliche Hersteller in Europa noch stark verankert. Doch ohne gezielte Unterstützung und politische Maßnahmen könnte diese Dominanz bald auch den Windkraftsektor gefährden. Europa muss entscheiden, ob es die eigenen Windkraftkapazitäten durch Investitionen und Protektionismus stärkt oder das Risiko eingeht, erneut in eine strategische Abhängigkeit zu geraten.
Lesen Sie auch:
- Windkraftindustrie in der Krise
- Chinas neuer Vorstoß – Deutschlands Windkraftindustrie im Visier
- Windkraftindustrie in der Krise: EU-Kommission setzt auf drastische Maßnahmen
- EU am Scheideweg: Chinesische Konkurrenz bedroht die heimische Windkraftindustrie