China hat den Bau neuer Kohlekraftwerke im vergangenen Jahr stark vorangetrieben. Die Zahl der neu genehmigten Anlagen sei so hoch gewesen wie zuletzt im Jahr 2015, heißt es in einem am Montag veröffentlichten Bericht des finnischen Centre for Research on Energy and Clean Air (CREA) und dem Global Energy Monitor (GEM). Die Klimaexperten sehen die Klimaschutzziele der Regierung in Peking in Gefahr (Spiegel: 27.02.23).
China baut sechsmal so viele neue Kohlekraftwerke wie der Rest der Welt
„Die Geschwindigkeit, mit der die Projekte von der Genehmigung bis zum Bau im Jahr 2022 vorankamen, war außergewöhnlich“, erklärte die GEM-Analystin Flora Champenois. „China ist nach wie vor die eklatante Ausnahme im weltweiten Rückgang des Ausbaus von Kohlekraftwerken.“ Die Kohlekraftwerkskapazität, mit deren Bau China im Jahr 2022 begonnen hat, ist demnach sechsmal so hoch wie die neuen Kohlekraftkapazitäten in der gesamten restlichen Welt.
Chinas Präsident Xi Jinping hat angekündigt, dass sein Land von 2030 an seinen CO₂-Ausstoß reduzieren und bis 2060 klimaneutral sein will. China ist einer der größten Treibhausgasemittenten der Welt, Klimaschützer messen dem Vorhaben daher immense Bedeutung zu. CREA und GEM warnten nun, dass der massive Ausbau der Kohlekraftwerke das Erreichen des 2060er-Ziels bedeutend erschwere.
Neue Kohlekraftwerke trotz Ankündigung der Klimaneutralität
Bislang deckt Kohlestrom rund 60 Prozent des chinesischen Bedarfs ab. Die meisten der neu genehmigten Kraftwerke entstehen in Provinzen, die in den vergangen zwei Jahren infolge von Rekordhitzewellen unter Stromknappheit gelitten hatten. Die Klimaexperten sehen darin einen Teufelskreis, da die extremen Wetterphänomene mit dem Klimawandel zusammenhängen, der wiederum vom Treibhausgas der Kraftwerke angekurbelt wird.
China investiert auch massiv in den Ausbau der erneuerbaren Energien. Die Behörden geben zudem an, dass die neuen Kohlekraftwerke in erster Linie zur Sicherung vor Ausfällen bei Engpässen und zur Netzstabilisierung dienen sollen. Allerdings geht aus der Untersuchung von CREA und GEM hervor, dass viele der neuen Kraftwerke genau in den Provinzen entstehen, die beim Ausbau der Erneuerbaren hinterherhinken.
AFP
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