Die Chartergebühren für Flüssigerdgastanker haben ein Rekordhoch von 397.500 US-Dollar pro Tag erreicht (Businessinsider: 11.10.22). Die europäischen Länder stocken ihre Gasvorräte für den Winter auf, um die ausbleibenden russischen Gaslieferungen zu ersetzen.
Die Chartergebühren für LNG-Tanker haben sich seit Februar fast auf das Dreißigfache erhöht
Moskau hat eine Energiekrise auf dem Kontinent ausgelöst, indem es die Versorgung über wichtige Pipelines immer weiter reduzierte. Die Chartergebühren für Schiffe, die verflüssigtes Erdgas befördern, erreichten mittlerweile ein Allzeithoch. Die Preise werden vor allem durch Europas Bemühungen, die Gasspeicher zur Energieversorgung für den Winter zu sichern, immer weiter in die Höhe getrieben.
Laut den Daten von Spark Commodities kostet es jetzt 397.500 US-Dollar pro Tag, ein LNG-Schiff im Atlantik zu chartern. Die Schiffe sind für die Lagerung und den Transport von LNG auf dem Seeweg zu einem Küstenziel ausgestattet. Ihre Fracht löschen sie an europäischen LNG-Terminals, wo das Flüssiggas erhitzt und in die nationalen Gasleitungen gepumpt wird.
Ein LNG-Tanker kostet bereits knapp 400.000 US-Dollar pro Tag
Seit Russland Ende Februar in die Ukraine einmarschiert ist, sind die Frachtraten in die Höhe geschossen. Die durchschnittlichen Kosten für das Chartern eines Schiffes sind in dieser Zeitspanne von 14.300 USD auf knapp 400.000 USD pro Tag gestiegen. Der Krieg in der Ukraine hat Europa dazu gezwungen, Flüssiggas zu nahezu jedem Preis am Weltmarkt aufzukaufen. Dadurch stieg die europäische Nachfrage nach LNG, laut der internationalen Energieagentur, bis August um 65 % im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Jahr 2021. Ein Großteil dieser Lieferungen erfolgt über den Seeweg. Lieferungen aus den USA machten laut Daten des US-amerikanischen Dienstleistungsunternehmens Refinitiv im Jahr bis September mehr als 70 % der Gasimporte aus.
Moskau hat seine Gaslieferungen nach Europa im August weitgehend eingestellt. Deutschland war bis dahin stark von den russischen Gaslieferungen abhängig. Die vom Kreml kontrollierte Gazprom hat seit August alle Lieferungen über die wichtige Pipeline Nord Stream 1 vollständig eingestellt und andere Pipelines wiederholt geschlossen. Einige europäische Länder haben Russland auch beschuldigt, Pipelines absichtlich sabotiert zu haben, nachdem im vergangenen Monat Lecks in beiden Ostseepipelines entdeckt worden waren.
Europa überbietet LNG-Käufer aus Asien, um genug Gas für den Winter zu bekommen
Das hat zu noch höherer Nachfrage nach LNG bei europäischen Käufern geführt. Deutschland hat fünf Spezialtanker gechartert, die das Gas erstmals als schwimmende Terminals an Land pumpen sollen. Wladimir Putins „Gas-Erpressung“ scheitere, weil die LNG-Revolution es Europa ermöglicht, seine Abhängigkeit von Russland zu beenden, so der Yale-Professor Jeffrey Sonnenfeld. Die dortigen Länder haben sich bereits genügend alternative Quellen gesichert, um fehlende russische Lieferungen auszugleichen, da sie die Konkurrenten in Asien und anderswo einfach beim Preis überbieten. Das hat allerdings auch zu einem massiven Anstieg der Gaspreise mit entsprechenden wirtschaftlichen Folgen geführt.
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