Die EU wird sowohl von der Wirtschaft als auch von der Politik für ihre Langsamkeit und Bürokratie kritisiert. Die Automobilbranche bemängelt zudem eine zu starke Betonung auf Elektrofahrzeuge. Der Fortschritt bei der Förderung industrieller Großprojekte in der EU verläuft unzureichend, was zu einem Verlust der Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Nordamerika und Ostasien führt. Diese Kritik wurde auf dem Jahresempfang des Automotiv-Netzwerks Autoregion durch Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) und den Bosch-Vorstand Klaus Mäder geäußert. Rehlinger und Mäder bemängelten auch, dass sich die EU beim Verkehrssektor ausschließlich auf Elektromobilität konzentriert. Er hält diese Entscheidung für einen „Riesenfehler“ (saarbruecker-zeitung: 08.02.23).
Warnung vor mangelnder Wettbewerbsfähigkeit Europas im Automobilsektor
Auf dem Jahresempfang des Automotiv-Netzwerks Autoregion warnte Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) am Dienstagabend vor der langsamen Arbeitsweise der EU-Kommission. Es gebe immer wieder Schwierigkeiten bei der Abstimmung mit den nationalen Regierungen und den Bundesländern, was das Vorantreiben von Projekten erschwere. Im Vergleich dazu agiere die USA schnell und effizient bei der Umsetzung ihres Inflationsreduzierungsgesetzes (IRA), welches ein Fördervolumen von 430 Milliarden Dollar für die US-Industrie bereitstelle.
Ministerpräsidentin Anke Rehlinger stellte die Frage: „Wollen wir noch Industrie hier im Land haben?“ und glaubt, die Antwort auf diese Frage in den kommenden Monaten zu finden. Klaus Mäder kritisierte die komplexen Fördermechanismen in der EU und bemerkte, dass Prozesse in Ländern wie Japan, China, Südkorea und den USA deutlich schneller verlaufen. Rehlinger und Mäder sind sich einig, dass Europa einen kompletten Neuanfang braucht, um auf diesem Gebiet wettbewerbsfähig zu bleiben.
Vorstand von Bosch hält Europas Konzentration auf Elektromobilität für einen Riesenfehler
Klaus Mäder äußerte auch Kritik an der ausschließlichen Konzentration Europas auf die Elektromobilität und der geplanten Verbotsregelung für Autos mit Verbrenner-Motoren ab 2035. „Das ist ein Riesenfehler“, sagte Mäder, der für alle Bosch-Werke verantwortlich ist, die Komponenten für die Automobil-Industrie liefern.
Laut Mäder setzen andere Teile der Welt unterschiedliche Prioritäten für die Mobilität der Zukunft. „Die USA favorisieren die Brennstoffzelle, in der mithilfe von Wasserstoff Strom erzeugt wird“, sagte er. „China setzt nur in den Ballungsgebieten auf E-Autos und ansonsten auf Hybrid, eine Kombination aus Elektro- und Verbrenner-Antrieb. Südamerika bleibt traditionell bei Verbrenner-Motoren, angetrieben mit Bio-Ethanol aus Pflanzen.“
„Eine einseitige Konzentration auf Elektroautos kann für das Saarland den Verlust von 20.000 Arbeitsplätzen bedeuten“, warnte Armin Gehl, Geschäftsführer der Autoregion, in Bezug auf die Entscheidung der EU, Brennstoffmotoren bis 2035 auszuschließen. „Mit dieser Entscheidung trennen wir uns von der Weiterentwicklung dieser Technologie“, fügte er hinzu. Der Verein Autoregion, gegründet von Gehl, hat inzwischen 200 Mitglieder in der Großregion Saarland, Rheinland-Pfalz, Lothringen und Luxemburg.