Europa versucht mit vielen Maßnahmen den CO₂-Ausstoß zu reduzieren. Dazu definiert die EU immer geringere Grenzwerte für Autos, es gibt Vorschriften zur Dämmung von Häusern und sogar eine Begrenzung der Leistung von Staubsaugern, um so viel Energie wie möglich zu sparen. Jetzt haben erste EU-Politiker die Kryptowährung Bitcoin ins Visier genommen, denn diese braucht riesige Mengen Strom.
EU-Politiker kritisieren Stromverbrauch der Kryptowährungen
„Warum sollte das Kryptomining eine Ausnahme sein?“, fragt der spanische Grünen-Abgeordnete Ernest Urtasun und verweist auf die geltenden Energieeffizienzkriterien in anderen Wirtschaftszweigen. Dabei wird er vom SPD-Politiker Joachim Schuster mit der Aussage, „Energetisch ist der Bitcoin völliger Irrsinn“ unterstützt.
Die Technik zur Generierung von Bitcoins verbraucht extrem viel Strom. Beim sogenannten Mining müssen Computer immer kompliziertere Aufgaben lösen. Die entstandenen Serverfarmen wachsen stetig und benötigen immer mehr Strom.
Die EU verbietet mittlerweile den Verkauf von stromfressenden Kühlschränken und Staubsaugern, den Stromverbrauch beim Mining von Kryptowährungen hat man bisher aber noch nicht bewertet.
China hat Bitcoin-Mining bereits verboten
In China wurde die energieintensive Miningmethode „proof of work“ mit dem Argument, dass diese Technologie den Plan klimaneutral zu werden, gefährdet, verboten. Aufgrund der geringen Energiekosten entstand bis zum Verbot jeder zweite Bitcoin in China.
Ein Großteil der Server haben die Betreiber nach dem Verbot nach Kasachstan verlagert, da dort Kohlestrom besonders billig ist. In Kasachstan unterstützte die Regierung das Mining sogar und förderte den Aufbau von Serverfarmen mit Millionen Dollar, was zu einer nahezu Verdoppelung der dort installierten Rechenleistung führte. Der hohe Stromverbrauch führte allerdings zu vermehrten Stromausfällen, sodass Kasachstan Strom aus Russland zukaufen musste. Jetzt will Kasachstan Atomkraftwerke bauen, um das Stromnetz zu stabilisieren.
Kryptowährungen brauchen weltweit 125 Terawattstunden Strom im Jahr
Der Cambridge Bitcoin Electricity Consumption Index (CBECI), erfasst mittlerweile, wie viel Strom das Bitcoin-Mining weltweit verbraucht. Der Wert beläuft sich mittlerweile auf gut 125 Terawattstunden pro Jahr. Damit verbraucht der Bitcoin bereits mehr Strom als die Niederlande und nähert sich bereits dem Stromverbrauch von Polen an.
Allerdings listet der Index nicht auf, wie viel Strom davon auf Europa entfällt. Die Forscher gehen davon aus, dass 5 Prozent davon auf Deutschland entfallen.
Außer China haben auch Ägypten, der Irak, Algerien und Tunesien das Bitcoin-Mining und einige auch Bitcoin Transaktionen verboten.
In der EU hat man bisher über so einen Schritt noch nicht nachgedacht. Das Thema Kryptowährung ist allerdings auch für die Umweltschutzorganisationen bisher noch kein Thema, obwohl dabei enorme Mengen an Strom verbraucht werden.
Erste Diskussionen über Nachhaltigkeit von Bitcoin in der EU
Ein Vertreter der EU-Kommission sagte allerdings, dass man jetzt dabei sei, mit den Mitgliedstaaten über Fragen der Nachhaltigkeit bei Kryptowährungen zu diskutieren. Die Kommission wolle in erster Linie die Industrie dazu animieren, Anwendungen von sehr energieintensiven Blockchains der ersten Generationen auf modernere Blockchain-Protokolle zu migrieren.
Erik Thedéen, Vizechef der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde Esma, hat mit einem Blog die Aufmerksamkeit auf den Stromverbrauch gelenkt. Demnach sei zwischen April und August 2021 der Stromverbrauch für das Mining in Schweden um ein Vielfaches gestiegen und mittlerweile so hoch wie der Verbrauch von 200.000 schwedischen Haushalten. Er fordert, die Emissionen für das Mining sofort zu stoppen.
In Lappland schürft die kanadische Firma Hive die Kryptowährung Ether. Diese wird wie auch der Bitcoin mit der stromintensiven „Proof of work“-Methode geschaffen.
Umstellung von Mining-Verfahren könnte Strom sparen
Die Kryptowährung Ether soll vom „Proof of work“-Verfahren auf das „proof of stake“-Verfahren umgestellt werden. Diese Methode soll mit 0,001 Prozent der Energie auskommen, die das Bitcoin-Mining verbraucht. Die Umstellung wurde zwar schon lange angekündigt, aber bisher noch nicht umgesetzt.
Eine entsprechende Umstellung wäre technisch auch beim Bitcoin möglich. Darauf müssten sich aber alle Betreiber der Serverfarmen einigen. Eine entsprechende Umstellung würde zugleich deren Geschäftsmodell zerstören, deshalb ist es praktisch ausgeschlossen, dass es zu so einer Umstellung kommen wird.