In der deutschen Bauindustrie zeichnet sich für 2024 ein spürbarer Jobabbau ab. Experten rechnen damit, dass rund 10.000 Arbeitsplätze verloren gehen könnten. Das wäre ein signifikanter Einschnitt, da dies etwa einem Prozent der Gesamtbeschäftigung in der Branche entspricht. Im vergangenen Jahr waren schätzungsweise 927.000 Menschen im Bauhauptgewerbe tätig. Diese Informationen wurden von Tim-Oliver Müller, dem Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverbands HDB, an die Nachrichtenagentur dpa übermittelt. „Wir rechnen derzeit damit, dass in den kommenden Monaten etwa 10.000 Arbeitsplätze abgebaut werden müssen“, so Müller. Die Hauptursache für diese Entwicklung liegt in der schwachen Konjunktur im Bausektor, insbesondere im Wohnungsbau (zeit: 21.01.24).
Bauindustrie in Alarmbereitschaft: Deutlicher Erlöseinbruch bedroht zukünftige Wachstumschancen im Wohnungsbau
Der Wohnungsbau, einst eine treibende Kraft der Branche, erlebt einen deutlichen Rückgang. Die Erlöse sind hier um zwölf Prozent eingebrochen. Müller prognostiziert für 2024 einen weiteren Rückgang um zwölf Prozent. Die Lage ist besorgniserregend, denn eine Umfrage unter HDB-Mitgliedsfirmen verdeutlicht das düstere Bild: Von 450 befragten Firmen erwarten 55 Prozent eine Verschlechterung ihrer Ertragslage. Zwar planen 60 Prozent der Unternehmen, ihre Belegschaftszahlen konstant zu halten, jedoch sehen sich fast ein Drittel gezwungen, Arbeitsplätze zu streichen. Nur zwölf Prozent der Firmen planen eine Expansion.
Die Bauindustrie hatte seit der globalen Finanzkrise 2008 ein kontinuierliches Wachstum erfahren. In jenem Jahr waren etwa 700.000 Menschen in der Branche beschäftigt, und bis 2022 stieg die Zahl der Beschäftigten auf mehr als 900.000 an. Allerdings stagnierte die Beschäftigungszahl im letzten Jahr, was die Branche zusätzlich unter Druck setzt.
Fachkräftemangel und wirtschaftliche Herausforderungen in der Bauindustrie
Neben dem Jobabbau steht die Bauindustrie auch vor dem Problem des Fachkräftemangels. Müller betont, dass allein aufgrund des demografischen Wandels bis 2030 rund 120.000 Fachkräfte fehlen könnten. „Wir müssen einstellen, um das Fachkräfteniveau annähernd zu halten – trotz Krise“, betonte Müller.
Die Herausforderungen werden durch steigende Zinsen und hohe Materialkosten noch verschärft. Der Wohnungsbau in Deutschland stockt. Das Ifo-Institut prognostiziert für dieses Jahr die Fertigstellung von nur etwa 225.000 Wohnungen, verglichen mit geschätzten 270.000 im Vorjahr. Die DZ Bank sieht ebenfalls einen Abwärtstrend. Bis 2025 könnte die Zahl der fertiggestellten Wohnungen auf nur noch 200.000 sinken. Dies steht im Gegensatz zu den Zielen der Ampelkoalition, die eine deutlich höhere Zahl an Neubauten angestrebt hatte. Der Wohnungsmangel in Städten führt zu einem weiteren Anstieg der Mieten.
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