Europas Batterieindustrie steht vor einer schweren Krise. Ambitionierte Projekte, die Europa unabhängig von asiatischen Herstellern machen sollten, scheitern zunehmend. Bauverzögerungen, Insolvenzen und die Marktdominanz chinesischer Konkurrenten gefährden Europas Rolle im Rennen um die Elektromobilität (zeit: 30.11.24). Experten gehen davon, dass Europa sein Risiko nicht realistisch eingeschätzt und sich dadurch wirtschaftlich und politisch in eine schwierige Lage manövriert hat.
Baustopps und gescheiterte Projekte
Das ACC-Werk in Kaiserslautern, ein Prestigeprojekt des Joint Ventures aus Stellantis, Mercedes-Benz und TotalEnergies, sollte als Symbol für Europas Ambitionen dienen. Doch die Arbeiten wurden im Juni 2024 pausiert. Steigende Kosten und die sinkende Nachfrage nach Elektroautos machten eine Fortsetzung unmöglich. Das Unternehmen kündigte an, auf kostengünstigere Technologien setzen zu wollen, doch dieser Baustopp stellt einen herben Rückschlag dar.
Auch der chinesische Batteriehersteller SVolt hat sein Engagement in Europa aufgegeben. Ursprünglich waren Werke im Saarland geplant, doch eine veränderte Marktlage und der Verlust eines Großauftrags führten im Oktober 2024 zur Entscheidung, das Europageschäft vollständig einzustellen. Dieser Rückzug hinterlässt nicht nur geplante Fabriken, sondern auch die Hoffnung auf mehr Wettbewerb im Batteriegeschäft unvollendet.
Die schwerwiegendste Nachricht betrifft jedoch Northvolt. Der schwedische Batteriehersteller, einst als Schlüsselspieler für Europas Batterieproduktion gefeiert, meldete im November 2024 Gläubigerschutz in den USA an. Hohe Schulden, der Verlust eines milliardenschweren BMW-Auftrags und Massenentlassungen setzen das Unternehmen unter enormen Druck. Trotz massiver Investitionen gelang es Northvolt nicht, gegen die asiatische Konkurrenz zu bestehen.
Europas Abhängigkeit von Asien
Die Dominanz asiatischer Hersteller, insbesondere aus China, zeigt die Schwierigkeiten in Europa eine wettbewerbsfähige Batterieproduktion aufzubauen. Kostengünstigere Fertigungsprozesse und größere Produktionskapazitäten verschaffen asiatischen Unternehmen weiterhin einen entscheidenden Vorteil. Trotz ambitionierter Projekte scheitert Europa bislang daran, die Abhängigkeit von Importen zu reduzieren und eigene Produktionskapazitäten nachhaltig zu etablieren.
Politische Forderungen und Herausforderungen in Europa
Politische Stimmen werden lauter, die eine stärkere Unterstützung der heimischen Batterieproduktion fordern. Schweden, Deutschland und Frankreich drängen auf EU-weite Maßnahmen, um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern und die ambitionierten Klimaziele zu erreichen. Subventionen allein werden jedoch nicht ausreichen, um die Herausforderungen zu bewältigen.
Der Weg aus der Krise – Anpassung der Rahmenbedingungen
Die Politik muss die grundlegenden Rahmenbedingungen anpassen, um der europäischen Batterieindustrie eine echte Perspektive zu geben. Es bedarf einer grundlegenden Beseitigung der ausufernden Bürokratie, die Unternehmen und Projekte lähmt. Die Steuer- und Abgabenlast, die im internationalen Vergleich häufig als übermäßig hoch wahrgenommen wird, muss gesenkt werden. Vor allem aber ist eine günstige und weltmarktfähige Energieversorgung unerlässlich. Ohne billige und stabile Energie bleiben europäische Unternehmen im globalen Wettbewerb chancenlos. Nur durch diese Maßnahmen kann der europäische Batterietraum noch gerettet werden.
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