Die deutsche Autobahn steht heute für Gegensätze, die kaum größer sein könnten. In Berlin floss fast eine Dreiviertelmilliarde Euro in nur wenige Kilometer der A100 (fr: 29.08.25), während in Brandenburg die A14 trotz jahrelanger Planung ins Stocken gerät (nordkurier: 29.08.25). Auf der einen Seite sorgt ein gigantischer Autobahn-Ausbau für explodierende Milliardenkosten, auf der anderen Seite lähmt eine Finanzierungslücke die Region Prignitz. Dieses Spannungsfeld offenbart die Schwächen der deutschen Verkehrspolitik und gefährdet den Wirtschaftsstandort gleichermaßen.
A14: Autobahn-Lücke als Risiko für die Region
Die A14 soll Nord und Süd in Ostdeutschland verbinden. Doch ein Loch von rund 670 Millionen Euro droht den Bau zu blockieren. Die Projektgesellschaft stoppte bereits Ausschreibungen, und solange der Bundeshaushalt nicht feststeht, hängt das Projekt in der Luft. Offizielle Stellen versprechen Kontinuität, doch Klarheit fehlt.

Für den Wirtschaftsstandort Prignitz ist das eine Katastrophe. Unternehmer aus der Region sprechen von „politischem Unfug“ und erinnern daran, dass Firmen nur mit der Zusage einer Autobahn investiert hätten. Ohne den Lückenschluss verliert die Region Vertrauen und Entwicklungschancen. Der Stillstand zeigt, wie lückenhaft die Verkehrspolitik agiert.
Stillstand trifft Wirtschaft und Tourismus
Auch Vertreter von Gewerbezentren schlagen Alarm. Fehlende Planungssicherheit senkt die Attraktivität für Fachkräfte, neue Ansiedlungen bleiben aus. Tourismus, Gastronomie und Hotels leiden ebenfalls unter der schwachen Anbindung.
Die Industrie- und Handelskammer fordert deshalb klare Zusagen. Sie betont, die A14 sei Grundlage für Investitionen, Verlässlichkeit und Wachstum. Ohne dieses Projekt droht die Prignitz, ihre Rolle als Wirtschaftsstandort einzubüßen. Zugleich steigen die Baupreise, was langfristig die Milliardenkosten erhöht und den dringend nötigen Autobahn-Ausbau weiter erschwert.
A100: Autobahn mit extremen Kosten
Ein völlig anderes Bild zeigt die Hauptstadt. Dort kostete ein Abschnitt der A100 mit nur 3,2 Kilometern Länge unglaubliche 721 Millionen Euro. Das bedeutet etwa 225 Millionen Euro pro Kilometer – ein Rekordwert in Deutschland. Die Freigabe führte sofort zu langen Staus, weil Autofahrer den neuen Abschnitt unbedingt testen wollten.
Die Kritik fiel scharf aus. Politiker verschiedener Parteien verurteilten das Projekt, und Fachleute verwiesen auf Engpässe. Eine alte Spreebrücke beschränkt die Kapazität bis mindestens 2028 auf nur eine Spur. Dieser Autobahn-Ausbau steht damit bereits kurz nach der Eröffnung als Symbol für ineffiziente Verkehrspolitik.
Prestige statt Nutzen
Berlins Regierung verkauft die A100 als Entlastung. Doch Realität und Versprechen klaffen weit auseinander. Statt fließendem Verkehr gab es sofort Stau, statt sinnvoller Investitionen explodierende Milliardenkosten.
So zeigen A14 und A100 zwei Extreme der deutschen Autobahn-Planung: teure Prestigeprojekte in der Hauptstadt und lähmender Stillstand im ländlichen Raum. Am Ende verliert das Land Glaubwürdigkeit und Substanz. Die Schieflage beim Autobahn-Ausbau schwächt zudem die Wettbewerbsfähigkeit, was den Wirtschaftsstandort Deutschland nachhaltig belastet.
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